Finanzen

Währungskrieg: Briten setzen Pfund als Waffe für Exporte ein

Nach der Ankündigung des Austritts Großbritanniens aus der EU verliert das britische Pfund deutlich. Der Effekt: Die Exporte profitieren.
04.10.2016 01:59
Lesezeit: 2 min
Währungskrieg: Briten setzen Pfund als Waffe für Exporte ein
Das britische Pfund ist stark gefallen. (Grafik: ariva.da) Foto: Mitarbeiter

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das britische Pfund fiel auf ein 30-Jahres-Tief, nachdem die Premierministerin Theresa May angekündigt hatte, den Austritt Großbritanniens aus der EU im Frühjahr 2017 einzuleiten. Das Pfund Sterling fiel am Montag zeitweilig auf 87,46 Pence pro Euro, das niedrigste Niveau seit August 2013. Finanzminister Philip Hammond warnte vor „Turbulenzen“ für die britische Wirtschaft während der Ausstiegsverhandlungen mit der EU.

May kündigte den Delegierten ihrer konservativen Partei auf dem jährlichen Parteitag an, dass sie die Immigration drosseln werde. Mit dieser Aussage schürte sie weitere Spekulationen über den sogenannten „harten Brexit“, der nur begrenzten Zugang zum EU-Binnenmarkt bietet, berichtet Bloomberg

„Ein harter Brexit ist ein Ausverkauf des Pfunds“, so Neil Jones, Leiter des Hedge-Fonds-Vertriebs der Mizuho Bank Ltd. in London. „Ich weiß, die Regierung sieht keinen Unterschied zwischen einem harten und einem weichen Brexit, aber der Markt tut es gewiss.“

Das Pfund fiel um ein Prozent auf 1.2843 US-Dollar, nachdem es 1.2836 US-Dollar erreicht hatte. Das Pfund Sterling glich kurz seine Verluste aus, nachdem der Einkaufsmanager-Index gezeigt hatte, dass die Industrie Großbritanniens den erfolgreichsten Monat seit zwei Jahren verzeichnen konnte – trotz der Unsicherheit der neuen Verhandlungsposition mit der EU. Die Aktien der britischen Exporteure stiegen durch die schwache Währung. Somit scheint es, als würde die Wirtschaft Großbritanniens den Austritt aus der EU besser verkraften, als man zuerst angenommen hatte, so James Knightley, Ökonom bei der ING Bank NV in London. Beobachter des Marktes schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank of England den Zinssatz Ende dieses Jahres erneut senken wird, sogar auf nur noch 20 Prozent.

Während die Ankündigung des Brexits zumindest ein Risiko eliminiert hat, das über der britischen Industrie schwebte, ließ Premierministerin May einige Fragen offen, was der Austritt aus der EU wirklich bedeuten wird.Sie kündigte an, sie werde Artikel 50 der EU-Verfassung des Lissabonner Vertrags, der den zweijährigen Austrittsprozess aus der Europäischen Union regelt, „vor Ende März kommenden Jahres“ aktivieren. Sie versprach außerdem, die unkontrollierte Immigration zu stoppen sowie den Zugang zum EU-Binnenmarkt aufrecht zu erhalten. Details nannte sie jedoch nicht. Seit dem Referendum der Briten, die EU zu verlassen, ist das britische Pfund 14 Prozent gegenüber dem Dollar gefallen und hat seinen größten Drei-Monats-Verlust seit 1984 soeben abgeschlossen – mit fünf eindeutigen Einbrüchen, so Bloomberg.

„Obwohl es ein Referendum gab, obwohl die Briten knapp für den Ausstieg aus der EU gestimmt haben, obwohl die Premierministerin bereits angekündigt hatte, dass sie Artikel 50 Anfang nächsten Jahres einleiten würde, zeigen die Entwicklungen doch, dass der Devisenmarkt dachte, dass es nie geschehen würde“, so Stuart Bennett, Leiter G10-Devisenstrategie bei Banco Santander SA in London. „Die ganze Unsicherheit, wann Großbritannien die EU verlässt, wo es sich dann befinden wird, wird einfach wieder in den Vordergrund gerückt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...