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Apple präsentiert iPhone X: Aktie ist nicht beeindruckt

Lesezeit: 4 min
12.09.2017 22:48
Apple hat das neue iPhone X präsentiert. Die Vorstellung verlief nicht ohne Pannen. Die Aktie gab nach der Vorstellung nach.
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Die Präsentation des iPhone X und die anderen Produktneuheiten von Apple haben die Anleger am Dienstag nicht vom Hocker gerissen: Die Aktien des Technologiekonzerns schwankten um ihren Vortagesschluss und schlossen letztlich 0,42 Prozent tiefer bei 160,82 US-Dollar. Damit bleibt der Abstand zur magischen Schwelle von 1 Billion Dollar Marktkapitalisierung noch deutlich. Erst wenn die Anteilsscheine über 193,60 Dollar steigen, wäre Apple als erstes börsennotiertes Unternehmen der Welt mehr als 1000 Milliarden Dollar schwer.

Bereits seit gut einem Jahr führt Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt ein einsames Rennen um die symbolträchtige 1-Billionen-Grenze. Konkurrenten wie Facebook, Microsoft oder zuletzt die Google-Mutter Alphabet sind längst abgehängt. Selbst der südkoreanische Erzrivale Samsung steht mit einem Börsenwert von umgerechnet immerhin 285 Milliarden Dollar wie ein Leichtgewicht da.

Was die Fantasie der Apple-Anleger in den letzten Jahren vor allem angeregt hat, ist die Hoffnung auf eine Fortsetzung des Hypes um das iPhone, dem wichtigsten Umsatztreiber des Unternehmens. Analysten warnen jedoch bereits vereinzelt vor einer Übersättigung des Marktes und vor der wachsenden Konkurrenz aus China. In der Vergangenheit zumindest hat sich die Treue der Apple-Aktionäre ausgezahlt: Bei der Einführung des ersten iPhone vor rund zehn Jahren waren die Apple-Aktien noch für weniger als ein Zehntel des aktuellen Preises zu haben gewesen.

Apple will mit einem erneuerten iPhone einen neuen Standard im Smartphone-Geschäft setzen. Beim iPhone X (steht für 10, nicht den Buchstaben X) füllt der Bildschirm den Großteil der Frontseite aus und der Fingerabdruck-Scanner wurde durch Gesichtserkennung abgelöst. Mit einem Startpreis von 1149 Euro (999 Dollar in den USA) ist es deutlich teurer als bisherige iPhones und kommt auch später als gewohnt erst Anfang November auf den Markt.

Im Phone X findet ein Display mit einer Diagonale von 5,8 Zoll – mehr als beim aktuellen Plus-Modell – in einem Gehäuse Platz, dass nur unwesentlich größer ist als das aktuelle "kleine" iPhone 7. Auch andere Smartphone-Anbieter setzen darauf, möglichst ohne Bildschirmränder auszukommen. Designs in diese Richtung stellten unter anderem der chinesische Smartphone-Aufsteiger Xiaomi, Weltmarktführer Samsung und das Start-up Essential von Android-Erfinder Andy Rubin vor. Zugleich sagte Apple-Chef Tim Cook, das iPhone X solle die Marschrichtung für die Branche für das nächste Jahrzehnt vorgeben – vor zehn Jahren hatte das erste iPhone den Grundstein für das heutige Smartphone-Geschäft gelegt.

Mit dem größeren Display ist kein Platz mehr für den gewohnten Home-Button, mit dem man aus jeder Anwendung in das Hauptmenü mit den App-Symbolen zurückkehren konnte. Für diese Funktion wischt man jetzt stattdessen mit dem Bildschirm vom unteren Bildschirmrand hoch.

Die Gesichtserkennung Face ID ist mit mehreren verschiedenen Sensoren dreidimensional, damit die Technologie nicht etwa mit einem Foto ausgetrickst werden kann. Samsung musste hämische Kommentare einstecken, als das Journalisten bei einem Modell gelang.

Die Apple-Software passe sich auch an Veränderungen des Gesichts an – etwa wenn der Nutzer sich einen Bart wachsen lasse, sagte Marketingchef Phil Schiller bei der Präsentation im neuen Hauptquartier in Cupertino. Die Daten werden mit Hilfe künstlicher Intelligenz direkt auf dem Gerät ausgewertet. Dank der Analyse soll das Telefon den Nutzer auch mit verschiedenen Frisuren und zum Beispiel mit und ohne Brille erkennen.

