Politik

Irakische Armee erobert Energie-Drehkreuz im Nordirak

Lesezeit: 3 min
31.10.2017 17:23
Die irakische Armee hat zusammen mit vom Iran unterstützten Milizen ein wichtiges Drehkreuz für Rohöl und Truppenverlegungen im Nordirak erobert.
Irakische Armee erobert Energie-Drehkreuz im Nordirak

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die irakische Armee und die vom Iran unterstützten schiitischen Hashd-Shaabi-Brigaden unter dem Kommando der iranischen Revolutionsgarden eroberten nach Angaben des israelischen Militärportals Debkafile am 28. Oktober den strategisch wichtigen nordirakisch-syrischen Grenzübergang von Faysh Chabur. Die kurdischen Peschmerga-Kämpfer mussten sich nach dem Rückzug aus Kirkuk auch aus Faysh Chabur zurückziehen.

Die Operation auf Faysh Chabur soll drei strategische Ziele haben. Erstens soll der Landkorridor zwischen den nordirakischen Kurden und den Kurden-Milizen in Nord-Syrien gekappt werden. Die von den USA kontrollierten syrischen Kurden-Milizen haben nun keine Möglichkeit mehr, den Peschmerga zu Hilfe zu kommen.

Faysh Chabur war die letzte Möglichkeit für die Bevölkerung des Nord-Iraks, ihr Territorium zu verlassen. Die irakische Regierung hat alle Flugverbindungen gekappt, indem sie die internationalen Flughäfen von Arbil und Sulaimaniya beschlagnahmt hat. Die kurdische Regionalregierung Irak (KRG) befindet sich somit im Zustand der Belagerung.

Drittens war Faysh Khabur auch die einzige Landkreuzung, die die US-Armee für den Transport von Hilfsgütern an die in Nord-Syrien stationierten US-Streitkräfte genutzt hatte. Der US-Armee bleibt nur noch die Möglichkeit, ihre Truppen in Syrien per Luft zu versorgen.

DebkaFile berichtet, dass der Iran somit eine Landbrücke zwischen dem Irak und Syrien geschaffen habe.

Faysh Khabur ist allerdings auch aus energiepolitischer Perspektive wichtig. Im Jahr 2013 hat die kurdische Regionalregierung Irak (KRG) eine Pipeline vom Taq-Taq-Feld über Khurmala, der den nördlichen Teil des Kirkuk-Öl-Felds bildet, und Dohuk bis nach Faysh Khabur aktiviert. Diese Pipeline führt an die irakisch-türkische Grenze und leitet in die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline über. Das geht aus einer Mitteilung der KRG hervor.

Die Eroberung von Faysh Khabur durch pro-iranische Milizen und der irakischen Armee könnte sich zum Vorteil für den russischen Öl-Riesen Rosneft auswirken. Der Konzern verkündete am 19. Oktober in einer Mitteilung, dass er sich mit der kurdischen Regionalregierung (KRG) darauf geeinigt habe, einen Mehrheitsanteil von 60 Prozent an der Kirkuk-Ceyhan-Pipeline zu erwerben. „Der Eintritt in das Infrastrukturprojekt wird zur Erreichung der strategischen Ziele von Rosneft beitragen und ermöglichen, die Effizienz des Öltransports zu den Endkunden – einschließlich der Lieferungen an die Raffinerien des Unternehmens in Deutschland – zu steigern”, sagte Rosneft-Chef Igor Setschin.

Nach Angaben des englischsprachigen Diensts von Reuters soll Rosneft 1,8 Milliarden Dollar in die Pipeline investieren. Rosneft ist derzeit der größte energiepolitische Investor in der KRG-Region. Zum Dezember 2016 beliefen sich die Investitionen auf vier Milliarden Dollar, berichtet Reuters.

Die pro-iranischen Milizen und die irakische Armee sind die Verbündeten Russlands in der Region. Ende September 2015 hatten Russland, Syrien, der Iran und der Irak ein gemeinsames Informationszentrum in Bagdad ins Leben gerufen, um ihre militärischen Operationen in Syrien und im Irak zu koordinieren.

Bloomberg berichtet, dass am Montag um vier Uhr morgens der Öl-Transport über die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline unterbrochen und um 13.25 Uhr erneut aufgenommen wurde.

Vor der Unterbrechung lag der Transport bei 264.000 Barrel pro Tag, wobei das tägliche Transportvolumen normalerweise bei 600.000 Barrel liegt. Bloomberg wörtlich: „Jeder Anstieg der Produktion aus dem Nordirak könnte den Druck auf die OPEC-Staaten und verbündete Produzenten ausüben, da diese versuchen, den globalen Angebotsüberhang einzudämmen, um die Preise zu stützen”.

Zudem hat die irakische Armee von kurdischen Peschmerga-Kämpfern die Kontrolle über den Hauptgrenzübergang zur Türkei übernommen. Dies teilten die Regierungen der beiden Länder mit. Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim kündigte am Dienstag in Ankara zudem an, einen zweiten Grenzübergang zum Nordirak zu öffnen. Dieser ist Teil der Fernstraße nach Tal Afar, das rund 40 Kilometer westlich von Mossul liegt und vernehmlich von Turkmenen bewohnt wird.

Der von den Irakern übernommene Grenzposten Habur, der im Irak Ibrahim al-Chalil heißt, ist der wichtigste Übergang von der Türkei in die autonomen irakischen Kurdengebiete. Nach Angaben aus türkischen Sicherheitskreisen sind auch türkische Soldaten an den Übergang verlegt worden, um ihn mit den irakischen Truppen abzusichern. In dem Gebiet verläuft auch eine wichtige Pipeline, durch die irakisches Öl in türkische Häfen gepumpt wird.

Die irakischen Kurden hatten am 25. September für die Unabhängigkeit ihrer Region gestimmt, die an die Türkei, Syrien und den Iran grenzt. Die irakische Regierung schickte daraufhin die Armee in die ölreiche Region. Bislang kämpften irakische Regierungssoldaten und kurdische Peschmerga gemeinsam gegen die Islamisten-Miliz IS. Nachdem sie die Extremisten im Irak weitgehend besiegt hatten, zerbrach das Bündnis – und der Konflikt um Besitzansprüche im Nordirak entflammte erneut. Am Wochenende hatten die Zentralregierung und die Kurden Gespräche über die Beilegung der Streitigkeiten aufgenommen, die als erstes konkretes Ergebnis nun die Übergabe der Grenzpostens hat.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Immer mehr Menschen heben Geld im Supermarkt ab
17.04.2024

Geldabheben beim Einkaufen wird in den Supermärken immer beliebter. Für Händler könnten die zunehmenden Bargeldauszahlungen jedoch...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Eurozone fällt auf 2,4 Prozent
17.04.2024

Im Herbst 2022 erreichte die Inflation in der Eurozone ein Höchststand von mehr als zehn Prozent, jetzt gibt es den dritten Rückgang der...