Politik

Banco Popular bittet Kunden, nicht in Panik zu verfallen

In Spanien droht ein Bank-Run bei der Krisenbank Banco Popular.
04.06.2017 01:07
Lesezeit: 2 min

Nachdem der Aktienkurs der spanischen Banco Popular diese Woche um rund 40 Prozent eingebrochen war, sind Kunden und Mitarbeiter der Bank in Sorge. Sogar ein Bank-Run droht. Bank-Chef Emilio Saracho bittet nun dringend, nicht in Panik zu verfallen.

Spaniens Krisenbank Banco Popular verzeichnete am Freitag ihren stärksten Kurssturz seit dem Jahr 1989. Zeitweise war der Aktienkurs um 27 Prozent eingebrochen. Im Wochenverlauf verlor die sechstgrößte Bank des Landes knapp 40 Prozent ihres Marktwertes.

Bereist im ersten Quartal waren die Kundeneinlagen bei Banco Popular um ein Prozent zurückgegangen, berichtet Bloomberg. Doch wegen der sich ausweitenden Krise mit zahlreichen negativen Schlagzeilen in den spanischen Medien hätten die Kunden seitdem vermutlich mehr Geld abgezogen. Der Abzug von Kundeneinlagen kann schnell in einen Teufelskreis von Kurseinbrüchen und einem Bank-Run führen.

Doch nicht nur die Kunden der Bank sind in Sorge, sondern auch ihre Mitarbeiter. Laut einem Bericht der spanischen Zeitung Expansión hat Bank-Chef Emilio Saracho noch am Freitagabend einen Brief an seine 1.800 Manager geschickt. Darin bemüht er sich, diese zu beruhigen. Auch nach dem Kurssturz am Freitag sei die Bank zwar „in einer schwierigen Situation, aber weiterhin solvent“.

Zudem schreibt Emilio Saracho, die Bank stehe vor „schwierigen Umständen, aber wir unternehmen die größten Anstrengungen, um diese zu bewältigen“. Banco Popular habe eine Reihe von Optionen, darunter eine Kapitalerhöhung und eine Übernahme. Allerdings besteht der Grund für den Kurseinbruch am Freitag doch gerade darin, dass die Anleger keine dieser beiden Optionen mehr für glaubhaft halten.

Banco Popular sitzt auf faulen Immobilienkrediten in Höhe von aktuell rund 37 Milliarden Euro und braucht dringend frisches Kapital. Doch Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos hat sich geweigert, einen Bailout der Bank auch nur zu erwägen.

Daher sucht die Bank Partner für eine Kapitalerhöhung oder eine Übernahme. Doch die Kapitalerhöhung stößt auf Widerstand bei den bestehenden Aktionären, die in der Folge weitere Kursverluste hinnehmen müssten. Und für eine Übernahme gibt es noch immer keine Angebote.

Die faulen Immobilienkredite bei Banco Popular stammen noch aus den Jahren vor dem Immobiliencrash im Jahr 2008. Die Bank wurde im Jahr 1926 gegründet und ist in Spanien für seine engen Verbindungen zur katholischen Organisation Opus Dei bekannt. Bis zum Jahr 2007 galt sie als eine der profitabelsten Banken der Welt. Dann wurden die Probleme im spanischen Immobilienmarkt deutlich, und Aktienkurs brach um 98 Prozent ein.

Als der Bank im Jahr 2012 ein Kapitalbedarf bescheinigt wurde, lehnte sie Staatshilfen ab. Stattdessen startete sei eine Reihe von Aktienverkäufen, die bisher 5,5 Milliarden Euro eingebracht haben. Der langjährige Bank-Chef Angel Ron verließ Banco Popular Anfang 2017 und machte Platz für Emilio Saracho, einen früheren Vizevorstand von JPMorgan Chase & Co.

Im vergangenen Jahr verzeichnete Banco Popular einen Verlust in Höhe von 3,6 Milliarden Euro, und auch im ersten Quartal dieses Jahres verlor die Bank weitere 137 Millionen Euro. Sollte sich tatsächlich eine Bank für eine Übernahme finden, so müsste diese laut einem Bericht von Societe Generale selbst eine Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe vornehmen.

Diese Woche hatten die Probleme des spanischen Geldhauses bereits die europäische Bankenabwicklungsbehörde SRB auf den Plan gerufen. Laut einem Insider hat Behördenchefin Elke König Vertreter der EU gewarnt, das Institut müsse womöglich abgewickelt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Toronto: Flugzeug crasht auf Landebahn - wie durch ein Wunder keine Todesopfer
18.02.2025

Eine Passagiermaschine aus den USA mit 80 Personen an Bord hat in Toronto eine Bruchlandung hingelegt und kam kopfüber auf der Landebahn...

DWN
Politik
Politik YouGov-Umfrage: CDU verliert an Boden - Linke setzt zum Höhenflug an
18.02.2025

Kurz vor der Bundestagswahl sind viele Wähler noch unentschlossen. Die aktuelle YouGov-Wahlumfrage zeigt größere Veränderungen bei den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturerwartungen verbessern sich entgegen Prognosen - Hoffnungen ruhen auf neuer Regierung
18.02.2025

Die Stimmung unter Finanzexperten hellt sich deutlich auf: Die Erwartungen für die deutsche Wirtschaft verbessern sich unerwartet stark....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Auswandern deutscher Fachkräfte: Mehrzahl glaubt nicht mehr an Wohlstand durch harte Arbeit
18.02.2025

Karriere lieber im Ausland: Die Auswanderung junger Fachkräfte droht sich seit der Corona-Pandemie weiter zu beschleunigen, wie eine...

DWN
Politik
Politik Rubio trifft Lawrow: Außenminister-Treffen ohne EU und Ukraine - Selenskyj am Mittwoch in Saudi-Arabien
18.02.2025

In Riad haben die Außenminister der USA und Russlands, Marco Rubio und Sergej Lawrow, Gespräche über mögliche Verhandlungen zur...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z: Studie widerlegt Vorurteile über Arbeitsmoral
18.02.2025

Junge Menschen in Deutschland arbeiten mehr als je zuvor. Eine neue Studie zeigt: Die Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen ist seit...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen verlieren Schwung: Wall Street wird ungeduldig mit Trump
18.02.2025

Donald Trumps Regierung hat losgelegt wie die Feuerwehr: Zölle wurden eingeführt, Hunderte von Präsidialdekreten unterzeichnet, der...

DWN
Politik
Politik Macrons Plan für die Ukraine: Europäische Truppen als Friedensgarant?
17.02.2025

Europa ringt um eine Antwort auf den Ukraine-Krieg. Frankreich und Großbritannien wollen eine Friedenstruppe entsenden, Kanzler Scholz...