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Der norwegische Pensionsfonds, der größte Staatsfonds der Welt und gespeist aus den Öl-Einnahmen des Landes, will seine Milliarden nicht mehr ins Ölgeschäft investieren. Die norwegische Zentralbank, die den Fonds verwaltet, erklärte am Donnerstag an die Regierung in Oslo gerichtet, sie wolle so die Abhängigkeit des Fonds vom Ölpreis verringern. Derzeit entfallen rund 6 Prozent des Portfolios des Staatsfonds auf Öl- und Gasfirmen. Der Anteil entspricht einem Volumen von umgerechnet 31 Milliarden Euro. Norwegen ist der größte Ölproduzent in Westeuropa, erwartet aber in den kommenden Jahren sinkende Fördermengen.
„Diese Empfehlung beruht ausschließlich auf finanziellen Gründen und Analysen zur Abhängigkeit des Staates vom Öl“, betonte Zentralbank-Vizechef Egil Matsen. Damit seien keinesfalls Prognosen über die Entwicklung des Ölpreises, über die künftige Rentabilität des Ölsektors oder dessen Nachhaltigkeit verbunden.
Die Pläne des Staatsfonds zur Reduzierung seiner Anteile an Öl- und Gaskonzernen haben die Aktien der betroffenen Unternehmen unter Druck gesetzt. Die Aktien des Konzerns Royal Dutch Shell, an dem der Fonds 2,3 Prozent hält, gaben ihre Gewinne in Amsterdam ab und notierten ein halbes Prozent schwächer mit 26,34 Euro. Der britische Rivale BP verlor 0,4 Prozent auf 493 Pence. In Italien büßte Eni ein Prozent ein. Der europäische Branchenindex für Öl- und Gaskonzerne fiel um ein halbes Prozent auf den tiefsten Stand seit vier Wochen.
Seit den 90er Jahren legt der Staatsfonds einen Teil von Norwegens Öl-Einnahmen für künftige Generationen an. Weltweit ist er an mehr als 9.000 Firmen beteiligt und hält rund 1,3 Prozent der Anlagesumme an den weltweiten Börsen. In Europa sind es sogar 2,3 Prozent.
Mitte September erreichte er erstmals einen Wert von einer Billion Dollar (umgerechnet rund 846 Milliarden Euro). Das sind pro Kopf fast 160.000 Euro für jeden der rund 5,3 Millionen Einwohner Norwegens.
Nach einem Parlamentsbeschluss aus dem Jahr 2015 darf der Fonds nicht mehr in Energie- oder Bergbauunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes oder ihres Geschäfts mit Kohle machen. Die Leitlinien des Staatsfonds verbieten zudem Investitionen in Unternehmen, die schwere Menschenrechtsverletzungen begehen, Kinderarbeit ausnutzen, „besonders inhumane“ Waffen fertigen oder Tabakprodukte herstellen.
Wann der norwegische Staatsfonds mit den Anteilsverkäufen beginnen soll, steht noch nicht fest. Der Antrag muss noch vom norwegischen Parlament genehmigt werden. „Die Richtung ist aber klar. Im Falle einer Annahme unseres Vorschlags wird es in der nächsten Zeit zu einer Reduzierung der Beteiligungen kommen“, betonte Matsen. Die frei werdenden Gelder sollen dann in andere Branchen investiert werden.