Finanzen

Anleihekäufe der EZB könnten Deutschland bis zu 95 Milliarden Euro kosten

Das OMT-Programm der EZB ist für Deutschland mit erheblichen Risiken behaftet.
31.05.2017 00:48
Lesezeit: 1 min

Die Euro-Rettung über das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte Deutschland bis zu 95 Milliarden Euro kosten. Dies geht aus Antworten der EZB auf Fragen des Bundesverfassungsgerichts hervor, wie der Tagesspiegel berichtet. Das Risiko eines Totalausfalls aller von der EZB angekauften Papiere im Wert von 2,3 Billionen Euro bis zu Jahresende gilt demnach aber als extrem unwahrscheinlich, analysiert die AFP, ohne jedoch ins Detail zu gehen.

Gegner der EZB-Politik wie der ehemalige CSU-Vizevorsitzende Peter Gauweiler klagen derzeit vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Quantitative Lockerung (englisch: Quantitative Easing) bezeichnete Anleihekaufprogramm der Zentralbank. Eine frühere Klage gegen das erste Anleihekaufprogramm OMT, das bislang gar nicht zum Einsatz gekommen ist, hatte Karlsruhe abgewiesen.

Aus den Antworten der EZB geht dem Bericht zufolge hervor, dass die Mitgliedstaaten zum einen für die Staatsanleihen haften, die die EZB selbst kauft. Zum anderen müssen sie auch gemeinsam für Verluste aus Anleihen von internationalen Organisationen oder Entwicklungsbanken einstehen, die die EZB oder Mitgliedstaaten erwerben.

Beide Gruppen von Papieren stehen für 20 Prozent aller Anleihekäufe aus dem öffentlichen Sektor – und damit für Papiere im Wert von 380 Milliarden Euro. Weil Deutschland über die Bundesbank mit 25 Prozent der größte Anteilseigner der EZB ist, trägt die Bundesrepublik dabei das größte Risiko.

Das Quantitative-Easing-Programm gilt als größtes geldpolitisches Experiment in der Geschichte des Euro und wird vor allem in Deutschland mit viel Skepsis gesehen. Die Kläger kritisieren, die EZB ermögliche mit dem Programm, dass bereits völlig überschuldeten Staaten sich weiter mit Krediten finanzieren können, anstatt ihre Haushalte zu sanieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...