Politik

Große Koalition: Merkel will mehr Geld für Militär ausgeben

Die Große Koalition steuert auf eine Erhöhung der Rüstungsausgaben zu.
01.02.2018 23:18
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die künftige Bundesregierung wird nach Worten von Kanzlerin Angela Merkel einen größeren finanziellen Spielraum haben als bisher angenommen. Angesichts der Wirtschaftsentwicklung in diesem und im kommenden Jahr glaube sie, dass es zusätzliche Spielräume geben werde, sagte die CDU-Vorsitzende am Donnerstagabend in Berlin. Das zusätzliche Geld solle für die "Außen- und Sicherheitspolitik" ausgegeben werden. Damit könnte Merkel den US-Forderungen nach einer deutlichen Erhöhung der Rüstungsausgaben für die NATO nachkommen (Video am Anfang des Artikels). Auch US-Präsident Donald Trump forderte in Washington vor Republikanern, die Mehrausgaben für das Militärprogramm trotz der Schuldenobergrenze zu tätigen. Der republikanische Senator Rand Paul sagte bei Stephen Colbert, dass das US-Defizit bereits über eine Billion Dollar gestiegen sei. Paul sagte, dass auch die Demokraten den höheren Rüstungsausgaben zustimmen wollen.

In Deutschland hatte es zunächst Widerstand gegen die Erhöhung des Militärbudgets gegeben. So hatte sich Außenminister Sigmar Gabriel gegen eine automatische Erhöhung ausgesprochen und gefordert, man müsse auch andere Ausgaben in den Bereich Sicherheitspolitik einrechnen. Merkel sagte nun, dass auch die Entwicklungshilfe und die Digitalisierung mit höheren Staatsausgaben bedacht werden sollten. Inwieweit dieser Ansatz auch die Digitalisierung im Militär- und Überwachungsbereich bedeutet, ist unklar.

Die Bundesregierung hatte ihre Wachstumsprognose überraschend von 1,9 auf 2,4 Prozent für dieses Jahr erhöht. Höheres Wachstum führt in der Regel zu höheren Steuereinnahmen. Bei den Sondierungen hatten sich die drei Parteien auf die Verwendung des bisher erwarteten zusätzlichen Spielraums von 46 Milliarden Euro bis 2021 geeinigt. Diese Einigung wird durch die Äußerung Merkels nicht infrage gestellt. Es hatte aber Kritik aus der Wirtschaft und von Verteidigungsexperten gegeben, dass von den 46 Milliarden Euro nur zwei zusätzliche Milliarden für die Sicherheits- und Entwicklungshilfe vorgesehen und zu wenig Geld für zukunftsgerichtete Investitionen eingeplant seien. Der Organisator der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sprach von einer drohenden "Trittbrettfahrer"-Rolle Deutschlands in der Welt.

Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer warf Merkel vor, die FDP "dreist belogen" zu haben. Bei den gescheiterten Jamaika-Verhandlungen habe es anfangs angeblich nur 30 Milliarden Euro Spielraum gegeben, später dann 45 Milliarden. Die Gespräche fanden statt, bevor die Konjunkturprognose nach oben korrigiert wurde.

Mit einer Einigung in der Rentenpolitik räumten Union und SPD am Donnerstag einen weiteren Stolperstein aus dem Weg. Geplant ist laut Unterhändlern ein Rentenpaket, das Mehrausgaben für die Rentenversicherung in Milliardenhöhe umfasst. Gleichzeitig sind bei den Koalitionsverhandlungen wichtige Streitfragen wie zum Umgang mit sachgrundlosen Befristungen von Arbeitsverträgen sowie in der Gesundheits- und Finanzpolitik ungelöst. Politiker von Union und SPD gehen davon aus, dass die Gespräche nicht wie geplant am Sonntag abgeschlossen werden können, sondern bis Dienstag weiter verhandelt wird.

Einen Kompromiss hatten die Unterhändler beim Familiennachzug für Flüchtlinge erzielt. Diesen brachten Union und SPD am Donnerstag durch den Bundestag. Damit bleibt der Nachzug von Angehörigen von Flüchtlingen mit eingeschränktem Schutzstatus bis Ende Juli ausgesetzt. Von August an sollen im Monat 1000 Ehepartner, minderjährige Kinder und Eltern von Flüchtlingen nachziehen dürfen. Hinzu kommt eine bestehende Härtefallregelung, auf deren Grundlage 2017 weniger als 100 Visa vergeben wurden.

Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Schwesig bestätigen am Abend, dass das im Grundgesetz verankerte Kooperationsverbot in der Bildungspolitik fallen soll. Dadurch könne der Bund Geld zuschießen etwa zur Digitalisierung der Schulen und für den Ausbau von Ganztagsschulen. "Wir haben uns heute auf ein großes Paket zur Bildung geeinigt", sagt SPD-Vize Manuela Schwesig. "Wir wollen in die komplette Bildungskette investieren." Dafür würden sechs Milliarden Euro aufgewendet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...