Politik

Handelskrieg: China kündigt Strafzölle für US-Importe an

China und die USA wollen sich gegenseitig mit Strafzöllen belegen. Die Börsen reagieren nervös.
22.03.2018 19:09
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

US-Präsident Donald Trump will Strafzölle auf eine Reihe von chinesischen Produkten verhängen. Die neuen Tarife beträfen Importe im Wert von bis zu 60 Milliarden Dollar (rund 49 Milliarden Euro), sagte Trump am Donnerstag in Washington. Er unterzeichnete ein Memorandum, mit dem er die konkrete Ausarbeitung der Maßnahmen anordnete.

Die USA reagierten auf "unfaire Handelspraktiken" Chinas, hieß es aus dem Weißen Haus. Die Maßnahmen sollten sich gegen Industriesektoren richten, in denen Peking den "Technologietransfer durch amerikanische Unternehmen erzwingt".

Die US-Regierung ist besonders verärgert über die chinesische Praxis, dass ausländische Unternehmen für einen Zugang zum chinesischen Markt dazu verpflichtet sind, Joint-Ventures mit chinesischen Firmen einzugehen und mit ihnen ihr technologisches Know-how zu teilen.

Welche chinesischen Produkte im Einzelnen von den neuen US-Zöllen betroffen sein und wann sie in Kraft treten sollen, gab das Weiße Haus noch nicht bekannt.

Mit dem Memorandum wies der Präsident seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer an, innerhalb von 15 Tagen eine vorläufige Liste von chinesischen Waren und der darauf anvisierten Zöllen zu veröffentlichen, wie ein Regierungsmitarbeiter erläuterte. Diese Liste werde dann anschließend noch geprüft, bevor die Maßnahmen endgültig beschlossen würden.

China kündigte an, reziproke Strafzölle in Höhe von drei Milliarden US-Dollar auf Importe aus den USA verhängen zu wollen, darunter Produkte von Stahl bis Schweinefleisch.

China plant, rechtliche Schritte gegen die USA im Rahmen der Welthandelsorganisation einzuleiten, sagte das Handelsministerium am Freitag in einer Erklärung. Es plant einen 25-Prozent-Zoll auf US-Schweinefleischimporte und 15 Prozenttarife auf amerikanische Stahlrohre, Obst und Wein.

In der Erklärung forderte China die USA auf, den Handelsstreit durch Dialog beizulegen.

China ist auch bereits von den US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium betroffen, die am Freitag in Kraft treten. Die EU und sechs andere Staaten wurde hingegen von diesen Zöllen ausgenommen, wie der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer am Donnerstag mitteilte.

Der Konflikt drückte die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr. Der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts fiel im März das zweite Mal in Folge. "Es mehren sich die Anzeichen, dass der aktuelle wirtschaftliche Boom langsam nachlässt oder sogar zu Ende geht", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC.

Investoren fürchten auch, dass sich die Zeiten des billigen Geldes bald dem Ende nähern. Die US-Notenbank Fed hob am Mittwoch ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt an und signalisierte für 2018 zwei weitere Erhöhungen. "Auch wenn die US-Notenbank versuchte, die Botschaft einer restriktiveren Geldpolitik gut zu verstecken und damit die Investoren in Watte zu packen, weht den Aktienmärkten jetzt definitiv ein härterer Wind seitens der Geldpolitik entgegen", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. Auch die britische Notenbank stimmte die Anleger auf eine Zinsanhebung im Mai ein.

Im Technologiesektor lastete der Datenskandal bei Facebook auf der Stimmung. Die Aktien gaben in New York mehr als zwei Prozent nach. Ansonsten gerieten vor allem Bankenwerte unter Druck: Der europäische Sektorindex verzeichnete ein Minus von 2,6 Prozent. Investoren fürchten, dass das erste Quartal für die Branche durchwachsen ausgefallen sein könnte.

Deutsche Bank gaben drei Prozent auf 11,65 Euro nach. Äußerungen von Finanzchef James von Moltke am Mittwoch hatten Investoren verschreckt. Dieser warnte vor Belastungen für die Quartalsbilanz in Höhe von 450 Millionen Euro.

Dies machte Börsianern zufolge auch der Commerzbank-Aktie zu schaffen. Sie tauchte um 6,2 Prozent auf 11,18 Euro ab. Händlern zufolge belastete eine Herunterstufung des Vermögensberaters Kepler Cheuvreux auf "Reduce" von "Hold" zusätzlich.

HeidelbergCement zählten mit einem Kursminus von 2,3 Prozent ebenfalls zu den größten Verlierern im Dax. Der Baustoffkonzern versprach nach einem Gewinnanstieg zwar eine höhere Dividende für 2017, enttäuschte Anleger aber mit seinen Prognosen.

Auf Tauchstation gingen auch United Internet und die Tochter 1&1 Drillisch, nachdem die beiden Firmen Geschäftsergebnisse unterhalb der Erwartungen von Analysten verkündet hatten. United Internet fielen um 9,5 Prozent, Drillisch um 5,7 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...