Finanzen

Gas-Explosion in Österreich löst Energie-Notstand in Italien aus

Die Explosion in einem Gaswerk in Österreich hat einen Notstand in Italien ausgelöst.
12.12.2017 14:47
Lesezeit: 2 min

Nach der Explosion auf Österreichs zentralem Gas-Drehkreuz Baumgarten werden die Lieferungen über diese Verteilstation nach Angaben des Betreiber-Mutterkonzerns OMV in Kürze wieder aufgenommen. Die OMV-Tochtergesellschaft Gas Connect Austria werde die Leitungssysteme in Richtung Italien, nach Deutschland und nach Ungarn noch vor Mitternacht wieder in Betrieb nehmen, teilte der Wiener Ölkonzern am Dienstagabend mit. Die Ermittlungen der Polizei zum genauen Unfallhergang dauerten an. Auch der italienische Gasnetz-Betreiber Snam, der neben dem Versicherer Allianz an Gas Connect beteiligt ist, rechnete mit einer Wiederaufnahme der Gaslieferungen aus Russland vor Mitternacht.

Eine gewaltige Explosion auf einem wichtigen Gas-Drehkreuz in Österreich hat am Dienstag die Energiemärkte in weiten Teilen Europas aufgewirbelt. Nachdem die Erdgaslieferungen von der Alpenrepublik Richtung Süden und Südosten unterbrochen wurden, schnellten die Gaspreise auf breiter Front in die Höhe. Das südliche Nachbarland Italien, das stark von Gaslieferungen aus Österreich abhängig ist, rief den Notstand bei der Energieversorgung aus. Für Österreich wurde Entwarnung gegeben. Und auch in Deutschland muss niemand einen Engpass befürchten, da die Versorgung hier breiter aufgestellt ist.

Die seit 1959 bestehende Station in Baumgarten östlich von Wien zählt zu den wichtigsten Gasknotenpunkten in Mitteleuropa. Mit einer Jahreskapazität von 40 Milliarden Kubikmeter verteilt sie Erdgas aus Russland und Norwegen auch nach Norditalien und Süddeutschland. An den Energiemärkten machte sich wegen der Explosion Nervosität breit: Der Preis für britisches Gas zur sofortigen Lieferung stieg um bis zu 45 Prozent. In Italien stieg der Großhandelspreis um gut 150 Prozent auf 60 Euro je Megawattstunde.

Freude löste der Anstieg der Gaspreise hingegen bei den Anlegern der großen Öl- und Gaskonzerne wie BP, Shell oder Statoil. aus. Die Papiere der Unternehmen legten kräftig zu. Der europäische Branchenindex steuert mit einem Kursplus von 1,5 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit einem halben Jahr zu.

MITTEN IM WINTEREINBRUCH

Die Lieferunterbrechung nach Italien kommt genau zu jener Zeit, in der das Land von einem Wintereinbruch und heftigen Schneefällen heimgesucht wurde - und damit wohl mehr Gas zum Heizen benötigt wird. Wann das Erdgas wieder durch die Pipelines Richtung Süden strömen wird sowie das genaue Ausmaß des Schadens sind bislang unklar, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft GasConnect, an dem der Wiener Ölkonzern OMV einen Mehrheitsanteil hält. Laut einer ersten Einschätzung sei nur ein kleiner Teil der Anlage betroffen, hieß es. Die Anlage sei kontrolliert heruntergefahren worden und stehe derzeit still. Der Brand wurde inzwischen gelöscht.

Italiens Gasnetz-Betreiber Snam, der neben dem Versicherungskonzern Allianz ebenfalls an GasConnect beteiligt ist, hofft auf einen rasche Rückkehr zur Normalität. "Auf Grundlage der vorliegenden Informationen, könnte die Versorgung heute noch zurückkommen, wenn die ersten Einschätzungen über den Schaden bestätigt sind",

Der genaue Unfallhergang ist noch unklar. Die Polizei geht von einem technischen Defekt aus. Zunächst hatte es eine Explosion gegeben. Anschließend kam es zu einem Brand, der sich auf Nachbargebäude ausgebreitet hatte. Die Rauchwolke war bis ins rund 30 Kilometer entfernte Wien zu sehen. Insgesamt waren 22 Feuerwehren und 250 Einsatzkräfte im Einsatz. Bei dem Unfall wurden nach offiziellen Angaben eine Person getötet und 21 Menschen verletzt, einer davon schwer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...