Weltwirtschaft

Gas-Projekte in Russland kaum von Sanktionen betroffen

Lesezeit: 3 min
19.05.2018 22:38
Die russischen Flüssiggas-Projekte sind von den westlichen Sanktionen kaum betroffen.
Gas-Projekte in Russland kaum von Sanktionen betroffen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Trotz der westlichen Sanktionen plant Russland, seine LNG-Kapazitäten und Exporte zu erhöhen. Eines seiner wichtigsten LNG-Exportprojekte – das Yamal-Projekt – konzentriert sich auf Asien, genauer gesagt auf China. Das LNG-Projekt benötigt für die Fertigstellung chinesische Gelder, berichtet Oilprice.com.

Die Finanzierung durch China sichert Russland nicht nur alternative Geldquellen angesichts der US-Sanktionen, sondern steigert auch den Absatz im am schnellsten wachsenden LNG-Importmarkt. Am Yamal-Projekt hält Novatek 50,1 Prozent der Anteile, während der französische Energie-Riese 20 Prozent und Chinas CNPC 20 Prozent und der Silk Road Fund 9,9 Prozent besitzen.

Der Vorstoß Russlands im LNG-Sektor bleibt von den westlichen Sanktionen weitgehend unberührt. Global Risk Insights berichtet: „Die Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf die russische LNG-Entwicklung erwiesen sich als eher begrenzt. Trotz der Beschränkungen für die Kreditaufnahme und den Export westlicher Technologien (...) konnte Russland seine LNG-Projekte über Wasser halten. Schlupflöcher im Sanktionsregime und neue Partner erlaubten Russland, die rechtlichen Implikationen zu umgehen und neue Finanzmittel zu finden. Während Öl- und Gasexplorationsprojekte unter US-Sanktionen verboten waren, wurden die Gasprojekte von den EU-Sanktionen ausgenommen. Dies ermöglichte europäischen Investoren, sich an der Entwicklung der russischen LNG-Gasanlagen zu beteiligen. Sowohl Total als auch Shell behielten ihre Anteile von 20 Prozent, beziehungsweise 27 Prozent an den Projekten Yamal und Sachalin.”

Obwohl es westliche Kapitalbeschränkungen gibt, gelingt es russischen Energieunternehmen immer noch, europäische Investitionen anzuziehen. Italiens Saipem wird Subunternehmer beim Projekt Arctic LNG 2 – Novateks zweitem Gaswerk in der Karasee. Im Jahr 2015 hat Shell zugestimmt, in den Ausbau von Gazproms Sachalin II zu investieren. Zudem wurde im Jahr 2017 ein Joint Venture mit Gazprom gegründet, um das Baltic LNG-Projekt in der Region Leningrad zu entwerfen und umzusetzen. Rosnefts Fernost- und Gazproms Wladiwostok-LNG-Projekte verzögerten sich jedoch aufgrund fehlender Mittel und niedriger Treibstoffpreise bis 2020. Als Partner von Exxon im Jahr 2014 wurde das Fernost-Projekt wegen drohender westlicher Sanktionen gestoppt. Kürzlich gab Rosneft bekannt, dass es die LNG-Anlage ausschließlich aus eigenen Mitteln bauen kann.

Russlands Ausrichtung nach Asien und in den Nahen Osten verringerte die Abhängigkeit des Landes von westlichen Krediten. Im März 2017 verkaufte Novatek 9,9 Prozent der Anteile an den chinesischen Silk Road Fund. In ähnlicher Weise wandte sich Rosneft an chinesische Investoren, nachdem Glencore und die Qatar Investment Authority ihre Anteile reduziert hatten. Ein 14-prozentiger Anteil von Rosneft wurde von CEFC, dem staatlichen chinesischen Energiekonzern, für neun Milliarden US-Dollar gekauft.

Derzeit exportiert Russland 10,8 Millionen Tonnen an LNG und hat einen weltweiten Marktanteil von 4,2 Prozent.

