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IS soll Militär-Ausrüstung aus Großbritannien nach Spanien geliefert haben

Die Terror-Miliz IS hat offenbar High-Tech-Ausrüstung für Waffen aus Wales nach Spanien verschifft.
20.08.2017 22:01
Lesezeit: 3 min

Die Terror-Miliz IS hat nach Informationen der Sunday Times in einem Büro in Cradiff (Wales) ein Netzwerk von Unternehmen aufgebaut, um militärische Ausrüstung nach Spanien zu schicken und Terror-Anschläge gegen den Westen zu finanzieren. Die Times hat entsprechende FBI-Dokumente eingesehen.

Der IS hat demnach Überwachungs-Technologie nach Spanien geschickt, die auf bewaffneten Drohnen verwendet werden sollte. Das FBI sagt, der IS sei damit in der Lage gewesen, "Zielorte" zu identifizieren.

Ein anderes Unternehmen sei verwendet worden, um Tausende von Pfund in bar an einen amerikanischen Islamisten in Maryland zu überweisen. Diese gab an, er  habe davon geträumt, ein Massaker in einer Kirche durchzuführen. Der Mann steht in den USA vor Gericht und hat sich schuldig bekannt.

Andere Käufe, die aus Cardiff geführt werden sollen, sollen die Bestellung von Software enthalten, um Raketen abzufeuern. Ermittler sagen, das Passwort für ein E-Mail-Konto eines Unternehmens sei "killobama77" gewesen. Aus US-Gerichtsdokumenten ergäbe sich, dass eine Lieferung von Überwachungstechnologie nach Madrid gesendet worden sei. Es dürfte sich um Nachtsichtgeräte gehandelt haben, die etwa von Scharfschützengewehren und Flugzeugen eingesetzt werden. Es soll sich um High-Tech-Gerät handeln, konkret um Wärmebildkameras. Die Times berichtet, dass aus US-Gerichtsakten hervorgehe, dass die Islamisten einen "Sicherheitskrieg" gegen die "Ungläubigen" zu führen beabsichtigten.

Die Times schreibt, die Erkenntnisse belegen, dass Großbritannien eine wichtige Rolle als "Hub" für den IS spiele. Die Zeitung berichtet, dass die Firmen mit Tarnnamen von Personen operierten. Einer der Beteiligten soll ein aus Bangladesch stammender Islamist gewesen sein, der 2014 bei einem US-Drohnenangriff in Rakka getötet worden sein soll. Die Firmen Ibacstel Electronics und ATG wurden erst vor kurzer Zeit aufgelöst. Wohin das Hightech-Gerät in Spanien geliefert wurde, ist nicht bekannt. Woher die Terroristen die Waffen bezogen haben oder ob es eine Komplizenschaft mit nicht islamistischen Gruppen oder Personen gibt, ist unbekannt.

Die Terroristen sollen laut Times einen viel größeren Anschlag in Katalonien geplant haben: Ziel wäre demnach gewesen, die weltbekannte Kirche Sagrada Familia in die Luft zu sprengen. Die Terrorzelle habe für ihre Attentatsprojekte mindestens 120 Gasflaschen gehortet, teilte die Polizei in Barcelona am Sonntag mit. Auf dem Gelände des von der Zelle genutzten Hauses in Alcanar seien lauz AFP auch Spuren des hochexplosiven Sprengstoffs TATP gefunden worden. In Trauerfeiern wurde am Sonntag der 14 Toten und mehr als 120 Verletzten der Anschläge von Barcelona und Cambrils gedacht.

Als Mitglied der zwölfköpfigen Terrorzelle und möglicher Attentäter von Barcelona wurde weiterhin der 22-jährige Marokkaner "Younes Abouyaaqoub" gesucht. Laut Medienberichten soll er den Lieferwagen in die Menschenmenge auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona gesteuert haben. Es sei unklar, ob er sich noch in Spanien befinde, sagte der katalanische Polizeichef Josep Lluís Trapero am Sonntag. Die katalanische Polizei erklärte, es stehe weiterhin nicht fest, wer den Lieferwagen gefahren habe.

Die zwölfköpfige Terrorzelle soll von den Orten Ripoll und Alcanar in Katalonien aus agiert haben. In Alcanar hätten die Verdächtigen mindestens 120 Gasflaschen für "einen oder mehrere Anschläge" in der katalanischen Hauptstadt angesammelt, teilte die Polizei mit.

Zu der Terrorzelle zählte den Ermittlern zufolge ein marokkanisches Bruderpaar - der 17-jährige Moussa Oukabir, der zusammen mit vier weiteren mutmaßlichen Attentätern in Cambrils erschossen wurde, und sein 27-jähriger Bruder Driss Oukabir, der in Ripoll festgenommen wurde. Der 17-Jährige war zunächst als möglicher Fahrer des Lieferwagens bei dem Anschlag in Barcelona genannt worden.

Obwohl die Fahndung nach "Abouyaaqoub" noch laufe, sei die Terrorzelle "zerschlagen", sagte der Innenminister der katalanischen Regionalregierung, Joaquim Form.

In Ripoll wurde am Samstag die Wohnung des Imams Abdelbaki Es Satty durchsucht, der nach Informationen der Zeitung "El País" möglicherweise bei der Explosion in Alcanar getötet wurde. Es Sattys Mitbewohner sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe den Imam am Dienstag zum letzten Mal gesehen. Der islamische Geistliche habe ihm gesagt, dass er seine Frau in Marokko besuchen wolle.

Seit der Imam Es Satty vor zwei Jahren nach Ripoll gekommen sei, habe es dort einen "Wandel" gegeben, sagte ein 46-jähriger Einwohner, der nur den Namen Moha nannte. In Ripoll lebten die meisten Mitglieder der Terrorzelle. Laut Medienberichten war der Imam der spanischen Polizei bekannt. Er soll selbst wegen kleinerer Straftaten im Gefängnis gewesen sein und dort Häftlinge getroffen haben, die an dem verheerenden islamistischen Anschlag von Madrid 2004 beteiligt waren.

Am Sonntag versammelten sich rund 2000 Menschen in der Basilika Sagrada Família in Barcelona, wo unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ein Trauergottesdienst stattfand. Daran nahmen auch König Felipe, der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy und der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont teil.

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