Politik

EU ruft Botschafter aus Russland zurück

Die EU hat ihren Botschafter aus Moskau zu Konsultationen zurückgerufen.
23.03.2018 12:25
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich am späten Donnerstag darauf geeinigt, Markus Ederer, den Botschafter der Union in Moskau, nach Brüssel zu Konsultationen zurückzurufen. Zuvor hatten sich die Politiker auf einen Text geeinigt, der im wesentlichen die britischen Positionen zu einer angeblichen Vergiftung eine britisch-russischen Doppelagenten verfasst wurde. Die britische Premierministerin Theresa May hatte, ohne Belege oder gar objektiv überprüfbare Fakten vorzulegen, behauptet, Russland stecke "höchstwahrscheinlich" hinter der Vergiftung. May informierte in Brüssel Bundeskanzlerin Angela Merkel und den französischen Präsidenten Emmanuel Macron über die britische Position. May hatte die EU-Politiker darauf hingewiesen, dass Russland eine sehr aggressive Politik gegen die EU verfolge.

In diesem Zusammenhang hat Großbritannien damit begonnen, seine Energie-Lieferungen aus Russland in Frage zu stellen. Das Thema kam auf dem EU-Gipfel allerdings noch nicht auf. In der EU ist vor allem Deutschland wegen des Projekts Nord Stream 2 unter Beschuss. Der US-Senat bereitet eine Initiative vor, die das deutsch-russische Pipeline-Projekt unter Sanktionen stellen und damit ernsthaft gefährden könnte. Die Sprecherin des State Departements stellte in dieser Woche erneut fest, dass Nord Stream 2 die Energiesicherheit in Europa gefährde. Mit den CAATSA-Sanktionsgesetzen hat die US-Regierung die Grundlage für Sanktionen gegen Nord Stream 2 gelegt. Aktiviert wurden diese Sanktionen allerdings bisher nicht (Video ab 20:30).

Der ehemalige Agent des MI6 und des russischen Geheimdienstes Sergej Skripal und seine Tochter befinden sich angeblich mit Vergiftungen in einem britischen Krankenhaus. Unabhängige Belege für diese Mitteilung der britischen Behörden liegen nicht vor. Julia Skripal arbeitete laut The Sun in der US-Botschaft in Moskau und soll mit einem russischen Geheimdienstmann befreundet gewesen sein. Nach Angaben der Zeitung Yediot Ahronot hat ein britischer Richter zugestimmt, dass Vertreter der Chemiewaffen-Organisation OPCW Blutproben erhalten dürfen, die von den Patienten stammen sollen. Diese von den Behörden zu übergebenden Proben sollen dann untersucht werden. Ein Polizist, der im Zuge der Vergiftung ebenfalls verletzt wurde, wurde unterdessen aus dem Krankenhaus entlassen. Die Polizei verlas ein Statement, das von dem Polizisten stammen soll, und in welchem er sich für die Anteilnahme bedankt. Yediot Ahronot schreibt weiter unter Berufung aus Informationen aus London, dass die Skripal und seine Tochter möglicherweise schwere Hirnschädigungen erlitten haben könnten. In diesem Fall wäre eine Aussage zum Hergang des Falls nicht mehr möglich.

Russland hat sich zurückhaltend zur Maßnahme der EU reagiert. "Wir bedauern das", sagte ein Sprecher des Präsidialamts am Freitag. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, die EU handle auf Druck Großbritanniens. London versuche fieberhaft, die Verbündeten auf Konfrontationskurs zu bringen, sagte Lawrow Reportern bei einem Besuch in Hanoi laut RIA Nowosti. Er sagte, dass es in London jetzt darum gehe, "die Krise mit Russland so tief wie möglich zu machen".

Einige EU-Staaten wie Dänemark und Irland prüfen weitere Maßnahmen gegen Russland. Andere wie Italien und Griechenland warne vor zu scharfen Reaktionen.

In der britischen Botschaft in Moskau bereiteten sich nach Auskunft eines Reuters-Reporters Diplomaten auf ihre Ausreise vor. 23 britische Diplomaten müssen das Land verlassen, nachdem Großbritannien bereits am Samstag dieselbe Anzahl russischer Diplomaten des Landes verwiesen hatte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...