Der Flugzeugbauer Airbus hat den größten Einzelauftrag seiner Geschichte erhalten. Der amerikanische Luftfahrt-Pionier Bill Franke bestellte für seine vier Billigfluglinien insgesamt 430 Maschinen des Typs A320neo mit einem Listenpreis von 49,5 Milliarden Dollar, wie Airbus am Mittwoch mitteilte. Die Maschinen sollen für die Fluggesellschaften Wizzair aus Ungarn, Frontier Airlines aus Denver, die chilenische Jetsmart und die mexikanische Volaris fliegen, an denen Frankes Indigo Partners jeweils beteiligt ist.
Mit dem Mega-Auftrag – einem der größten in der zivilen Luftfahrt überhaupt – bläst Airbus im Rennen mit dem Erzrivalen Boeing zur Aufholjagd. Bisher entfiel auf den europäischen Flugzeugbauer in diesem Jahr nur gut ein Drittel aller Aufträge weltweit. Die Bestellung trieb die Aktie am Mittwoch um drei Prozent nach oben.
Der 80-Jährige Franke flog am Mittwoch eigens in die Vereinigten Arabischen Emirate, um den vorläufigen Vertrag mit Airbus auf der Dubai Air Show zu unterschreiben, die noch bis Donnerstag dauert. Frankes Fluggesellschaften verfolgen eine Ultra-Billig-Strategie, bei der die Passagiere zwar niedrige Basis-Preise zahlen, aber alle Extras eigens dazukaufen müssen. Ausgeliefert werden die Airbus A320 zumeist zwischen 2021 und 2026.
Der Auftrag ist eine Genugtuung für den scheidenden Airbus-Verkaufschef John Leahy. Der 67-jährige Amerikaner geht Anfang 2018 in den Ruhestand. Seit 1994 hat er Maschinen für 1,7 Billionen Dollar verkauft. Hatten die Europäer damals gerade 18 Prozent Marktanteil, haben sie inzwischen mit Boeing fast gleichgezogen.
Leahy hatte gehofft, in Dubai auch einen Großauftrag für den Airbus A380 von Emirates an Land zu ziehen. Doch die Araber wollen Garantien, dass Airbus das Großraumflugzeug auf Dauer produziert. Der schleppende Auftragseingang hatte bei Kunden Fragen über die Zukunft des A380-Programms geweckt. „Ich glaube, beide Seiten werden Bilanz ziehen und schauen, ob sie sich bis zum Jahresende einigen können“, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Am Sonntag hatte Emirates 40 Boeing 787-10-Maschinen im Wert von 15,1 Milliarden Dollar geordert.
Auch die Billigflug-Schwester von Emirates, flydubai, bestellte auf der Messe bei Boeing: 175 Kurzstrecken-Maschinen vom Typ 737 Max im Wert von 27 Milliarden Dollar, wie Scheich Ahmed bin Said al-Maktum bestätigte. Dazu kommen Optionen auf 50 weitere Maschinen. Die Flotte von flydubai besteht schon bisher ausschließlich aus Boeing-Flugzeugen, Airbus hatte sich jedoch Hoffnungen gemacht, dass die Araber die Neubestellung zumindest zwischen den beiden Branchengrößen aufteilten. Die Regierung von Dubai will, dass Emirates und flydubai künftig enger zusammenarbeiten.
Hoffnung gibt es auch für den neuen Airbus-Partner Bombardier. Die staatliche ägyptische EgyptAir orderte für 1,1 Milliarden Dollar zwölf Kurzstrecken-Flugzeuge aus der „CSeries“, an der Airbus kürzlich die Mehrheit übernommen hat. Es ist die zweite Bestellung innerhalb eines Monats, nachdem zuvor eineinhalb Jahre kein einziger Auftrag für die CSeries eingegangen war. Den aus Europa stammenden Auftraggeber für die anderen 31 Maschinen wollte Fred Cromer, der Chef der Flugzeug-Sparte von Bombardier, nicht nennen. Insgesamt lägen damit 400 Aufträge für die CSeries vor.
Viele Kunden hatten wegen der finanziellen Probleme von Bombardier an der Zukunft für das Programm gezweifelt. Diese dürften mit dem Einstieg von Airbus ausgeräumt sein. Ethiopian Airlines will sich im nächsten Jahr entscheiden, ob ihre Boeing 737-7 mit den Bombardier-Maschinen oder dem konkurrierenden "E-Jet" der brasilianischen Embraer ersetzt werden.