Finanzen

US-Banken ziehen sich aus Auto-Krediten zurück

Lesezeit: 2 min
25.06.2017 00:27
Die Blase bei amerikanischen Autokrediten droht zu platzen. Erste Großbanken ziehen sich zurück.
US-Banken ziehen sich aus Auto-Krediten zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die ersten großen Banken in den USA ziehen sich aus dem Markt für Autokredite zurück. Daten der Federal Deposit Insurance Corporation weisen auf den ersten Rückgang ausstehender Autokredite in den Portfolien der Banken in den vergangenen sechs Jahren hin. Im Vergleich zum letzten Quartal 2016 nahm der Umfang ausstehender Kredite in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um 1,6 Milliarden US-Dollar auf jetzt rund 440 Milliarden Dollar ab.

Insgesamt stehen Autokredite im Gesamtumfang von fast 1,2 Billionen Dollar in den USA aus – der Rest verteilt sich auf kleinere Banken oder andere Finanzdienstleister, von denen sich inzwischen sogar einige auf Kunden mit schlechter Bonität spezialisiert haben.

Der Rückgang deutet darauf hin, dass die ersten Finanzinstitute angesichts der steigenden Verbindlichkeiten der ohnehin hoch verschuldeten Amerikaner und angesichts sinkender Preise auf dem gesamten Automarkt kalte Füße bekommen.

Einige Banken begründen ihren Rückzug mit einer allgemeinen Änderung der Geschäftsausrichtung. „Wir haben das Feld der Autokredite eine Weile bespielt, weil auf anderen Märkten nicht viel los war. Nun sehen wir mehr Wachstum in anderen Bereichen, die bessere risikoadjustierte Renditen versprechen“, wird der Vorstandsvorsitzende der neuntgrößten US-Bank Citizens Financial Group von der Financial Times zitiert. Das Engagement der Großbanken Wells Fargo und JP Morgan bei Autokrediten ging im Quartalsvergleich zweistellig zurück. Der Finanzdienstleister Capital One konnte sein Kreditportfolio im gleichen Zeitraum zwar um rund 2 Milliarden Dollar auf 50 Milliarden Dollar steigern, äußert sich aber nun zurückhaltender: „Wir sind jetzt sicherlich eine Stufe vorsichtiger“, sagt Finanzchef Richard Scott hinsichtlich der zurückgehenden Preise bei Gebrauchtwagen. „Wir denken, dass wir uns etwas zurückziehen werden.“

Der Umfang ausgegebener Autokredite steigt seit einigen Jahren beträchtlich an. Noch 2010 betrug das Gesamtvolumen unter 400 Milliarden Dollar – hat sich seitdem also verdreifacht. Problematisch ist, dass die Kreditvergaberichtlinien im Laufe der Zeit immer weiter gelockert wurden, um auch Menschen mit schlechten persönlichen Finanzen als Kunden zu gewinnen – dasselbe Muster, dass auch im Vorfeld der „Subprime-Krise“ beobachtet werden konnte, die im Jahr 2007 zu platzen begann. Inzwischen sinken die Preise für Gebrauchtwagen und Neuwagen wieder, weil sich ein massives Überangebot gebildet hat. Eine ähnliche Blasenbildung findet derzeit auch im Bereich der Studentenkredite statt.

Die größte Gefahr für die Stabilität in beiden Sektoren stellt die massive durchschnittliche Verschuldung der US-Amerikaner dar. Verschiedene Studien zeigen, dass von diesen viele nicht einmal mehr Geld für unvorhergesehene Ausgaben aufbringen können. Auch die von der US-Zentralbank angekündigte Anhebung der Leitzinsen könnte möglicherweise zu einer Welle von Privatinsolvenzen führen, wenn die flexiblen Zinsen von Krediten zu steigen beginnen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...