Deutschland

NRW: Städten droht bei Zinsänderung Schulden-Krise

Der Städtetag Nordrhein-Westfalen fordert angesichts der finanziellen Schieflage vieler Städte Hilfe von der Bundesregierung.
05.01.2018 11:34
Lesezeit: 1 min

Der nordrhein-westfälische Städtetag hat von der künftigen Bundesregierung mehr Hilfen für finanzschwache Kommunen gefordert. Die Kommunalvertreter erwarteten vom Düsseldorfer Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU), dass er sich bei den anstehenden Sondierungsgesprächen über eine mögliche große Koalition aus Union und SPD für eine gemeinsame Lösung von Land und Bund stark mache, berichtete die Westdeutschen Allgemeinen Zeitung aus Essen am Freitag. Damit können praktisch nur Hilfszahlungen der Bundesregierung gemeint sein.

Dem Städtetag zufolge stehen in den Kassenbüchern der Kommunen in Nordrhein-Westfalen rund 27 Milliarden Euro Kredite. Dies sei mehr als die Hälfte der Kassenkredite bundesweit. Ein mögliches Ende der historischen Niedrigzinsphase werde Haushalte der hoch verschuldeten Städte insbesondere im Ruhrgebiet schwer belasten. „Anschließend sollten die Altschulden auf ein akzeptables Maß zurückgeführt werden“, sagte der Geschäftsführer des NRW-Städtetags, Helmut Dedy, der Zeitung.

Der Schuldenstand der Städte in Deutschland ist so hoch wie nie zuvor und wird Beobachtern zufolge nicht mehr abgebaut werden können.

Völlig unklar ist, wie eine Schuldenerleichterung der Städte konkret aussehen soll. Denn die schwarz-gelbe Landesregierung von Nordrhein-Westfalen will von 2018 an dauerhaft ohne neue Schulden auskommen. Das Kabinett von Ministerpräsident Laschet beschloss im November einen Haushaltsentwurf für 2018 in Höhe von 74,5 Milliarden Euro, der eine schwarze Null vorsieht. „Das ist der erste Landesetat seit 1973, der gänzlich ohne neue Schulden auskommt“, sagte Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU). Für 2019 erwartet er einen Überschuss von 30 Millionen Euro, in den Jahren 2020 und 2021 sollen es jeweils mehr als eine Milliarden Euro werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte im Wahlkampf im April 2017, dass Nordrhein-Westfalen mehr Schulden mache als alle anderen Bundesländer zusammen. „Die Planung neuer Infrastruktur dauert zu lang, die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen ist zu gering, und NRW macht mehr Schulden als alle anderen Bundesländer zusammen.“ Sie versprach damals ein spezielles Förderprogramm. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble habe ein Sondervermögen des Bundes zur Förderung von Investitionen finanzschwacher Kommunen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro aufgelegt, sagte Merkel der Funke Mediengruppe im April. „Diese Mittel werden Kommunen vor allem in Nordrhein-Westfalen zugute kommen.“ Ein zweites Programm, ebenfalls mit einem Volumen von 3,5 Milliarden Euro, werde folgen. „Auch dabei wird NRW ganz besonders berücksichtigt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzinssenkung: Was das für Bauzinsen und Immobilien bedeutet
06.06.2025

Die EZB-Leitzinssenkung hat Folgen für Bauzinsen, Immobilienpreise und Sparer. Welche das sind und ob die EZB damit die Zinswende...

DWN
Politik
Politik Polens künftiger Präsident Nawrocki droht mit Blockade gegen Regierungschef Tusk: Was bedeutet das für Polen?
06.06.2025

Karol Nawrocki stellt sich offen gegen Donald Tusk – und kündigt Widerstand an. Welche Folgen hat das für Polens politische...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Russland startet schwersten Angriff seit Monaten
06.06.2025

Im Ukraine-Krieg eskaliert die Lage erneut: Russland greift massiv an, Kiew wird erschüttert. Droht nun ein Gegenschlag – oder ist das...

DWN
Politik
Politik Merz bei Trump: Was der USA-Besuch des Bundeskanzlers wirklich brachte
06.06.2025

Der Kanzler trifft den US-Präsidenten in Washington. Freundliche Worte gab es viele – doch was bleibt nach dem Besuch von Merz bei Trump...

DWN
Finanzen
Finanzen Studie: Hohe Kosten für Einführung des digitalen Euro
06.06.2025

Die Einführung des digitalen Euro wird nach einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC erhebliche Kosten für europäische Banken...

DWN
Politik
Politik Putins Gaskasse bleibt gefüllt – weil Frankreich und Belgien blockieren
06.06.2025

Während Brüssel russisches Flüssiggas verbieten will, stellen sich ausgerechnet Frankreich und Belgien quer – und sichern damit weiter...

DWN
Finanzen
Finanzen Fondsmanager warnt: „Gold ist noch immer unterbewertet“
05.06.2025

Der Goldpreis explodiert – doch laut Fondsmanager Erik Strand ist das Edelmetall noch immer unterbewertet. Die wahre Blase?...

DWN
Panorama
Panorama Stromanbieterwechsel 2025: Neue Fristen ab 6. Juni – wichtige Tipps
05.06.2025

Ein Stromanbieterwechsel soll ab dem 6. Juni deutlich schneller gehen – das klingt gut, hat aber Tücken. Welche Chancen und Risiken...