Der weltgrößte Automobilzulieferer Bosch baut im mexikanischen Celaya ein neues Werk für Elektronik-Komponenten. Das berichtet das Online-Portal „Produktion“. Das Unternehmen wird mehr als 100 Millionen Euro investieren und 1200 neue Arbeitsplätze schaffen. Celaya hat 340.000 Einwohner und liegt rund 250 Kilometer nordwestlich von Mexiko City im Bundesstaat Guanajuato (Zentral-Mexiko). „Bosch setzt auf Mexiko“, sagte Bosch-Geschäftsführer Stefan Hartung. Das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart hat in dem mittelamerikanischen Staat bereits zwölf Standorte mit insgesamt 16.000 Beschäftigten.
Boschs Entscheidung, in Mexiko zu investieren, kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Zukunft des Landes als Fertigungsstandort ungewiss ist. US-Präsident Donald Trump sieht das Nachbarland im Handel mit den USA durch das Freihandelsabkommen NAFTA auf unfaire Weise bevorzugt und droht damit, das Abkommen aufzukündigen. Sollte dies geschehen, würden mexikanische Importwaren in den USA in Zukunft mit Steuern belegt werden. Im März ging die siebte Runde der Gespräche zwischen den drei NAFTA-Mitgliedern USA, Kanada und Mexiko über eine Anpassung und Modernisierung des Handelsabkommens zu Ende. Ob und wann es zu einer Einigung zwischen den Gesprächspartnern kommen wird, ist ungewiss.
Sowohl die deutschen Autobauer als auch die Zulieferer sind in Mexiko stark vertreten. VW baut dort den Jetta, den Beetle sowie den Golf Variant und beschäftigt 16.4000 Mitarbeiter. Audi fertigt die Geländewagen Q5 sowie SQ5 und beschäftigt 6700 Mitarbeiter. BMW begann im März 2016 mit dem Bau eines über 800 Millionen Euro teuren Werks, in dem ab 2019 pro Jahr 150.000 3er-Limousinen hergestellt werden sollen. Die Belegschaft soll mindestens 1500 Mitarbeiter stark sein. Daimler errichtet derzeit im Rahmen eines Joint Ventures zusammen mit Renault/Nissan ein Werk, in dem im Frühjahr dieses Jahres die Produktion von Kompaktwagen der neuen A-Klasse sowie dem Kompakt-Geländewagen GLA starten soll. Die neue Fabrik soll ab 2020 3600 Mitarbeiter beschäftigen und über eine Jahres-Kapazität von 230.000 Fahrzeugen verfügen. Zusammen haben die deutschen Autobauer letztes Jahr 620.000 Autos in Mexiko produziert – ein Plus von 46 Prozent zum Jahr davor. Insgesamt wurden in Mexiko letztes Jahr 3,9 Millionen Autos hergestellt.
Die deutschen Zulieferer haben die Zahl ihrer Standorte in Mexiko seit 2010 von rund 40 auf derzeit über 150 erhöht. Die Palette reicht von Großkonzernen wie Bosch (400.000 Beschäftigte, 78 Euro Milliarden Umsatz) über sehr große Mittelständler wie Mahle (78.000 Beschäftigte, zwölf Milliarden Euro Umsatz) bis hin zu kleineren Mittelständlern wie der Halder KG aus Laupheim (Oberschwaben) mit 200 Beschäftigten und 38 Millionen Euro Umsatz.
Für ausländische Unternehmen ist Mexiko ein attraktiver Standort. In den letzten zehn Jahren investierten Autobauer dort mehr als 20 Milliarden Euro. Das Ausbildungsniveau ist relativ hoch, die Infrastruktur solide, die Löhne niedrig. Ein mexikanischer Automobil-Facharbeiter verdient zwischen 500 und 600 Euro im Monat. Der Mindestlohn beträgt 80 Pesos am Tag – das sind knapp vier Euro. Mehr als ein Viertel der in dem mittelamerikanischen Staat produzierten Fahrzeuge wird ins Nachbarland USA exportiert – dementsprechend niedrig sind die Transportkosten.
Die deutschen Autobauer und Zulieferer beobachten die NAFTA-Neuverhandlungen genau. Über zwei Drittel aller deutschen Firmen erwarten, dass ein Scheitern der Verhandlungen negative Auswirkungen auf ihr Geschäft hätte. So wie sich die Situation im Augenblick darstellte, könnten die Unternehmen diese Auswirkungen allerdings wohl verkraften. Bei einem NAFTA-Aus würde der Freihandel durch die Zollregeln der Welthandelsorganisation (WTO) ersetzt. Dann wären mexikanische Autoimporte in den USA nur um durchschnittlich 2,5 Prozent teurer als jetzt. Darauf dass die USA Strafzölle auf in Mexiko gefertigte Autos erheben wollen, gibt es augenblicklich keine Hinweise.
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