Politik

Merkel in den USA: Für die meisten Beobachter ein Flop

Lesezeit: 2 min
28.04.2018 19:30
Die meisten Beobachter sehen den USA-Besuch von Bundeskanzlerin Merkel als Flop an.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die deutsche Wirtschaft hat sich enttäuscht über das Ergebnis des Treffens zwischen Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump gezeigt. "Ich bedaure, dass der Besuch der Bundeskanzlerin in Washington keine sichtbare Annäherung in den Streitpunkten zwischen Deutschland und den USA gebracht hat", sagte BDI-Präsident Dieter Kempf am Samstag. Auch wenn eine atmosphärische Verbesserung zwischen Merkel und Trump spürbar sei, hätte er sich mehr substanzielle Fortschritte gewünscht. "Die angedrohten amerikanischen Strafzölle bleiben eine große Belastung für das transatlantische Verhältnis", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Für die deutschen Unternehmen bleibe unklar, ob die EU dauerhaft von den Einfuhrzöllen in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium ausgenommen werde.

Auch Außenhandelspräsident Holger Bingmann sagte, dass das Treffen in Washington sicher kein Durchbruch gewesen sei. "Aber die Tür für eine Lösung im Streit um die US-Strafzölle bleibt einen Spalt weit offen." Merkel habe ein klares Angebot für einen fairen Waren- und Dienstleistungsaustausch formuliert. Es wäre deshalb ein kluger Zug von Trump, die EU vorerst auszunehmen.

Die italienische Tageszeitung La Repubblica kommentierte den Besuch Merkels: "Es war eine schnelle Dienstreise... Neben Lächeln und Versicherungen war es vor allem eine kurze Unterredung (drei Stunden), die Unterschiede der Positionen zwischen den beiden klarstellte, statt Lösungen auf den Weg zu bringen."

Der Telegraaf aus den Niederlanden schreibt: "Dem Exportland Deutschland graut es vor einem drohenden Handelskrieg und es will die Zölle definitiv vom Tisch bekommen. (...) Mit guten Nachrichten konnte Merkel wohl kaum nach Berlin und zu ihren europäischen Partnern zurückkehren. Jedoch scheint es, als ob in Sachen Importzöllen eine neue Vereinbarung in Arbeit ist und dass Trump Europa im letzten Moment wieder eine Ausnahme zugesteht."

Die Washington Post, die zu Clinton-Zeiten in Merkel noch die Retterin de westlichen Welt gesehen hat, schreibt, dass Merkel das schwächste Glied in Europa sei und mit ihrer Passivität ein Schwächung der westlichen Allianz darstellen.

DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier fordert Verhandlungen zwischen der EU und den USA über den Abbau von Handelshemnissen: "Ein transatlantischer Anlauf für ein umfangreiches Abkommen ist wichtig." Allerdings wäre ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen, wenn man solche Verhandlungen mit Drohkulissen begänne. "Deshalb müssen wir wieder wechselseitiges Vertrauen aufbauen, was durch den Besuch der Bundeskanzlerin initiiert wurde", sagte Treyer zu Reuters. "Leider stehen die Zeichen schlecht, dass die EU von ungerechtfertigten US-Strafzöllen ausgenommen wird."

Den Europäern gewährt Trump bislang nur eine bis zum 1. Mai befristete Ausnahme von den US-Schutzzöllen auf Stahl und Aluminium. Allerdings versucht die EU noch, eine Aufhebung der Befristung zu erreichen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Stellenabbau: IG Metall und Betriebsrat präsentieren Masterplan
20.11.2024

Im Zuge der Debatte um den VW-Stellenabbau arbeiten IG Metall und Betriebsrat an einem Gegenentwurf zu den vom Konzern geplanten...

DWN
Finanzen
Finanzen Rückläufige Verschuldung in Deutschland: Ein positives Signal oder ein Alarmsignal?
20.11.2024

Eigentlich klingt es wie eine gute Nachricht: Die Verschuldung in Deutschland ist leicht rückläufig. Doch Experten warnen, dass hinter...

DWN
Politik
Politik Klimakonferenz 2024: Baerbock erwartet harte Verhandlungen
20.11.2024

Auf der Klimakonferenz in Baku geht es um Milliardenbeträge. Bisher gab es nur wenig Fortschritt, doch nun kommen die zuständigen...

DWN
Politik
Politik Nach Ampel-Aus: Bundestag setzt Haushaltswoche aus - trotz drohender Haushaltssperre! Wie politisches Versagen Deutschland in den Bankrott führt
20.11.2024

Die Haushaltskrise eskaliert nach dem Ampel-Aus: Nach der abgesagten Sitzungswoche zur Finanzierung der Haushalte, liegen die Etats für...

DWN
Politik
Politik Ostsee-Kabel unter Verdacht: Schwedische Behörden untersuchen mögliche Sabotage
19.11.2024

Sabotageverdacht bei Ostsee-Kabeln! Zwei wichtige Unterseekabel zwischen Finnland, Schweden, Deutschland und Litauen wurden beschädigt....

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lange bekommt man noch Kindergeld? Falsche Informationen zur Abschaffung in Umlauf
19.11.2024

In den sozialen Medien verbreitet sich die Nachricht, dass das Kindergeld zum Januar 2025 abgeschafft wird. Doch diese Behauptung ist...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Start-ups im Kapital-Dilemma – Berlin bleibt Hoffnungsträger
19.11.2024

Deutsche Start-ups 2024: Weniger Wagniskapital, aber Berlin bleibt eine globale Größe! Trotz Rückschlägen zeigt der Kontinent...

DWN
Politik
Politik Russlands erneuerte Atomwaffendoktrin: Drohgebärde oder Abschreckung?
19.11.2024

Wann könnte Russland Atomwaffen einsetzen? Der Kreml veröffentlicht ein neues Dokument an einem bedeutsamen Datum.