Politik

Armeen Syriens und des Libanon eröffnen Offensiven gegen Söldner

In einer konzertierten Aktion sollen libanesische und syrische Einheiten radikalislamische Söldner aus Süd-Syrien vertrieben haben.
08.08.2017 17:11
Lesezeit: 2 min

Nach Angaben der israelischen Militär-Website DebkaFile sollen US-Spezialkräfte gemeinsam mit der syrischen sowie der libanesischen Armee zusammenarbeiten, um die libanesisch-syrische Grenzregion von der Al-Nusra-Front zu säubern. Die Miliz nennt sich mittlerweile Hayat Tahrir al-Scham (HTS). HTS wird in der Region von Söldner-Kommandeur Abu Mohammad al-Jawlani angeführt. Die gemeinsamen Operationen sollen in drei Abschnitte unterteilt worden sein.

Der erste Abschnitt habe einen Angriff der libanesischen Miliz Hisbollah auf HTS umfasst. Die Hisbollah wurde von der syrischen Armee (SAA) dabei mit Artillerieschüssen unterstützt, während die libanesische Armee die Fluchtwege der islamistischen Söldner versperrt habe. Die HTS-Kämpfer in der Arsal-Region hätten nach der Umzingelung aufgegeben. Erst vergangenes Wochenendes wurden 7.000 Söldner-Kämpfer aus der libanesisch-syrischen Grenzregion in die Provinz Idlib umgesiedelt. Bei den meisten dieser Söldner handelte es sich um Kämpfer von HTS.

DebkaFile berichtet, dass diese Operation die Unterstützung der US-Regierung gehabt habe. In der vergangenen Woche hatte der libanesische Premier Saad Hariri US-Präsident Donald Trump in Washington besucht. Trump hatte zwar die Hisbollah öffentlich als Bedrohung für den Weltfrieden bezeichnet, doch während seiner Gespräche mit Hariri habe der libanesische Premier Trump davon überzeugt, dass die libanesische Armee ohne die Unterstützung der Hisbollah und der SAA die libanesisch-syrische Region nicht kontrollieren könne. Hariri habe Trump auch davon überzeugt, HTS und ISIS in gleichem Maße zu bekämpfen.

Pentagon-Sprecher Eric Pahon weist diese Berichte über eine Duldung der Hisbollah zurück. Es gebe lediglich eine Zusammenarbeit mit der libanesischen Armee. Er sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „US-Berater bieten Schulungen und professionelle Unterstützung für die libanesischen Streitkräfte an, die sich nicht nur auf operative und taktische Kompetenzen konzentrieren, sondern auch die libanesischen Sonderoperationen in Bezug auf alle Kernaspekte einer Mission – von der Planung bis zur Ausführung – beinhalten. Seit 2006 haben die Vereinigten Staaten Libanon mehr als 1,5 Milliarden Dollar an militärischer Unterstützung zur Verfügung gestellt. Die Stärkung der libanesischen Streitkräfte dient auch einer Reihe von US-Interessen im Nahen Osten. Es wird nicht nur die Ausbreitung von ISIS und anderen gewaltbereiten Extremisten verhindert, sondern auch der Einfluss des Iran und der Hisbollah in der Region eingedämmt. US-Spezialeinheiten befinden sich nicht in Kampfhandlungen.“

Am 6. August wurde der zweite Abschnitt der Operationen gegen HTS gestartet. Die syrische Armee, die libanesische Armee und die Hisbollah haben Positionen von HTS in den libanesischen Städten Ras Baalbek und al-Fakiya im nördlichen Beqaa-Tal angegriffen. US-Spezialeinheiten sollen die libanesische Armee bei ihren Gefechten aktiv unterstützt haben.

Im dritten Abschnitt der syrisch-libanesischen Militäroperationen sollen die syrisch-jordanische und die syrisch-israelische Grenzregion von HTS gesäubert werden.

Diese Entwicklung wurde ermöglicht, weil sich die USA und Russland auf ein gemeinsames Vorgehen in Syrien verständigt haben. Beide Seiten hatten sich zuvor auf die Errichtung von Waffenstillstands-Zonen bis zu den Golan-Höhen geeinigt. Die USA und Russland seien entschlossen, diesen Plan umzusetzen – ob Israel einwilligt oder nicht, schreibt DebkaFile.

Am 5. August 2017 sagte ein Sprecher der libanesischen Armee dem englischsprachigen Dienst von Reuters, dass die libanesische Armee ihre Operationen im syrisch-libanesischen Grenzgebiet nicht mit der SAA koordinieren würde. Die libanesische Armee habe die Fähigkeit, Operationen eigenständig durchzuführen.

Zuvor hatte die libanesische Zeitung al-Joumhouria über eine derartige Kooperation berichtet. Der Hisbollah-Chef Hasan Nasrallah hatte am 4. August 2017 verkündet, dass die libanesische Armee HTS und ISIS von der libanesischen Seite und die Hisbollah gemeinsam mit der SAA von der syrischen Seite angreifen würden. Die libanesische Staatsnachrichtenagentur NNA und die Hisbollah hatten am 5. August 2017 bestätigt, dass die libanesische Armee die Gebiete Ras Baalbek und al-Qaa im Nordost-Libanon von islamistischen Söldnern befreit hätte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...