Politik

China bietet Trump Milliarden-Käufe von US-Produkten an

China hat den USA angeboten, seinen Handelsüberschuss durch massive Käufe von US-Produkten zu senken. Die Amerikaner wollen europäischen Unternehmen Marktanteile abjagen.
18.05.2018 01:06
Lesezeit: 3 min

China hat den USA Verhandlungskreisen zufolge die Reduzierung des von US-Präsident Donald Trump viel kritisierten Handelsüberschuss von jährlich rund 200 Milliarden Dollar angeboten. Um dies zu erreichen könnte China unter anderem die Abnahme von US-Produkten zusichern, sagten US-Vertreter, die mit den derzeit in Washington laufenden Gesprächen vertraut sind, am Donnerstag. Einer der Insider sagte, dass der US-Flugzeugbauer Boeing mit am meisten von einem solchen Angebot profitieren könnte.

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt bemühen sich derzeit um eine Lösung ihres Handelsstreits. Eine erste Gesprächsrunde ein Peking Anfang des Monats war ergebnislos verlaufen. Chinas Vize-Ministerpräsident Liu He und andere Regierungsvertreter halten sich derzeit für eine zweite Runde in der US-Hauptstadt auf.

Trump sieht sein Land benachteiligt, weil die Volksrepublik viel mehr in die Vereinigten Staaten exportiert als dort einkauft. Allein von Januar bis April erzielte China einen Überschuss im Handel mit den USA von 80,4 Milliarden Dollar – fast zehn Milliarden mehr als im Vorjahreszeitraum.

US-Präsident Donald Trump hatte sich zuvor zurückhaltend über die Erfolgsaussichten der laufenden Handelsgespräche mit China geäußert. "Der Grund für meine Zweifel ist, dass China sehr verwöhnt ist", sagte Trump am Donnerstag in Washington. Dies gelte auch für die EU. Die Länder hätten zu 100 Prozent von den USA bekommen, was sie verlangt hätten. "Das können wir nicht mehr zulassen." Die Volksrepublik etwa habe viel Wohlstand aus den USA abgezogen.

Die US-Regierung verlangt von China, das Handelsdefizit von 375 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr zu senken und geistiges Eigentum amerikanischer Firmen zu respektieren. Sollte es keine Einigung geben, droht ein Handelskrieg mit Zöllen und Gegenzöllen.

Trump erneuerte seine Kritik an der Handelspolitik der EU und nahm besonders die deutschen Autohersteller ins Visier. "Für uns ist es sehr schwierig, Autos in der Europäischen Union zu verkaufen", sagte Trump am Donnerstag am Rande eines Treffens mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Washington. Umgekehrt gebe es einen Strom von Fahrzeugen etwa von Daimler und BMW in die USA. Dabei würden keine Schranken gelten. "Sie zahlen eine winzige Steuer, während die Europäische Union eine gewaltige Steuer verlangt." Insgesamt habe die EU die USA in der Handelspolitik "furchtbar" behandelt. So könnten amerikanische Bauern ihre Produkte größtenteils nicht in der EU verkaufen.

Besondere Kritik äußerte Trump an Deutschland wegen der aus seiner Sicht zu niedrigen Verteidigungsausgaben. Die Bundesrepublik müsse in der NATO Führungsstärke zeigen und sich mit dem jahrelangen Fehlbetrag beschäftigen, sagte Trump am Donnerstag bei einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Washington. Deutschland profitiere von dem Bündnis weit mehr als die USA. Er kritisierte auch die deutschen Gasimporte aus Russland. Darüber müsse man reden.

Zugleich lobte Trump andere Mitglieder wie Großbritannien und Polen dafür, dass sie das Ausgabenziel von zwei Prozent im Vergleich zur Wirtschaftsleistung einhalten. Dies müssten auch die anderen NATO-Staaten tun, bei denen dies noch nicht der Fall sei: "Die wird man sich vornehmen." Zugleich erklärte Trump: "Zwei Prozent ist ein niedriger Anteil. Der Anteil sollte eigentlich bei vier Prozent liegen."

„Die USA drohen mit Sanktionen gegen Nord Stream 2 und die Öl- und Gasimporte aus dem Iran. Anstatt diese Erpressung gemeinsam entschieden zurückzuweisen, einigten sich die EU-Staatschefs gestern in Sofia darauf, den USA vereinfachte Exporte von Fracking-Gas und LNG in die EU anzubieten. Vor Donald Trump zu kuschen, wird nicht zu einer gemeinsamen Politik in der EU führen“, erklärt der europapolitische Sprecher der Fraktion Die Linke, Andrej Hunko.

Im Zusammenhang mit neuen US-Sanktionen hatte der französische Energieriese Total am Mittwoch angekündigt, dass das Unternehmen auf einen Milliardendeal mit iranischen und chinesischen Unternehmen verzichten müsse, wenn die europäischen Staats- und Regierungschefs die Unternehmen nicht effektiv schützen. Außerdem drohte Sandra Oudkirk, stellvertretende Leiterin der Energie-Abteilung im US-Außenministerium, am Donnerstag in Berlin mit Sanktionen gegen Nord Stream 2.

Andrej Hunko weiter: „Seit Jahren versuchen die USA massiv, die Überschüsse aus ihrer Gasförderung mithilfe von Fracking in den europäischen Energiemarkt zu drücken. Ich gehe davon aus, dass dies auch ein wichtiger Hintergrund für die Sanktionen gegen Russland und den Iran ist. Die Kündigung des Atomvertrages mit dem Iran hätte eine kraftvolle Antwort der EU verlangt. Stattdessen knicken die Bundesregierung und die EU-Kommission vor Trump ein, in der Hoffnung, die Zölle gegen Stahl und Aluminium abzuwenden.“

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...