Finanzen

Streit um Fördergrenze spaltet Opec-Staaten

Innerhalb des Erdölkartells OPEC ist ein Streit um die Einhaltung der beschlossenen Förderbegrenzungen ausgebrochen.
24.07.2017 17:35
Lesezeit: 1 min

Angesichts des jüngsten Preisverfalls am Ölmarkt debattiert die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) über mangelnde Disziplin bei ihrer zur Preisstabilisierung beschlossenen Förderbremse, berichtet Reuters. Bei einem Treffen mit Ölproduzenten auch außerhalb des Kartells erklärte der saudi-arabische Energieminister Chalid al-Falih im russischen St. Petersburg, einige Mitglieder hielten sich nicht an die Verabredungen. Er sagte zu, die Ölexporte seines Landes im August um 6,6 Millionen Barrel (je 159 Liter je Barrel) pro Tag zu drosseln. Nigeria erklärte sich bereit, seine Produktion künftig ebenfalls zu begrenzen. Öl der Nordseesorte Brent verteuerte sich deshalb um rund ein Prozent auf 48,50 Dollar je Barrel.

Steigende Exporte der OPEC-Länder hätten so mit dazu beigetragen, dass die Ölpreise zuletzt nachgegeben hätten. Das in der OPEC führende Saudi-Arabien hat die Produktion stärker gedrosselt als verabredet, während andere Kartellmitglieder wie die Vereinigten Arabischen Emirate und der Irak über die vereinbarte Fördergrenze hinaus produzieren.

Besonders Russland und Saudi-Arabien stehen unter Druck, die Preise für das Exportgut zu erhöhen. Im stark von den Öleinnahmen abhängigen Russland stehen kommendes Jahr Präsidentschaftswahlen an. Saudi-Arabien wiederum will seinen in einer bedrohlichen Schieflage befindlichen Staatshaushalt wieder ins Lot bringen und braucht steigende Preise auch als Unterstützung für den im kommenden Jahr geplanten Börsengang des staatlichen Förderkonzerns Saudi Aramco.

In den Fokus rückten unterdessen auch Libyen und Nigeria, die wegen politischer Unruhen von der Förderbremse bislang ausgenommen waren. Laut Falih erklärte sich Nigeria bereit, die eigene Produktion zu begrenzen. Die OPEC hatte sich im Mai mit Ländern außerhalb der Organisation unter der Führung Russlands auf einer Verlängerung der Förderbremse bis Ende März 2018 verständigt. Zu Beginn der Maßnahme im Januar hatten sich die Preise bei über 58 Dollar je Barrel stabilisiert, rutschten später aber wieder auf unter 50 Dollar ab.

Auf die Hauptursache des Preisverfalls hat die OPEC indes keinen Einfluss. Diese besteht in der stark gestiegenen Ölförderung US-amerikanischer Betriebe, die mithilfe der Fracking-Methode nach Öl und Gas suchen. Die durch den Aufstieg der US-Produzenten weltweit deutlich ausgeweiteten Angebotsvolumina haben zu einem Überangebot geführt, das die Ölpreise nach Ansicht zahlreicher Beobachtern noch Jahre niedrig halten könnte.

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