Finanzen

Schulden der Großstädte so hoch wie nie zuvor

Lesezeit: 1 min
19.11.2017 19:50
Die Verschuldung der deutschen Großstädte steigt unvermindert an.
Schulden der Großstädte so hoch wie nie zuvor

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Verschuldung der deutschen Städte hat im vergangenen Jahr trotz hoher Steuereinnahmen ein neues Rekordhoch erreicht. Im Vergleich zu 2015 erhöhten sich die Schulden der Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern um 1,1 Prozent oder fast eine Milliarde Euro auf 82,4 Milliarden Euro, wie eine am Mittwoch von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young in Berlin vorgelegte Studie ergab. Grund dafür waren demnach vor allem steigende Sozialausgaben.

Der Studie zufolge verschlechterte sich vor allem in den westdeutschen Großstädten die Kassenlage. 62 Prozent der Großstädte in den alten Bundesländern mussten zusätzliche Kredite aufnehmen, die Gesamtverschuldung stieg um 1,7 Prozent. In Ostdeutschland schafften hingegen sieben der neun Großstädte einen Schuldenabbau, die Gesamtverschuldung insgesamt nahm um 5,1 Prozent ab.

Vor allem in Nordrhein-Westfalen ist die Haushaltslage der Großstädte häufig desaströs, 15 der 20 am stärksten verschuldeten Großstädte liegen im bevölkerungsreichsten Bundesland. Die höchste Pro-Kopf-Verschuldung hatte 2016 Oberhausen mit 9.680 Euro Schulden pro Einwohner. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Ruhrgebietsstadt den Schuldenstand aber um 112 Euro pro Kopf reduzieren.

Auf Platz zwei folgte Mülheim an der Ruhr, wo sich der Schuldenstand mit über 600 Euro pro Kopf auf 9.163 Euro erhöhte. Am drittstärksten ist Saarbrücken mit 8.825 Euro pro Kopf verschuldet. Die saarländische Landeshauptstadt konnte ihre Verschuldung allerdings binnen drei Jahren um mehr als 2.300 Euro pro Kopf verringern, 2013 war Saarbrücken noch klarer Schuldenspitzenreiter.

Am geringsten ist Braunschweig mit 453 Euro pro Einwohner verschuldet. Es folgen Wolfsburg mit 910 Euro pro Kopf und Jena mit 981 pro Kopf. Allerdings stieg sowohl in Braunschweig als auch in Wolfsburg die Pro-Kopf-Verschuldung.

2015 war den Großstädten noch ein Abbau der Gesamtverschuldung um 0,4 Prozent gelungen. Laut Ernst & Young lebten einige Städte zwar in der Vergangenheit über ihre Verhältnisse, hatten Pech mit Finanzanlagen oder hatten wie in Nordrhein-Westfalen den Wegfall von Millionendividenden der Energieversorger zu verkraften.

Im Wesentlichen sei der aktuelle Anstieg der Verschuldung aber mit dem massiven Anstieg der Sozialausgaben zu erklären, die allein im Jahr 2016 im Zuge der Unterbringung hunderttausender Migranten um zehn Prozent auf 59 Milliarden Euro gestiegen seien.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...