Die Europäische Union erhöht vor dem Hintergrund der laufenden Austrittsgespräche mit Großbritannien den Druck auf britische Investmentfonds, die über Niederlassungen in der EU verfügen. Die europäische Marktaufsicht droht damit, dass „Briefkastenfirmen“ britischer Investmentfonds in der EU in Zukunft nicht mehr toleriert werden, wenn diese aus dem außereuropäischen Ausland betrieben werden. Dies geht aus einer im Mai veröffentlichten Stellungnahme der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (EWMB) hervor.
Der Vorstoß der Aufsichtsbehörde betrifft sogenannte UCITS-Investmentfonds, die insgesamt über 9 Billionen Euro von Europa aus verwalten. Die EWMB fordert, dass die Erlaubnis für die Fonds, weiterhin Geschäfte machen zu dürfen, an die Bedingung geknüpft wird, dass die wichtigsten Entscheidungen des Fonds von Mitarbeitern vor Ort getroffen werden müssen.
Dies könnte dazu führen, dass die britischen Fonds zahlreiche Mitarbeiter in die EU verlagern und entsprechende Strukturen vor Ort aufbauen müssen. Die meisten der Briefkasten-Fonds sitzen derzeit in Luxemburg und Irland, berichtet Bloomberg. Die EWMB begründet ihren Vorstoß mit Bedenken, dass durch den Austritt Großbritanniens aus der EU ein internationaler Wettlauf der Aufsichtsbehörden zur Senkung der Regulierungsbestimmungen ausgelöst werden könnte.
Einige Beobachter rechnen damit, dass eine Umsetzung des EWMB-Vorstoßes das globale System der UCITS-Fonds grundlegend erschüttern könnte. „Es könnte eine Bedrohung für die Gültigkeit der UCITS auf globaler Ebene sein. Es gibt derzeit Billionen von Euro, Dollar und Pfund, die durch die Fonds hin- und herbewegt werden. Es besteht die Chance, dass jetzt neue Hindernisse aufgebaut werden“, wird ein Sprecher der Fonds-Assoziation ICI Global von Bloomberg zitiert.