Finanzen

Elektroautos: Deutsche Zulieferer fürchten Verlust von Arbeitsplätzen

Lesezeit: 2 min
13.09.2017 16:58
Die europäischen Auto-Zulieferbetriebe fürchten, aufgrund der Elektromobilität in den kommenden Jahren zahlreiche Arbeitsplätze abbauen zu müssen.
Elektroautos: Deutsche Zulieferer fürchten Verlust von Arbeitsplätzen

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die europäische Autozulieferer-Industrie sieht sich durch den Ausbau der Elektromobilität unter Druck und befürchtet eine Abwanderung von Stellen in großem Stil nach China. „Wir brauchen eine vernünftige Übergangszeit, um unseren chinesischen Freunden keine unerwünschten Geschenke zu machen“, sagte der Präsident des europäischen Zulieferer-Verbandes (CLEPA), Roberto Vavassori, am Mittwoch auf der Automesse IAA in Frankfurt.

Die europäischen Autohersteller zahlten für jedes in Europa hergestellte Auto schätzungsweise 4000 bis 7000 Euro nach China für Batterien. Ein überstürzter Ansturm auf Elektroautos würde das Geschäft China überlassen, das zusammen mit Südkorea und Japan die Batterieproduktion für solche Fahrzeuge dominiere.

Der Verband forderte die Autohersteller und die Politik dazu auf, auch andere Wege zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen wie effizientere Verbrennungsmotoren und synthetische Kraftstoffe in Erwägung zu ziehen. „Das Problem ist die Einseitigkeit der Debatte“, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Bosch verbessere den Verbrennungsmotor und erforsche auch synthetische Kraftstoffe, die den Vorteil hätten, vorhandene Tankstellen und Motoren nutzen zu können. „Das ist ein schnellerer Weg, um die globale Erwärmung zu begrenzen“, sagte er. „Wir machen das neben Elektrofahrzeugen.“

In der europäischen Zulieferindustrie arbeiten nach Angaben des Verbandes rund fünf Millionen Menschen, für sie geht es daher um viel. Vavassori zufolge hinkt Europa bei der Produktion von Sensoren und Mikrochips sowie von Batterien zurück. Angesichts der geopolitischen Instabilität sei es aber ein Risiko, sich auf chinesische Lieferungen zu verlassen. „Für die Fahrzeuge der Zukunft brauchen wir eine Produktion in Europa oder wir gefährden ganz Europa“, warnte er.

Angesichts der Dieselkrise und drohender Fahrverbote wollen die Autobauer ihr Angebot an E-Mobilen in den nächsten Jahren deutlich ausweiten. Um den enormen Bedarf an Batterien für die steigende Zahl an Elektroautos zu decken, müssen die Kapazitäten aber weltweit drastisch erhöht werden.

Angesichts der gewaltigen Investitionen in die Elektromobilität schlägt VW vor, die Kräfte in Europa zu bündeln. Dadurch sollen den dominierenden asiatischen Lieferanten die Grenzen aufgezeigt werden. „Aus meiner Sicht wäre es wünschenswert, dass sich die deutsche und europäische Industrie an der Stelle stärker engagiert“, sagte VW-Markenchef Herbert Diess der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch in einem Interview auf der Automesse IAA in Frankfurt. Auf offene Ohren stößt er damit beim Branchenverband VDA und dem Stuttgarter Autobauer Daimler. Beide schlossen eine heimische Batteriezellenproduktion mit Blick auf die gerade noch in der Forschung steckende nächste Zellgeneration nicht aus.

Diess sagte, die Produktion von Batteriezellen für Elektroautos sei eines der großen Wachstumsfelder der nächsten Jahrzehnte und dürfte den asiatischen Lieferanten nicht überlassen werden. „Es wird kaum Felder geben, wo man schneller wachsen kann, wenn man kompetent ist, Industrieanlagen zu bauen.“ Der Markenchef ließ offen, ob Volkswagen sich selbst an einer Batteriezellproduktion beteiligen würde. Er sagte, für die erste Phase, in der die Elektromobilität hochgefahren werde, sei VW dank langfristiger Verträge seiner Lieferanten aus Südkorea ausreichend mit Batteriezellen versorgt. „Aber ich fände es gut, wenn der Wettbewerb zunehmen und ein europäisches Konsortium entstehen würde.“

Die bislang üblichen Lithium-Ionen-Zellen gelten als zu schwer und teuer, um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen. Leistungsfähigere Batterien zu deutlich niedrigeren Kosten stehen voraussichtlich erst Anfang des kommenden Jahrzehnts zur Verfügung.

