Politik

Gericht: Riesen-Lastwagen dürfen auf deutschen Straßen fahren

Das Verwaltungsgericht Berlin erlaubt überlangen Lastwagen die Fahrt auf deutschen Straßen.
18.04.2018 17:12
Lesezeit: 2 min

Lange Lastwagen dürfen einem Gerichtsurteil zufolge auch künftig auf vielen großen Straßen in Deutschland fahren. Eine Klage, die der Verband „Allianz pro Schiene“ mit anderen Umweltverbänden gegen die sogenannten Gigaliner mit einer Länge bis zu 25,25 Metern eingereicht hatte, wies das Verwaltungsgericht Berlin am Mittwoch zurück. Ihre Zulassung verstoße nicht gegen EU-Recht. Die national zuständige Behörde, das Bundesverkehrsministerium, habe hier „einen weiten Umsetzungsspielraum“.

Das Ministerium begrüßte die Entscheidung. „Das ist eine gute Nachricht für den Logistikstandort Deutschland“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Steffen Bilger. Weil damit weniger LKWs auf den Straßen fuhren, seien sie gut für die Infrastruktur und die Umwelt. Der Groß- und Außenhandelsverband BGA sprach von einem „Sieg der Vernunft“.

Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig, wie ein Justizsprecher sagte. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung ließ das Gericht sowohl die Berufung als auch die Sprungrevision zum Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zu. Die „Allianz pro Schiene“ prüfe weitere Schritte, sagte eine Sprecherin. „Wir machen das nur, wenn wir ganz berechtigte Aussichten auf Erfolg hat.“ Man werde sich mit den Partnern genau absprechen.

Im Verbund mit Umwelt- und Bahn-Verbänden wie der Deutschen Umwelthilfe (DUH), dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem Automobil-Club Verkehr (ACV) hatte die „Allianz pro Schiene“ vor einem Jahr gegen die Zulassung von Gigalinern geklagt. Der Betrieb der Lang-Laster mit einem Gewicht bis zu gut 40 Tonnen sei zudem klimafeindlich und verkehrsgefährdend. Erlaubt sind sie aber ohnehin nur auf Autobahnen und anderen breiten Straßen, die genau festgelegt werden. In Dörfern und Städten, wo die Gigaliner vor allem mit den engen Kurven Probleme hätten, dürfen sie nicht fahren.

Das Berliner Verwaltungsgericht kam nach Angaben eines Sprechers zu dem Schluss, dass das EU-Recht im Fall der Lang-LKWs deutlich mehr zulässt, als der Kläger geltend gemacht hatte. Der Transport von Gütern, die zwar ein großes Volumen haben, aber relativ leicht sind, sei von der Richtlinie gedeckt. Dazu zählen etwa Fertigteile für Autos aus Aluminium oder Lebensmittel wie Chips. Die Spediteure sparen gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen mit knapp 19 Meter Länge etwa ein Viertel der Kosten.

Anfang 2017 war ein Testlauf mit Gigalinern in einen Regelbetrieb gemündet. Zum Jahresende wurde das Netz auf 15 Bundesländer ausgeweitet. Der fünfjährige Feldversuch habe ergeben, dass zwei Fahrten mit Lang-LKWs drei Fahrten mit herkömmlichen Lastwagen ersetzten, erklärte das Ministerium. „Der Lang-LKW trägt dazu bei, den zunehmenden Verkehr effizient, spritsparend und sicher zu bewältigen.“ Kraftstoffeinsparungen und Effizienzgewinne belaufen sich nach Behördenangaben auf 15 bis 25 Prozent. Die Umwelt- und Bahnverbände hatten gewarnt, dass es durch die Riesen-LKWs rund 7000 zusätzliche Fahrten im Jahr geben werde.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Unklare Details vor Friedensgesprächen in Istanbul
14.05.2025

Kurz vor dem geplanten Dialog zur Lösung des Ukraine-Kriegs bleibt unklar, in welchem Rahmen die Friedensgespräche in Istanbul...

DWN
Politik
Politik Serbien zwischen Moskau und Brüssel: EU-Beitritt bleibt strategisches Ziel – trotz Putin-Besuch
14.05.2025

Serbien wirbt um die Gunst Brüssels – und hofiert zugleich den Kreml. Präsident Vučić reist nach Moskau, während die EU mit dem...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen weiteres Paket mit Russland-Sanktionen
14.05.2025

​​​​​​​Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben sich angesichts des fortdauernden Krieges in der Ukraine auf ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Tui-Aktie verliert deutlich nach Quartalszahlen - wie geht's weiter beim Reisekonzern?
14.05.2025

Die Tui-Aktie ist nach Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal deutlich unter Druck geraten. Am Mittwochmorgen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lieferkettengesetz: Uneinigkeit bei Abschaffung – EU blockt, SPD und Merz widersprechen sich bereits
14.05.2025

Aus der Wirtschaft gibt es große Kritik an dem zum Bürokratiemonster aufgeblasenen Lieferkettengesetz. Bundeskanzler Merz will nun das...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs aktuell: Banken-Adoption, politische Unterstützung und bullische Aussichten - wie lauten die Ripple-Kursprognosen?
14.05.2025

​​​​​​​Der Ripple-Kurs erlebt derzeit eine bemerkenswerte Dynamik, die sowohl durch fundamentale als auch technische Faktoren...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis bleibt hinter Gold zurück – kommt jetzt die Aufholjagd?
14.05.2025

Während Gold auf neue Rekorde zusteuert, bleibt Silber deutlich zurück. Doch gerade diese Differenz könnte Anlegern eine historische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ölpreis im Höhenflug – doch der Absturz könnte unmittelbar bevorstehen
14.05.2025

Nach dem Zoll-Deal zwischen China und den USA explodieren die Ölpreise – doch Experten warnen: Die Euphorie könnte schon bald...