Die Gesichtserkennung ersetzt den Fingerabdruck-Scanner nicht nur zur Entsperrung der Telefone, sondern unter anderem auch für das Bezahlsystem Apple Pay. Ein verspielter Nebeneffekt der Technologie sind animierte Emoji, die in Echtzeit die Mimik des Nutzers übernehmen. Außerdem erlauben die Sensoren, die das Display für einen schmalen Streifen am oberen Bildschirmrand unterbrechen, bessere Selfies.

Die Gesichtserkennung erfolgt per Infrarot. Sie ist laut Apple so sicher, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine andere Person als der Besitzer das iPhone öffnen kann, bei 1 zu 1 Million liegt. Ob allerdings die Gesichtserkennung auch gegen Zugriffe Dritter – etwa von Behörden oder Regierungsstellen – sicher ist, ist unklar. In der Vergangenheit hatte Apple immer behauptet, dass das Telefon gegen Abhören, Überwachung und Hacking sicher sei. In der Vergangenheit musste Apple allerdings einräumen, dass seine Produkte sehr wohl von dritten Parteien gehackt werden können – der Coup war dem FBI gelungen. 

Beim ersten Versuch, die Innovation zu demonstrieren, funktionierte die Gesichtserkennung nicht. Der Präsentator musste auf ein anderes Gerät "backup" zurückgreifen. Die andächtige Apple-Fangemeinde war von dem Zwischenfall nicht irritiert und folgte der Vorführung ohne Spott oder gar Zwischenrufe.

Das iPhone X kann kabellos aufgeladen werden und ist mit drahtlosen Ladegeräten des Qi-Standards kompatibel. Die Version mit mehr Speicher kostet 1319 Euro.

Zudem gibt es eine Weiterentwicklung der iPhones im bisherigen Format – die Modelle iPhone 8 und 8 Plus in den beiden Größen mit bisherigen Abmessungen. Sie bleiben äußerlich weitgehend beim noch 2014 eingeführten Design, bekamen aber unter anderem wie gewohnt deutlich leistungsfähigere Chips und Kameras. Auch sie können kabellos aufgeladen werden. Das iPhone 8 hält in etwa das Preisniveau bisheriger Modelle und kommt im September auf den Markt.

Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt und bringt über die Hälfte der Erlöse des Konzerns ein. Während rund 85 Prozent der Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android laufen, landet bei Apple dank der hochlukrativen iPhones der Großteil der Gewinne der gesamten Branche.

Als weitere Neuerung macht Apple seine Computer-Uhr mit einem Mobilfunk-Anschluss unabhängiger vom iPhone. Die dritte Generation des vor rund zweieinhalb Jahren gestarteten Apple Watch kann nun direkt ins LTE-Datennetz gehen. "Das war unsere Vision von Anfang an", sagte Apple-Manager Jeff Williams. Dabei soll man auch auf der Uhr unter der Telefonnummer des Handys erreichbar sein.

Dabei sei die zusätzliche Technik im Gehäuse mit unveränderter Größe untergebracht worden, betonte Williams. Dafür seien zum Beispiel die Antennen direkt ins Display integriert worden. Eine umprogrammierbare SIM-Karte für den Mobilfunk-Anschluss wurde fest im Gerät verbaut. Williams demonstrierte die Funktion mit einem Anruf auf der Uhr einer Mitarbeiterin, die gerade mitten auf einem See paddelte.

Die Apple Watch war seit dem Start im Frühjahr 2015 die bestverkaufte Computer-Uhr. Jetzt sei sie auch die Nummer eins unter den Uhrenmarken insgesamt, sagte Apple-Chef Cook. Offen blieb dabei, ob nach Stückzahlen, oder – wahrscheinlicher – nach Umsatz. Der Konzern nennt weiterhin keine Verkaufszahlen.

Die Apple Watch wird zudem mehr Informationen zum Puls anzeigen und die Nutzer warnen, wenn der Herzschlag zu schnell ist. Daten des Geräts sollen zudem im Rahmen einer Studie helfen, Herzrhythmus-Störungen zu erkennen.

Wie erwartet wurde auch die neue Version der Fernsehbox Apple TV vorgestellt, die schärfere Videobilder in 4K-Auflösung unterstützt.


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