Nachdem der Aktienkurs der spanischen Banco Popular diese Woche um rund 40 Prozent eingebrochen war, sind Kunden und Mitarbeiter der Bank in Sorge. Sogar ein Bank-Run droht. Bank-Chef Emilio Saracho bittet nun dringend, nicht in Panik zu verfallen.
Spaniens Krisenbank Banco Popular verzeichnete am Freitag ihren stärksten Kurssturz seit dem Jahr 1989. Zeitweise war der Aktienkurs um 27 Prozent eingebrochen. Im Wochenverlauf verlor die sechstgrößte Bank des Landes knapp 40 Prozent ihres Marktwertes.
Bereist im ersten Quartal waren die Kundeneinlagen bei Banco Popular um ein Prozent zurückgegangen, berichtet Bloomberg. Doch wegen der sich ausweitenden Krise mit zahlreichen negativen Schlagzeilen in den spanischen Medien hätten die Kunden seitdem vermutlich mehr Geld abgezogen. Der Abzug von Kundeneinlagen kann schnell in einen Teufelskreis von Kurseinbrüchen und einem Bank-Run führen.
Doch nicht nur die Kunden der Bank sind in Sorge, sondern auch ihre Mitarbeiter. Laut einem Bericht der spanischen Zeitung Expansión hat Bank-Chef Emilio Saracho noch am Freitagabend einen Brief an seine 1.800 Manager geschickt. Darin bemüht er sich, diese zu beruhigen. Auch nach dem Kurssturz am Freitag sei die Bank zwar „in einer schwierigen Situation, aber weiterhin solvent“.
Zudem schreibt Emilio Saracho, die Bank stehe vor „schwierigen Umständen, aber wir unternehmen die größten Anstrengungen, um diese zu bewältigen“. Banco Popular habe eine Reihe von Optionen, darunter eine Kapitalerhöhung und eine Übernahme. Allerdings besteht der Grund für den Kurseinbruch am Freitag doch gerade darin, dass die Anleger keine dieser beiden Optionen mehr für glaubhaft halten.
Banco Popular sitzt auf faulen Immobilienkrediten in Höhe von aktuell rund 37 Milliarden Euro und braucht dringend frisches Kapital. Doch Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos hat sich geweigert, einen Bailout der Bank auch nur zu erwägen.
Daher sucht die Bank Partner für eine Kapitalerhöhung oder eine Übernahme. Doch die Kapitalerhöhung stößt auf Widerstand bei den bestehenden Aktionären, die in der Folge weitere Kursverluste hinnehmen müssten. Und für eine Übernahme gibt es noch immer keine Angebote.
Die faulen Immobilienkredite bei Banco Popular stammen noch aus den Jahren vor dem Immobiliencrash im Jahr 2008. Die Bank wurde im Jahr 1926 gegründet und ist in Spanien für seine engen Verbindungen zur katholischen Organisation Opus Dei bekannt. Bis zum Jahr 2007 galt sie als eine der profitabelsten Banken der Welt. Dann wurden die Probleme im spanischen Immobilienmarkt deutlich, und Aktienkurs brach um 98 Prozent ein.
Als der Bank im Jahr 2012 ein Kapitalbedarf bescheinigt wurde, lehnte sie Staatshilfen ab. Stattdessen startete sei eine Reihe von Aktienverkäufen, die bisher 5,5 Milliarden Euro eingebracht haben. Der langjährige Bank-Chef Angel Ron verließ Banco Popular Anfang 2017 und machte Platz für Emilio Saracho, einen früheren Vizevorstand von JPMorgan Chase & Co.
Im vergangenen Jahr verzeichnete Banco Popular einen Verlust in Höhe von 3,6 Milliarden Euro, und auch im ersten Quartal dieses Jahres verlor die Bank weitere 137 Millionen Euro. Sollte sich tatsächlich eine Bank für eine Übernahme finden, so müsste diese laut einem Bericht von Societe Generale selbst eine Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe vornehmen.
Diese Woche hatten die Probleme des spanischen Geldhauses bereits die europäische Bankenabwicklungsbehörde SRB auf den Plan gerufen. Laut einem Insider hat Behördenchefin Elke König Vertreter der EU gewarnt, das Institut müsse womöglich abgewickelt werden.