VDA-Präsident Matthias Wissmann und Daimler-Chef Dieter Zetsche machten eine heimische Batteriezellenproduktion von der technologischen Entwicklung abhängig. „Wer danach ruft, Commodities, die es schon gibt, in Europa zu wesentlich höheren Energiekosten zu produzieren, findet dazu keinen spontanen Zuspruch“, sagte Wissmann. Die Frage stelle sich aber neu, wenn auf die Lithium-Ionen-Zellen solche mit Lithium-Luft, Lithium-Schwefel oder Festkörperchemie folgten. „Wenn es ein solches Konzept gibt und unsere großen Forschungsanstrengungen dazu führen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Hersteller und Zulieferer einzeln oder zusammen ein solches Konzept realisieren.“

Auch der Autobauer Daimler, der die eigene Zellproduktion vor zwei Jahren mangels Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Asiaten einstellte, denkt vorsichtig über einen Neustart nach. „Wenn ein Durchbruch gelingt in unserem Haus oder woanders, (...) kann es sein, dass es ein neues Spiel gibt, wo wir Chancen haben, eine Wettbewerbsposition aufzubauen“, sagte Zetsche. Der weltweit größte Autozulieferer Bosch will bis Anfang nächsten Jahres entscheiden, ob er eine milliardenschwere Investition in die Zellproduktion wagt.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Finanzen
Finanzen Kreditnachfrage in der Eurozone schwächt sich deutlich ab
11.12.2023

Laut einer neuen Studie der Beratungsgesellschaft EY schwächt sich Kreditnachfrage in der Eurozone deutlich ab. Hintergrund sind die stark...

DWN
Politik
Politik Der Streit um ARD und ZDF spitzt sich zu
11.12.2023

Mit einem zwölfseitigen Positionspapier fordert die CDU von ARD und ZDF einschneidende Reformen an. Das Papier, das von einer Kommission...

DWN
Technologie
Technologie Containerschiffe mit Nuklearantrieb: China schockt die Energiemärkte
11.12.2023

In China wurde der Entwurf eines riesigen Containerschiffs vorgestellt, das mit einem neuartigen Kernreaktor angetrieben wird. Die...

DWN
Immobilien
Immobilien EU-Sanierungsgesetz: Nicht so schlimm wie befürchtet
11.12.2023

Die EU hat sich auf eine finale Version der Gebäuderichtlinie geeinigt. Hausbesitzer können leicht aufatmen: Eine allgemeine...

DWN
Finanzen
Finanzen Munich Re: Inflation wird dauerhaft hoch bleiben
11.12.2023

Laut einer Studie des Rückversicherers Munich Re könnte Inflation in den Jahren bis 2030 bei drei Prozent liegen. Grund dafür sei eine...

DWN
Immobilien
Immobilien Jedes zweite Wohungsbauunternehmen klagt über Auftragsmangel
11.12.2023

Die Lage im deutschen Wohnungsbau wird laut Ifo immer trüber. Bereits den achten Monat in Folge klagen immer noch mehr Unternehmen über...

DWN
Politik
Politik Argentiniens Präsident kündigt finanzpolitische Schock-Therapie an
11.12.2023

Argentiniens Präsident Milei hat eine wirtschaftliche Rosskur und eine finanzpolitische Schocktherapie angekündigt. Allerdings gibt er...

DWN
Politik
Politik Klima-Gipfel in Dubai: Opec mobilisiert Widerstand gegen Klimapolitik des Westens
10.12.2023

Auf dem Klimagipfel in Dubai brechen tiefe Gräben auf. Zahlreiche Länder wehren sich gegen die vom Westen geforderte Abkehr von fossilen...