Die seit April laufende Schlichtung im Tarifkonflikt bei der Lufthansa-Billigtochter Eurowings ist nach Angaben der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO gescheitert. Die Geschäftsleitung von Eurowings habe keine Lösung erarbeitet, teilte UFO am Mittwoch mit. Grund dafür sei die Insolvenz des Lufthansa-Rivalen Air Berlin, durch die der Konzern billig an Flugzeuge und Personal kommen könne. "Mit dieser neuen Situation sind flächendeckende Arbeitskämpfe zu erwarten", kündigte die Gewerkschaft an. Als Schlichter hatte der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, fungiert. Von Eurowings war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Der Tarifstreit bei Eurowings köchelt bereits seit drei Jahren. Im Kern geht es um die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der 400 Eurowings-Flugbegleiter in Deutschland. Lufthansa will mit ihrer Billigtochter den Rivalen Ryanair und Easyjet mehr Konkurrenz machen und verhandelt derzeit über eine Übernahme von Teilen der insolventen Air Berlin.
Die Bundesregierung wird den Überbrückungskredit an Air Berlin nach Ansicht von Kanzlerin Angela Merkel wieder zurückbekommen. "Wir können mit großer, großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Steuerzahler das nicht bezahlen muss", sagte die CDU-Chefin am Mittwoch in einem Interview auf Youtube. "Dies ist relativ gering, sonst hätten wir diesen Überbrückungskredit oder Brückenkredit gar nicht geben dürfen." Die EU-Kommission müsse dies schließlich noch genehmigen. "Air Berlin stellt ja noch Werte dar in Form von Landerechten und vielem anderem mehr." Die Bundesregierung könne nicht Zehntausende Reisende im Stich lassen, deren Ticket möglicherweise verfallen wären.
Ryanair-Chef Michael O'Leary wirft Deutschland und der Lufthansa ein unfaires Vorgehen nach der Insolvenz von Air Berlin vor. "Das ist ein völlig abgekartetes Spiel", sagte O'Leary am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Es geht nur darum, Ryanair daran zu hindern, in Deutschland weiter zu wachsen, aber das wird uns nicht aufhalten." Mit einer Übernahme der Nummer zwei unter den deutschen Fluggesellschaften könne die Lufthansa nach seinen Berechnungen ihren Marktanteil bei Inlandsflügen auf 95 von 68 Prozent ausbauen, insgesamt käme sie damit in Deutschland auf 60 statt wie bisher 47 Prozent. "Das würde jede bekannte Kartellgrenze in Deutschland und der EU verletzen", sagte O'Leary.
Air Berlin verhandelt mit der Lufthansa und der britischen Easyjet über eine Übernahme von Unternehmensteilen. Das Bundeswirtschaftsministerium hält dies für kartellrechtlich unproblematisch. Ryanair hat aber Beschwerde dagegen eingelegt.
Eine Chance, selbst Teile von Air Berlin zu übernehmen, rechnet sich Ryanair nicht aus. Die Transaktion werde dafür zu schnell über die Bühne gehen. Ryanair würden nur unattraktive Start- und Landerechte (Slots) angeboten. "Wir werden weiter wachsen, wir kaufen immer mehr Flugzeuge. Aber wir haben Schwierigkeiten, Slots zu bekommen, um mehr Maschinen an Flughäfen wie Frankfurt, Berlin und München stationieren zu können."