Politik

Neue Seidenstraße: China baut Präsenz im Indischen Ozean aus

China investiert anlässlich der Neuen Seidenstraße in einen wichtigen Hafen Sri Lankas, um seine Präsenz im Indischen Ozean auszubauen.
06.05.2018 22:49
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Sri Lanka verkaufte am 9. Dezember 2017 einen 70-prozentigen Anteil am Hafen von Hambantota – im Süden von Sri Lanka – an die China Merchants Port Holding für 1,12 Milliarden Dollar. Die Chinesen werden Nutzungsrechte über einen Zeitraum von 99 Jahren haben, berichtet die South China Morning Post. Die Nutzungsrechte wurden im Rahmen der Initiative zur Neuen Seidenstraße übertragen. Der Hafen befindet sich am Indischen Ozean, der jährlich von über 60.000 Containerschiffen durchquert wird.

Zuvor wollte die Regierung von Sri Lanka einen 80-prozentigen Anteil an China verkaufen. Doch dies löste Proteste von Gewerkschaften und Oppositionsgruppen aus und zwang die Regierung zu einigen Revisionen, die die Rolle Chinas bei der Durchführung von Handelsgeschäften beschränken soll. Die Regierung von Sri Lanka musste einen Deal mit China abschließen, da das Land Peking sechs Milliarden Dollar schuldet. Der Verkauf der 70-prozentigen Anteile war eine Umwandlung der Schulden, so das Blatt.

„Hambantota ist ein großartiges Beispiel für die Suche Chinas nach globaler maritimer Dominanz (...). Für die absehbare Zukunft bleibt es ein strategischer Schub für die kommerzielle Lebensfähigkeit”, zitiert Bloomberg Rahul Kapoor, einen in Singapur ansässigen Schifffahrts-Analytiker, der für Bloomberg Intelligence arbeitet.

Die derzeitige Pressestelle der srilankischen Regierung, angeführt von Premierminister Ranil Wickremesinghe, sagte Bloomberg News, dass der Schulden-zu-Aktien-Tausch mit China Merchants in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar „den chinesischen Teil der Schuldenlast” minimiert habe.

Geplant ist auch der Bau einer Logistik- und Industriezone neben dem Hafen. Die 11,5-Quadratkilometer große Fläche ist mehr als dreimal so groß wie der New Yorker Central Park und heute größtenteils bewaldet. Landwirte in der Nähe sorgen sich, dass sie ihr angestammtes Land an geplante Industriezonen verlieren könnten.

Der Platzreichtum erlaubt japanischen und europäischen Autoherstellern, Fahrzeuge für den Transport nach Südafrika und in den Nahen Osten zu lagern. China Merchants plant, die Anzahl der Fahrzeugumladungen im aktuellen Jahr auf 250.000 mehr als zu verdoppeln.

China weist Spekulationen zurück, wonach die Initiative zur Neuen Seidenstraße eine militärische Dimension habe. Nach Angaben der Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, ist die Neue Seidenstraße „offen und transparent”. Hambantota sei für beide Seiten vorteilhaft und würde Sri Lankas Wirtschaft helfen. „Für andere, die spekulieren, glaube ich, dass sie keinen Grund haben, dies zu tun”, so die Sprecherin.

Der srilankische Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sagt, dass sich die Regierung in Colombo mit den Regierungen Japans und Indiens in Verbindung gesetzt habe, um zu verdeutlichen, dass der Hambantota-Hafen keinen militärischen Zwecken dienen soll. „Wir haben mit ihnen und auch mit den Chinesen gesprochen (...). Wir haben sehr deutlich gemacht, dass es kein Militärhafen sein kann”, zitiert Bloomberg Wijewardene.

Wickramasinghe meint, dass es für China normal sei, einen Mietvertrag über 99 Jahre abzuschließen, und weist auf einen ähnlichen Deal mit dem Hafen von Newcastle in Australien hin. Doch Indien – als direkter Konkurrent Chinas im Indischen Ozean – ist nicht überzeugt.

„Die derzeitige srilankische Regierung hat gesagt, dass sie die militärische Nutzung der Einrichtung nicht erlauben wird, aber das könnte sich ändern (...). 99 Jahre sind schließlich eine lange Zeit”, so Amit Bhandari, Analyst im Gateway House in Mumbai.

Im vergangenen Jahr entsandte Japan das größte Kriegsschiff, das es seit dem Zweiten Weltkrieg gebaut hat, zu einer Marineübung in den Indischen Ozean, um sein verstärktes Engagement neben Indien und den USA zu signalisieren und um Chinas wachsenden Ambitionen im Indischen Ozean entgegenzuwirken, so das Wall Street Journal.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die gemäßigte Haltung der US-Notenbank (Fed) verhilft XRP zu einem Kurs von 3,20 US-Dollar. DOT Miners bieten Anlegern stabile Renditen.

Institutionelle Fonds treiben die XRP-Preise in die Höhe. Das Green Mining von DOT Miners bietet Anlegern einen neuen Weg für stabile...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Fed-Zinsentscheid: Jerome Powell signalisiert erste Bereitschaft zu Zinssenkung
25.08.2025

Die US-Notenbank sendet neue Signale: Arbeitsmarkt schwächt sich ab, Trumps Zölle treiben die Preise – Fed-Chef Jerome Powell deutet in...

DWN
Politik
Politik Polens Machtkampf: Präsident und Premier machen das Land zur Lachnummer Europas
25.08.2025

Polen gehört zu den größten Unterstützern der Ukraine – doch in Washington blieb der Platz der Nation leer. Während Präsident...

DWN
Technologie
Technologie Social-Media-Sucht: Minister setzt auf differenzierte Maßnahmen statt Verbote
25.08.2025

Angesichts wachsender Sorgen über die intensive Nutzung digitaler Medien durch Kinder und Jugendliche hat NRW-Medienminister Nathanael...

DWN
Panorama
Panorama US-Amerikaner wegen mutmaßlicher Spionage für China in Koblenz angeklagt
25.08.2025

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen einen US-Staatsbürger erhoben, der auf einem Militärstützpunkt in Deutschland tätig war. Dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IG Metall: Kündigungswelle bei Porsche-Batterietochter Cellforce droht
25.08.2025

Bei der Porsche-Tochter Cellforce stehen zahlreichen Mitarbeitern nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall Kündigungen bevor. Die Schreiben...

DWN
Politik
Politik Grünes Licht für umstrittene Atommülltransporte durch NRW
25.08.2025

Nordrhein-Westfalen bereitet sich auf eine der umfangreichsten Straßen-Atommülltransporte seit Jahrzehnten vor: Das Bundesamt für die...

DWN
Panorama
Panorama Ambrosia breitet sich aus: Allergiegefahr an Straßenrändern steigt
25.08.2025

Die Pollen der Ambrosia-Pflanze sorgen zunehmend für Beschwerden bei Allergikern. Schon kleinste Mengen können heftige Reaktionen...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage für Kinder: Warum P2P-Investments in die Schuldenfalle führen können
25.08.2025

Hohe Renditeversprechen locken, doch verspätete Zahlungen, fragwürdige Kreditvergaben und Plattformrisiken machen P2P-Investments zu...