Finanzen

Kupfer: Rohstoff-Konzerne entdecken die Mongolei

Große Rohstoffkonzerne entdecken die Mongolei als neues Zentrum der Kupferförderung.
23.03.2018 00:46
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Hakan Ersen von Reuters beschreibt die Suche nach Kupfer in der Mongolei:

Bagger und Radlader stören schon bald die Ruhe der Pferde- und Schafherden in den Hochebenen der Mongolei. Weil die Kupfer-Vorkommen anderswo zunehmend erschöpft sind, schicken immer mehr ausländische Bergbaufirmen ihre Geologen in das zentralasiatische Land, um dort nach bislang unentdeckten Lagerstätten zu fahnden.

Große Hoffnungen setzen sie dabei auf die Wüste Gobi. Dort ist als bislang einziger internationaler Konzern Rio Tinto bei der zwölf Milliarden Dollar schweren Erschließung des Oyu Tolgoi-Vorkommens aktiv. Die Lagerstätte hat ihren Namen – „Türkisfarbener Hügel“ - von den Flecken oxidierten Kupfers auf den Steinen. „Oyu Tolgoi wurde 2001 entdeckt“, sagt Jamie Wilkinson, Chef-Forscher für Mineral-Vorkommen beim Londoner Natural History Museum. „Seitdem gab es einige kleinere Funde, aber nichts in dieser Größenordnung. Da ist großes Potenzial für künftige Entdeckungen.“

Der Bedarf an Kupfer, das unter anderem für Stromkabel benötigt wird, nimmt unter anderem Dank der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos kontinuierlich zu. Gleichzeitig sind die Lagerstätten in Chile, dem bislang weltgrößten Exporteur, größtenteils ausgebeutet. Außerdem steigen dort die Lohnkosten. Vor diesem Hintergrund interessiert sich auch der staatliche chilenische Kupfer-Förderer Codelco für die Mongolei, den nördlichen Nachbarn des weltgrößten Kupfer-Abnehmers China.

In den vergangenen beiden Jahren stieg der Kupferpreis um etwa 50 Prozent auf aktuell rund 7.000 Dollar je Tonne. Die Bestände in den Lagerhäusern der weltweit führenden Metallbörse LME sind dagegen mit etwa 300.000 Tonnen nur noch etwa halb so groß sie 2013.

Vorreiter bei der Kupfersuche im Geburtsland von Dschingis Khan sind kleinere Firmen wie Xanadu aus Australien oder Kincora aus Kanada. Letztere hat sich die Grabungslizenz für 1400 Quadratkilometer Land gesichert. Das ist fast so viel wie die Fläche von Berlin und Hamburg zusammen. Kincora habe im vergangenen Jahr 4,5 Millionen Dollar bei Investoren eingesammelt und wolle seine Grabungen Ende März oder Anfang April intensivieren, sagte Firmenchef Sam Spring. Sein Kollege Andrew Stewart von Xanadu hofft darauf, in den kommenden Monaten ausreichend Informationen zu sammeln, um über den Aufbau einer Mine zu entscheiden.

Der Chef des weltgrößten Bergbaukonzerns BHP Billiton, Andrew Mackenzie, äußert sich dagegen zurückhaltend. Er moniert unter anderem die fehlende Rechtssicherheit in der jungen Demokratie. Eine kaum ausgebaute Infrastruktur und extreme Witterungsbedingungen schrecken viele Firmen bislang ebenfalls ab. Mit einer Fläche von fast 1,6 Millionen Quadratkilometern ist die rohstoffreiche Mongolei etwa fünf Mal so groß wie Deutschland. Das asiatische Land hat aber nur etwa drei Millionen Einwohner - weniger als Berlin. Knapp die Hälfte von ihnen lebt in der Hauptstadt Ulan Bator.

In dem zentralasiatischen Land herrschen Temperaturen von minus 40 bis plus 40 Grad. Die Steppen werden zudem häufig von Stürmen heimgesucht, die mehrere Tage andauern können. Daher beschränkt sich der Bergbau, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, auf die Monate März bis November.

In Chile wird dagegen ganzjährig Kupfer gefördert. Die Wirtschaftsleistung in der Mongolei liegt bei umgerechnet knapp neun Milliarden Euro und damit auf dem Niveau Armeniens und Madagascars. Knapp ein Drittel der Bevölkerung lebt in Armut. 2016 stand das Land wegen fallender Rohstoffpreise und hoher Haushaltsdefizite am Rand der Pleite. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sprang mit einem 5,5 Milliarden schweren Hilfskredit bei. Dennoch biete die Mongolei Investoren großes Potenzial, betont Iain Watt, Großbritannien-Chef der Bergbaufirma IGI. Daher suche auch sein Unternehmen nach Vorkommen in diesem und anderen zentralasiatischen Ländern. „Die Mongolei ist im Kommen. Sie ist aber nichts für Verzagte.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...