Politik

Russland: USA haben uns soeben vollen Handelskrieg erklärt

Russland erwartet, dass die Folgen der Sanktionen jahrzehntelang zu spüren sein werden.
03.08.2017 00:26
Lesezeit: 2 min

Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew hat die neuen US-Sanktionen gegen sein Land als gleichbedeutend mit einem voll ausgebrochenen Handelskrieg bezeichnet. Die Hoffnungen, dass sich die Beziehungen zur neuen amerikanischen Führung verbessern würden, hätten sich zerschlagen, teilte Medwedew am Mittwoch über Facebook mit. Das russische Außenministerium erklärte, Versuche Druck auszuüben, seien nicht geeignet, den Kurs Russlands zu ändern. Das Land behalte sich das Recht vor, neue Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Medwedew schreibt auf Facebook wörtlich:

"Die Unterzeichnung eines neuen Sanktionsgesetzes gegen Russland durch den US-Präsidenten führt zu mehreren Konsequenzen. Zunächst ist jede Hoffnung, unsere Beziehungen zur neuen US-Regierung zu verbessern, zunichte gemacht. Zweitens haben die USA Russland soeben einen vollen Handelskrieg (full-scale trade war) erklärt. Drittens zeigte die Trump-Regierung, dass sie völlig machtlos ist und in einer äußerst demütigenden Weise die Regierungsmacht dem Kongress überlassen musste. Dies verschiebt die Ausrichtung der Kräfte in den US-politischen Kreisen.

Was bedeutet das für die USA? Das amerikanische Establishment hat Trump ausgetrickst. Der Präsident ist mit den neuen Sanktionen nicht zufrieden, aber er konnte nicht vermeiden, das neue Gesetz zu unterzeichnen. Der Zweck der neuen Sanktionen war, Trump auf Linie zu bringen. Ihr finales Ziel ist es, Trump von der Macht zu entfernen. Ein inkompetenter Spieler muss beseitigt werden. Gleichzeitig wurden die Interessen der amerikanischen Unternehmen fast ignoriert. Die Politik hat über den pragmatischen Ansatz gesiegt. Anti-russische Hysterie hat sich zu einem Schlüsselelement nicht nur der US-Außenpolitik (wie es schon oft der Fall war) entwickelt, sondern ist auch zu einem solchen für die US-Innenpolitik geworden (dies ist neu).

Die in dem Gesetz kodifizierten Sanktionen werden nun jahrzehntelang dauern, es sei denn, ein Wunder geschieht. Darüber hinaus wird es härter sein als das Jackson-Vanik-Gesetz, denn es ist umfassend und kann nicht mit einem Sonderdekret des Präsidenten ohne Zustimmung des Kongresses verschoben werden. Daher wird die künftige Beziehung zwischen der Russischen Föderation und den Vereinigten Staaten äußerst angespannt sein, unabhängig von der Zusammensetzung des Kongresses oder der Persönlichkeit des Präsidenten. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern werden nun in internationalen Gremien und Gerichten geklärt, die zu einer weiteren Intensivierung der internationalen Spannungen und einer Weigerung führen, große internationale Probleme zu lösen.

Was bedeutet das für Russland? Wir werden weiterhin an der Entwicklung der Wirtschaft und der sozialen Sphäre arbeiten, wir werden damit umgehen, unsere Importe zu substituieren und die wichtigsten staatlichen Aufgaben lösen – und vor allem auf uns selbst zählen. Wir haben das in den letzten Jahren gelernt. Innerhalb fast geschlossener Finanzmärkte werden ausländische Gläubiger und Investoren Angst haben, in Russland wegen der Sorge von Sanktionen gegen Dritte und anderer Länder zu investieren. In gewisser Weise wird es uns zugute kommen, obwohl Sanktionen – im Allgemeinen – bedeutungslos sind. Wir werden das Problem lösen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Technologie
Technologie Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts: Kein Anspruch auf Papier - und in einem anderen Fall auf Mail-Adressen
02.02.2025

Der Arbeitsalltag vieler Menschen wird digitaler und mobiler. Das sorgt für Konflikte - auch weil Gesetze fehlen. Neue Regeln stellten...

DWN
Finanzen
Finanzen VW-Aktie: Volkswagen macht an der Börse Boden gut und könnte neuen Trend am Automobilmarkt vorzeichnen
02.02.2025

Automobil-Werte haben an der Börse keine gute Figur gemacht in den vergangenen Jahren. Wenn die Regel stimmt, dass die Börsen die Zukunft...

DWN
Technologie
Technologie Methanol als Kraftstoff: Die Zukunft der umweltfreundlichen Mobilität
02.02.2025

Im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten erläutert Thorsten Rixmann, Manager der Obrist-Gruppe, warum die Zukunft des...

DWN
Panorama
Panorama Generation Beta: Eine neue Alterskohorte prägt unsere Zukunft - mehr als nur ein Label?
01.02.2025

Seit dem 1. Januar dieses Jahres wird die "Generation Beta" geboren – die nächste Alterskohorte nach der Generation Z. Experten wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technologie-Trends 2025: Wie KMU den digitalen Wandel für sich nutzen können
01.02.2025

Digitalisierung ist der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit von KMU. Wer jetzt investiert, sichert sich 2025 entscheidende Vorteile. Diese...

DWN
Politik
Politik Trump-Migrationskurs: Furcht und Unsicherheit in Mexiko
01.02.2025

Menschen, die nach langer Flucht endlich an der Schwelle zu den USA stehen, treffen auf verschlossene Grenzen. Zugleich setzt Trump auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jeder dritte Fernzug kommt zu spät – ein Spiegelbild für den Zustand Deutschlands?
01.02.2025

Die anhaltenden Verspätungen der Deutschen Bahn sind mehr als nur ein Ärgernis für Reisende – sie stehen sinnbildlich für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nach Bosch-Gewinneinbruch: Wie geht es weiter?
01.02.2025

Das Wachstum des Technologie- und Automobilzulieferers Bosch verlief zuletzt schleppend. Im Jahr 2024 bleibt eine Erholung aus. Die...