Politik

Finanzinvestoren wollen italienische Krisen-Banken nicht retten

Lesezeit: 2 min
02.06.2017 23:50
Zwei italienische Krisenbanken haben wenig Chancen, von privaten Investoren gerettet zu werden. Sie hoffen nun auf die Rettung durch den Steuerzahler nach dem Vorbild der Monte Paschi.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Italien  
Banken  

An den beiden italienischen Krisenbanken Popolare di Vicenza und Veneto Banca wollen sich Reuters zufolge keine Finanzinvestoren beteiligen. Solche Kapitalgeber seien zwar wiederholt angesprochen worden, in die beiden Verluste schreibenden Institute zu investieren. Diese hätten aber wenig Appetit gezeigt, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenangentur. Einem zweiten Insider zufolge finden im Augenblick keine Gespräche mit Finanzinvestoren statt.

Die beiden Banken müssen eine milliardenschwere Kapitallücke schließen. Insidern zufolge haben die Geldhäuser Schwierigkeiten, die erforderlichen 1,2 Milliarden Euro an privaten Mitteln einzusammeln. Dies ist notwendig, damit die EU-Kommission staatlichen Hilfen für die Institute zustimmt. Der von Banken und Versicherern getragenen Rettungsfonds Atlante hatte bereits im vergangenen Jahr 3,4 Milliarden Euro für die beiden Krisenbanken aufgebracht. Er ist nicht bereit, weitere Gelder in sie zu pumpen. Für das kriselnde Institut Monte dei Paschi di Siena zeichnet sich hingegen eine Lösung ab. Die EU-Kommission hatte nach langem Ringen dem Rettungsplan der italienischen Regierung zugestimmt.

Damit dürfte der italienische Steuerzahler als letzter Retter in Frage kommen. Als Vorbild der Rettung könnte die Rettung der Monte dei Paschi dienen, die in dieser Woche vorerst das Schlimmste hinter sich gebracht hat.

Nach monatelangem Ringen hat die EU-Kommission dem Rettungsplan der italienischen Regierung für die Krisenbank Monte dei Paschi di Siena zugestimmt. Das Institut wird demnach mit Milliarden an Steuergeldern stabilisiert. Zuletzt wurde erwartet, dass der Staat 6,6 Milliarden Euro in das älteste Geldhaus der Welt pumpt und einen Anteil von rund 70 Prozent an der Bank aus der Toskana übernimmt.

Während die allermeisten Anleihegläubiger des Instituts von finanziellen Opfern direkt verschont wurden, sind die Aktionäre die Hauptleidtragenden der Krise bei Monte Paschi. Der Aktienkurs des Instituts war ab Mitte 2014 von rund 8,80 Euro bis Ende 2016 auf 0,15 Euro abgesackt. Zu den Verlierern  gehörte auch die Stiftung der Bank, die Fondazione Monte dei Paschi di Siena, welche den Großteil ihres Aktienbesitzes im Jahr 2014 mit Verlusten abstoßen musste. Die Sozialdemokratische Partei, die Siena seit Langem regiert, kontrollierte die Bank bis zu ihrem Rückzug über die Stiftung.

Auch der italienische Staat und damit der Steuerzahler gehören zu den Verlierern, weil ihm im Zuge der Umwandlung von Anleiheforderungen in Aktien Ende vergangenen Jahres rund 400 Millionen Euro an Zinseinnahmen aus den sogenannten „Monti-Bonds“ verloren gingen. Bei diesen handelte es sich um Anleihen der Banken, die das italienische Finanzministeriums erstmals 2009 gekauft hatte und die von der Monte Paschi in Aktien und damit Eigenkapital umgewandelt werden durften.

Im Dezember hatte die Bank unter der Last eines Berges an faulen Krediten den Staat um Hilfe gebeten, um eine Lücke von rund 8,8 Milliarden Euro in der Bilanz zu schließen. Zuvor war der Versuch gescheitert, den Finanzmarkt dafür anzuzapfen. Nachdem die private Rettung durch den Verkauf neuer Aktien und den Umtausch von Anleihen in Aktien nicht erzielt werden konnte, blieb der Bank nur noch die Staatshilfe.

Die Regierung beschloss daraufhin, das Institut mit einer Finanzspritze aus dem neuen Bankenhilfsfonds zu retten. Monte Paschi beantragte eine „vorsorgliche Rekapitalisierung“ die dem Staat nach den EU-Regeln Finanzhilfen für noch solvente Banken erlaubt, ohne private Anleger allzu sehr zur Kasse bitten zu müssen. Das ist gerade in Italien ein heißes Eisen für die Politik, weil Monte Paschi Anleihen für zwei Milliarden Euro an private Anleger verkauft hatte. Minister Padoan hatte versichert, dass der Staat die rund 40.000 Kleinanleger schützen wolle.

Auch die anderen kriselnden italienischen Banken dürften aufatmen. Nach der Stabilisierung der Monte Paschi mit Staatsgeldern kann die Regierung auch anderen angeschlagenen Banken wie der Banca Populare di Vincenza oder der Veneto Banca Hilfe in Zukunft nur noch schwer verweigern. Der Chef der Popolare di Vicenza erklärte bereits, er sehe nach dem EU-Deal mit Monte Paschi nun mehr Spielraum, um an weitere Staatshilfen zu gelangen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Bundestag berät über Haushaltspläne: Steuerzahlerbund zerreißt Finanzplanung
14.09.2024

Trotz wachsender Staatsverschuldung plant die Ampel-Koalition milliardenschwere Mehrausgaben. Der Steuerzahlerbund warnt vor fehlenden...

DWN
Panorama
Panorama Sepsis: Lebensbedrohlich und doch oft übersehen
14.09.2024

Eine Sepsis ist ein medizinischer Notfall und kann lebensbedrohlich sein. Besteht ein Verdacht, zählt jede Minute. Doch bei der Erkennung...

DWN
Immobilien
Immobilien IW-Studie: Bundesweiter Mietendeckel würde Wohnraum-Probleme noch weiter verschlimmern
14.09.2024

In Deutschland wurde im Jahr 2015 die Mietpreisbremse eingeführt, Berlin benutzt außerdem auch einen Mietendeckel. Doch laut einer...

DWN
Politik
Politik Konkurrenz ausgebootet – wie Konrad Adenauer erster Kanzler wurde
14.09.2024

Am 15. September 1949 wurde Konrad Adenauer zum ersten Kanzler der Bundesrepublik gewählt. Doch dieser Weg war alles andere als sicher....

DWN
Finanzen
Finanzen Family-Offices boomen: Vermögen der Superreichen wird sich bis 2030 fast verdoppeln
14.09.2024

Superreiche Familien werden ihr Vermögen bis 2030 um 4 Billionen Dollar auf knapp 10 Billionen vermehren, so eine Prognose der...

DWN
Panorama
Panorama Terrorgefahr: Strengere Sicherheitsmaßnahmen auf dem Oktoberfest
14.09.2024

Jedes Jahr lockt das Oktoberfest Millionen Besucher aus aller Welt nach München, was das Event zu einem internationalen Treffpunkt macht....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Sind technologische Monopole unvermeidlich?
14.09.2024

Mordecai Kurz, emeritierte Professor der Universität Stanford, promovierte vor mehr als 60 Jahren in Volkswirtschaft und veröffentlichte...

DWN
Panorama
Panorama Reben in der Hitze: Neuer Weingeschmack durch Klimawandel?
14.09.2024

Hohe Temperaturen sorgen für mehr Süße und weniger Säure im Most. Schmeckt unser Wein mit zunehmendem Klimawandel also bald anders? Mit...