Politik

Kabul: Viele Tote bei Anschlag nahe deutscher Botschaft

Lesezeit: 2 min
31.05.2017 10:05
Im Diplomatenviertel der afghanischen Hauptstadt Kabul hat sich ein verheerender Anschlag ereignet.
Kabul: Viele Tote bei Anschlag nahe deutscher Botschaft

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei einem verheerenden Bombenanschlag in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 80 Menschen getötet worden. Rund 350 weitere wurden verletzt, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, Ismail Kawusi, am Mittwoch sagte. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte, auch ein afghanischer Wächter der deutschen Botschaft sei umgekommen, zudem seien mehrere Bedienstete verletzt worden. Das Hauptgebäude der Botschaft im schwer gesicherten Diplomaten- und Regierungsviertel wurde massiv beschädigt. Wie Fotos zeigen, sprengte die Explosion unter anderem Dutzende Fensterscheiben heraus.

Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu dem Autobombenanschlag. Die radikalislamischen Taliban ließen aber verlauten, sie seien es nicht gewesen. Ähnliche Anschläge hatte zuletzt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert.

Der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, sagte, der oder die Attentäter könnten einen schwarzen Tanklastwagen für Wasser mit Sprengstoff befüllt haben. „Aber weil die Explosion so schwer war, können wir das noch nicht mit Sicherheit sagen. Vom Tanker ist kaum noch etwas übrig.“ Die Wucht der morgendlichen Explosion habe mindestens 50 Fahrzeuge zerstört.

Es ist der achte schwere Anschlag in Kabul seit Jahresbeginn. Dabei wurden Hunderte Menschen getötet oder verletzt.

Auch die französische Botschaft wurde beschädigt. „Wir sind dabei, die Nationalität der Opfer und das Ausmaß der materiellen Schäden zu überprüfen“, erklärte der Sprecher des Außenministerium in Paris.

In dem massiv beschädigten Hauptgebäude der deutschen Botschaft, das hinter einer Mauer zur Straße liegt, haben auch der Botschafter und sein Stellvertreter ihre Büros. Mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraute Quellen sagen, es sei geplant gewesen, den Schutz zu verstärken und Büros weiter in andere Gebäude im Inneren des Geländes zu verlegen. Man habe sich in diesem Haus an einer belebten Straßenecke exponiert gefühlt. Bilder zeigten ausgebrannte Autowracks und eine stark beschädigte Außenmauer der Botschaft.

Im Winter war bei einem ähnlichen Angriff das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Scharif in Nordafghanistan schwer beschädigt worden. Die Konsulatsmitarbeiter arbeiten nun aus dem deutschen Militärlager heraus.

Nach Angaben des Innenministeriums detonierte die Bombe an einer viel befahrenen Straße zwischen der deutschen Botschaft und einem Sicherheitsposten am Sanbak-Platz. Die Straße ist eng und wird an beiden Seiten von hohen Sprengschutzmauern begrenzt.

Was das Ziel war, blieb zunächst unklar. Aus einer Stellungnahme der Nato-Mission Resolute Support scheint hervorzugehen, dass afghanische Sicherheitskräfte verhindert haben, dass das Fahrzeug in eine gesicherte Zone Richtung Nato-Hauptquartier und Präsidentenpalast eindringen konnte.

In den Vierteln liegen aber auch viele andere Botschaften und afghanische Ministerien. Tausende Mitarbeiter dieser Ministerien, von Botschaften und anderen Büros waren zur Zeit der Explosion gegen 8.30 Uhr (Ortszeit) auf dem Weg zur Arbeit.

Ein Hauptquartier von Afghanistans größter Telekommunikationsfirma Roshan liegt ebenfalls sehr nahe dem Anschlagsort. Der Sender Tolo TV meldete, viele der Opfer seien Roshan-Mitarbeiter.

Die Nato-Mission Resolute Support ließ verlauten, man sei dabei zu überprüfen, wie es allen Nato-Mitarbeitern gehe. Afghanische Medien berichteten, es seien nun ausländische Soldaten am Ort der Explosion. Deutschland will am Mittwochabend wieder abgelehnte afghanische Asylbewerber zurück nach Kabul schicken. Die deutsche Bundesregierung beschreibt Kabul oft als sicher.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...