Politik

Wirtschaftsrat fordert Ende des „geldpolitischen Dauerdopings“

Lesezeit: 2 min
04.07.2017 19:23
Der CDU-Wirtschaftsrat fordert die EZB auf, die Wende in der Geldpolitik einzuleiten. Die EU brauche nachhaltige Reformen.
Wirtschaftsrat fordert Ende des „geldpolitischen Dauerdopings“

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates der CDU e. V., ist der Auffassung, dass nur nachhaltige Reformen der EU weiterhelfen. Er fordert dazu ein Ende der extremen Geldpolitik. Staatsanleihen sollten mit Eigenkapital unterlegt werden.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie beurteilt der Wirtschaftsrat die Rettung der Veneto-Banken?

Wolfgang Steiger: Dass Banken trotz diverser EU-Stresstests immer wieder ins Wanken geraten, stärkt nicht das Vertrauen in das Regelwerk. Und zeigt einmal mehr, dass durch die Niedrigzinspolitik zwar Zeit gewonnen werden kann, aber am Ende doch nur nachhaltige Reformen helfen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sieht der Wirtschaftsrat im italienischen Verhalten eine Tendenz, die im Grunde eine Banken-Union gefährdet?

Wolfgang Steiger: Ein neues Regelwerk aufzustellen, an das sich schon mit dem ersten Fall niemand hält, ist schwer vermittelbar, aber leider nicht neu. Daran krankt Europa jetzt schon länger. Aufgabe der EU-Kommission ist es, auf die Einhaltung der beschlossenen Maßnahmen zu pochen. Denn die Bankenunion an sich ist richtig und wichtig.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Was bedeutet die Rettung für die europäische Einlagensicherung?

Wolfgang Steiger: Heute eine EU-weit zentralisierte Einlagensicherung einführen zu wollen, wäre ein weiterer Meilenstein auf dem Weg Europas in die Transferunion. Es muss endlich Schluss damit sein, das Fehlverhalten nationaler Regierungen immer wieder auf europäischer Ebene zu vergemeinschaften. Diese Dynamik ist der Gegensatz von dem in einer Sozialen Marktwirtschaft bewährten Prinzip, dass Handlung und Haftung zusammengehören. Griechenland und jetzt auch Italien haben uns gezeigt, wie gefährlich eine gesamteuropäische Einlagensicherung ist, solange nationale Regierungen über das Schicksal des Bankensektors entscheiden. Transferzahlungen und Vergemeinschaftung dürfen nicht länger das Mittel der Wahl sein, um an den Integrationsgedanken besonders reformunwilliger EU-Mitgliedstaaten zu appellieren. Der Prozess muss in einer anderen Reihenfolge angestoßen werden.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie sieht der Wirtschaftsrat generell die Problematik der Kreditvergabe im Hinblick auf die Basel-Regeln? Sind die Unternehmen ausreichend versorgt?

Wolfgang Steiger: Liquidität ist in diesen Tagen für Unternehmen nicht das Problem. Davon gibt es mehr als genug. Vielmehr werden durch die Niedrigzinspolitik Unternehmen am Leben gehalten, die sonst nicht überlebensfähig wären.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie sollte die Europäische Zentralbank die Wende in der Geldpolitik vollziehen?

Wolfgang Steiger: Die Europäische Zentralbank sollte die Märkte auf ein Ende der ultralockeren Geldpolitik einstimmen. Das Deflationsgespenst kann als Begründung für das geldpolitisches Dauerdoping nicht mehr herhalten. Ein erster notwendiger Schritt wäre die Ankündigung, die Anleiheankaufprogramme weiter zu reduzieren und in kleinen Schritten die Zinsen auf ein den volkswirtschaftlichen Daten angepasstes Niveau anzuheben. Ansonsten werden die Nebenwirkungen der expansiven Geldpolitik immer schmerzhafter. Zusätzlich brauchen wir in Zukunft Eigenkapitalunterlegungen von Staatsanleihen und Grenzen für Großkredite, um Bankenschieflagen zu verhindern.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...

DWN
Technologie
Technologie Ocean Cleanup fischt 10.000 Tonnen Plastikmüll aus Ozeanen und Flüssen
23.04.2024

Ein Projekt fischt Tausende Tonnen Plastik aus dem Meer und aus Flüssen. Eine winzige Menge, weltweit betrachtet. Doch es gibt global...