Politik

Marode Pipelines in der Ukraine gefährden Gas-Lieferungen nach Europa

Die maroden Gasleitungen in der Ukraine gefährden die Energielieferungen von russischem Erdgas nach Europa.
17.08.2017 01:23
Lesezeit: 1 min

Der ukrainische Energieminister Igor Nasalik hat laut einem Bericht der russischen Nezavisimaya Gazeta eingeräumt, dass sein Land bald nicht in der Lage sein wird, den russischen Gas-Transit nach Europa zu sichern, weil der Zustand seines Gastransportsystems schlecht sei. Dies könnte dazu führen, dass die Ukraine ihre Rolle als wichtigstes Gas-Transitland nach Europa verliert. Nasalik beschuldigt Naftogas, die nationale Öl- und Gasgesellschaft der Ukraine, dass sie nur zögerlich in das Gasverkehrssystem des Landes investieren würde. Der Naftogaz-Gazprom-Vertrag über den Transit nach Europa läuft Ende 2019 ab.

Alternativ zum Gas-Transit über die Ukraine hatte Russland gemeinsam mit Deutschland Nord Stream 1 gebaut. Zudem ist eine weitere Pipeline unter dem Namen Nord Stream 2 geplant. Allerdings ist dieses Projekt aufgrund der jüngsten US-Sanktionen gegen Russland gefährdet. Eine weitere russische Pipeline zur Umgehung der Ukraine stellt Turkish Stream dar. Doch auch dieses Projekt ist aufgrund der Sanktionen in Gefahr.

Im Jahr 2009 unterzeichneten die Ukraine, die Europäische Kommission, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Weltbank eine gemeinsame Erklärung zur Modernisierung des ukrainischen Gasleitungssystems. Das Investitionsprogramm hat einen Wert von 3,2 Milliarden Dollar – 342 Millionen Dollar für die Lagerung und 2,85 Milliarden Dollar für die Verbesserung der Pipelines und Kompressoren.

Allerdings gestaltet sich das Unterfangen schwierig, marode Pipelines in der Ukraine zu erneuern. Denn der Konzern gilt als hochkorrupt. Die US-Denkfabrik Carnegie Europe schlägt deshalb in einer Analyse vor, dass EU-Firmen Anteile am staatlichen Konzern Naftogaz erwerben sollten. „Natürlich könnte diese Strategie ein hohes Risiko mit sich bringen. Allerdings könnte es der Schlüssel zum Abbau der Korruption sein, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten um Naftogaz aufgebaut hat“, so Carnegie Europe.

Auch ein wichtiger EU-Thinktank war vor einiger Zeit zu dem Ergebnis gekommen, dass die Korruption in der Ukraine trotz der politischen Veränderungen nicht ausreichend bekämpft worden sei.

Am 14. Juli erklärte sich der Vorstand von Naftogaz bereit, sich einer Untersuchung der Anti-Korruptionsbehörde NABU zu stellen. Zuvor wurde der stellvertretende Chef von Naftogaz wegen Korruptionsvorwürfen verurteilt. „Naftogaz erwartet ein Engagement internationaler Experten, um die Entwicklung eines effektiven internen Korruptionsbekämpfungssystems zu unterstützen und die Geschäftsprozesse innerhalb des Konzerns zu verbessern“, meldet Naftogaz in einer Mitteilung.

Sollte das Gasleitungssystem der Ukraine nicht alsbald modernisiert werden, um die Gasnachfrage in Europa nachhaltig zu decken, müssten am Ende tatsächlich Nord Stream 2 und Turkish Stream als Projekte zur Deckung der Gas-Nachfrage in Europa dienen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...