Finanzen

Italien: Renzi warnt EZB vor neuer Kredit-Krise in Europa

Der ehemalige Premierminister Italiens, Matteo Renzi, erwartet einen Einbruch bei der Kreditvergabe, falls schärfere Regeln für faule Kredite in Europa eingeführt werden.
08.10.2017 01:12
Lesezeit: 1 min

Der ehemalige Premierminister Italiens und Vorsitzende der Demokratischen Partei, Matteo Renzi, hat Pläne der Europäischen Zentralbank scharf kritisiert, schärfere Regeln für ausfallgefährdete Kredite in Bankbilanzen einzuführen. Die neuen Vorgaben könnten zum Ausbruch einer „Kreditkrise“ führen.

„Einige EU-Beamte aus dem Bankensektor ignorieren die Tatsache, dass es ihre Aufgabe ist, Kreditkrisen zu verhindern, nicht neue zu schaffen. Sollten diese Regel eingeführt werden, dann wird die Kreditvergabe an kleinere Unternehmen unmöglich. Wir machen die gleichen Fehler wie 2013“, schrieb Renzi am Freitag auf Twitter:

Die Europäische Zentralbank (EZB) will mit den neuen Richtlinien Geldhäuser im Währungsraum zu mehr Absicherung für ausfallgefährdete Kredite bewegen. Wie aus einem Entwurf der EZB-Bankenaufsicht hervorgeht, sollen die Institute ab 2018 neu als notleidend eingestufte Darlehen schrittweise zu 100 Prozent über Rückstellungen abdecken. Für die Bildung des Sicherheitspolsters soll den Banken je nach Art des Darlehens bis zu sieben Jahre Zeit gewährt werden.

Insbesondere in Italien sind ausfallgefährdete Kredite zu einem erheblichen Problem für den Bankensektor geworden. Schätzungen zufolge entfällt auf italienische Banken mit etwa 300 Milliarden Euro rund ein Drittel aller ausfallgefährdeten Kredite in der Eurozone. In den vergangenen Monaten führten die von den Papieren ausgehenden Risiken zu mehreren Pleiten in Italien, bei denen wie im Falle der Bank Monte Paschi die Siena die Steuerzahler einspringen mussten.  

Eine von der Financial Times kontaktierte nicht namentlich genannte Quelle aus der Zentralbank Banca d’Italia sagte, dass es in der Notenbank die Hoffnung gäbe, dass die EZB die Vorgaben abschwächen werde. Die italienische Wirtschaft befände sich verglichen mit anderen Teilen der Eurozone in einem früheren Stadium der Erholung und der Abbau der faulen Kredite dauere in Italien aufgrund des immensen Umfanges länger.

„Herr Renzis Intervention zur EZB-Regel kann als Vorgeschmack auf die in einem Jahr stattfindende Parlamentswahl gelten, bei der die Demokratische Partei von Euro-skeptischen Kräften wie der 5-Sterne-Partei und der Lega Nord herausgefordert wird“, schreibt die FT.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Paulaner gewinnt im Design-Rechtsstreit gegen Karlsberg
31.03.2025

Paulaner hat vor dem Landgericht München einen Rechtsstreit gegen die Karlsberg Brauerei gewonnen. Das Landgericht München sah aufgrund...

DWN
Finanzen
Finanzen Billionen-Segen oder Schuldenfalle? Deutschlands Finanz-Wende!
31.03.2025

Deutschland wird fast 1 Billion Euro an zusätzlichem Finanzierungsvolumen nahezu kostenfrei erhalten, nachdem die Anleihemärkte positiv...

DWN
Politik
Politik Schuldenpaket: Wo kommen die Milliarden eigentlich her?
30.03.2025

Das Sondervermögen, das man getrost als Sonderschulden bezeichnen darf, wird vermutlich am Ende einen Umfang von eine Billion Euro haben -...

DWN
Panorama
Panorama Gletscherschwund bedroht Menschheit – UN warnt
30.03.2025

Die Eisschmelze erreicht weltweit dramatische Ausmaße. Die Vereinten Nationen rücken 2025 die Krise in den Fokus und erklären den 21....

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen auf Zeit: Wie Sie eine möblierte Wohnung mieten und was dabei zu beachten ist
30.03.2025

In den Städten wird es immer schwerer, eine Wohnung zu finden. Immobilienunternehmen und Investoren haben daraus eine Marktlücke...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa im KI-Wettbewerb: Unbequeme Wahrheiten über DeepSeek, Trumps Einfluss und Deutschlands Wirtschaft
30.03.2025

Europa steht vor entscheidenden Herausforderungen: Wie kann der Kontinent seine wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sichern, während...

DWN
Panorama
Panorama Schifffahrt, Windenergie, Militär - auf der deutschen Nordsee geht der Platz aus
30.03.2025

Weite Horizonte, unbegrenzte Möglichkeiten: So stellen sich viele die Nordsee vor. Doch die Realität zeigt ein überlastetes Meer –...

DWN
Immobilien
Immobilien Grüne Zukunft oder nicht? Was von globalen Visionen wirklich bleibt
30.03.2025

Wer das Klima retten möchte, muss groß denken. An vielen Orten weltweit entstehen grüne Megaprojekte. Doch nicht immer führen große...