Lesezeit: 2 min
08.02.2018 23:07
Der Dow Jones musste am Donnerstag erneut heftige Verluste hinnehmen.
US-Börsen mit heftigen Verlusten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Drei Tage nach dem Absturz der US-Börsen hat die Furcht vor einem Ende des billigen Geldes an der Wall Street erneut zu hohen Verlusten geführt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte büßte am Donnerstag über vier Prozent ein. "Die Lage hat sich nicht beruhigt", sagte Jason Ware, Chef-Investmentstratege des Anlagehauses Albion Financial Group schon am Morgen. "Der Markt versucht, diesen Wahnsinn zu stoppen." Doch stattdessen beschleunigte sich die Talfahrt in der zweiten Hälfte des New Yorker Börsentages noch weiter. Die Entwicklung dürfte die europäischen Anleger mit Blick auf Freitag beunruhigen: Selbst als sich die Verluste in den USA noch in Grenzen hielten, brockte die Wall Street Dax und EuroStoxx50 die größten Tagesverluste seit eineinhalb Jahren ein.

Der Dow hat seit seinem Höchststand am 26. Januar 10,4 Prozent verloren. Am Donnerstag pendelte der Index im Verlauf zwischen einem Hoch von 24.903 und einem Tief von 23.849 Punkten. Er schloss mit einem Minus von 4,2 Prozent auf 23.858 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500 sank um 3,8 Prozent auf 2581 Stellen. Der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte 3,9 Prozent auf 6777 Punkte ein. Der deutsche Leitindex Dax war zuvor 2,6 Prozent auf 12.260 Punkte gefallen, das europäische Börsenbarometer EuroStoxx50 2,7 Prozent auf 3361 Zähler.

Für Unruhe sorgte die Bank of England, die zwar den Leitzins nicht antastete, sie signalisierte aber, dass sie die Zügel "etwas früher und in etwas stärkerem Maße" anziehen könnte als erwartet. An den Börsen schürte dies die Erwartungen, dass Zentralbanken weltweit nun fest auf Kurs zum Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik seien. Die Geldschwemme hatte den Börsen eine jahrelange Rally beschert.

Anlageexperte: "Der Staub hat sich noch nicht gelegt"

Am Montag hatte nicht zuletzt die Furcht vor einer steigenden Inflation und deshalb strafferen Geldpolitik zu einem fast fünfprozentigen Absturz an der Wall Street geführt. Die Anleger rätseln, ob die heftigen Ausschläge in dieser Woche der Beginn einer größeren Korrektur sind oder nur eine Delle in der seit nunmehr neun Jahren andauernden Rally. Der über zehnprozentige Verlust des Dow seit seinem Höchsttand Ende Januar deutete auf eine Korrektur hin. Auch Anlageexperte Jonathan Corpina vom Finanzhaus Merdidian Equity Partners sagte, er rechne mit einer Fortsetzung der Talfahrt in den nächsten Tagen. "Der Staub hat sich noch nicht gelegt."

US-Präsident Donald Trump gab sich dagegen gelassen. Sein Sprecher Raj Shah sagte vor Journalisten, der Präsident sei auf die langfristige Grundlage der Wirtschaft fokussiert. Diese schätze Trump als stark ein. Trump hatte die immer neuen Rekordstände an der Wall Street in den vergangenen Wochen auch auf seine Politik zurückgeführt.

Die Signale der britischen Notenbank sowie Spekulationen auf eine wachsende US-Staatsverschuldung hievten die Rendite der zehnjährigen Treasury Bonds zeitweise auf 2,884 - nur einen Hauch vom Vierjahres-Hoch vom Montag entfernt. Später gab die Rendite auf 2,8349 nach. Die Staatsanleihen notierten damit praktisch unverändert auf 99-07/32. Die 30-jährigen Bonds gaben 12/32 auf 92-17/32 nach und rentierten mit 3,1369 Prozent.

An den Finanzmärkten entwickelte sich ein regelrechtes Tauziehen zwischen Anleiherenditen und Aktienkursen. Der Blick auf die Kreditmärkte sorgte Experten dabei noch für zusätzliche Nervosität an den Aktienbörsen.

Anleger feiern Twitter für Erreichen der Gewinnzone

Hier konnten Twitter-Papiere dem Abwärtstrend trotzen. Nachdem sie zum Start 30 Prozent in die Höhe geschossen waren, gingen sie noch mit einem Plus von gut zwölf Prozent aus dem Handel. Grund für die Euphorie war, dass der Kurznachrichtendienst erstmals die Gewinnschwelle überschritten hat. Ebenfalls gut zehn Prozent gewann der New-York-Times-Verlag. Bei der Traditionszeitung brummt das Online-Geschäft.

Auf Sinkflug gingen dagegen Boeing-Papiere. Der Flugzeugbauer will den Zulieferer Woodward kaufen und musste einen Kursrückgang von fast fünf Prozent hinnehmen. Woodward-Papiere legten 7,4 Prozent zu.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,2 Milliarden Aktien den Besitzer. 321 Werte legten zu, 2651 gaben nach und 97 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,7 Milliarden Aktien 453 Titel im Plus, 2530 im Minus und 167 unverändert.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...