Nach Abschluss des Arctic-2-LNG-Projekts könnte das Land die Dominanz von Katar in Frage stellen, das derzeit 30 Prozent des Marktes kontrolliert. Mit dem Bau der zweiten Gasanlage auf der Gydan-Halbinsel könnte Russland jährlich bis zu 70 Millionen Tonnen LNG produzieren. Der Bau von Arctic 2 soll 2019 beginnen. Die ersten Lieferungen sollen 2023 auf den Markt kommen.

Mit Mitteln aus China und Saudi-Arabien kann Russland die westlichen Kapitalbeschränkungen umgehen. Russlands LNG-Explorationsstandorte liegen strategisch nahe am asiatischen Markt. Die Transportwege nach Japan, Südkorea oder China sind kurz.

Saudi-Arabien und Russland

Insbesondere Saudi-Arabien könnte eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von russischen LNG-Projekten spielen. Die Tass berichtet: „Russland und Saudi-Arabien könnten am Rande des Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums (SPIEF) mehrere Energieabkommen schließen, sagte der russische Energieminister Alexander Novak (...). Wir haben mit Saudi-Arabien einen Fahrplan zur Umsetzung von 26 gemeinsamen Projekten im Energiesektor unterzeichnet. Ich denke, dass einige dieser Abkommen in naher Zukunft umgesetzt werden können, insbesondere am Rande des St. Petersburger Wirtschaftsforums’. Am 14. Februar hat der Leiter des Russischen Fonds für Direktinvestitionen (RDIF), Kirill Dmitrijew, erklärt, dass die saudi-arabische Ölgesellschaft Saudi Aramco ein Partnerschaftsabkommen mit dem russischen LNG-Projekt unterzeichnen wird. ,Wir geben keine Details bekannt, bis es (die Unterzeichnung) angekündigt wird’, fügte er hinzu. Im Dezember 2017 nahm der saudische Energieminister Khalid Al-Falih an der Eröffnung der Yamal LNG-Anlage in der russischen Arktis teil. Zuvor sagte er in einem Interview mit der Tass, dass Saudi-Arabien die Möglichkeit einer Teilnahme am Arktischen LNG-Projekt prüfen würde. Das St. Petersburger Internationale Wirtschaftsforum findet vom 24. bis 26. Mai 2018 statt.”

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Die neuen, elektrifizierten Honda-Modelle

Komfort, Leistung und elektrische Antriebe – das gibt es alles mit den brandneuen Honda-Modellen als E-Auto, Plug-in-Hybrid und...

DWN
Politik
Politik Bund der Steuerzahler: Die Schuldenbremse ist unverzichtbar
01.12.2023

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, hält die Schuldenbremse in ihrer gegenwärtigen Form für unverzichtbar. Im...

DWN
Politik
Politik Israel jagt Hamas mit Superbombe
02.12.2023

Die Vereinigten Staaten haben Israel hundert sogenannte Blockbuster-Bomben geliefert, mit denen Israel die Terroristen der Hamas in den...

DWN
Politik
Politik Haushaltskrise: Wo Finanzminister Lindner den Rotstift ansetzen will
02.12.2023

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat erstmals konkretisiert, in welchen Bereichen er Einsparungen für möglich hält, um die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Die Verwalter des Wohlstands sind mit ihrem Latein am Ende angekommen
02.12.2023

In Deutschland und Österreich sinkt die Wirtschaftsleistung. Was ist passiert? Welche geheimnisvollen, bösen Mächte sind da am Werk,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europas Petrochemie steht mit dem Rücken zur Wand
01.12.2023

Die petrochemische Industrie in Europa gerät in schweres Fahrwasser. Wenn von Seiten der Politik nicht rasch und grundlegend...

DWN
Finanzen
Finanzen Anleger ignorieren Warnungen der EZB, wetten auf Zinssenkung
01.12.2023

Entgegen allen Warnungen der EZB wetten die Märkte auf baldige Zinssenkungen. Damit stellen die Geldpolitik auf eine harte Probe. Gibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Raus aus den Schulden – Wie mit Kreditkarten-, Immobilien- und Konsumschulden umgehen?
30.11.-0001

Gerade in der aktuellen Wirtschaftslage steigt für viele Menschen das Risiko einer Überschuldung enorm, da Zinsen steigen, Arbeitsplätze...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Banken fordern ein Comeback der Verbriefungen
01.12.2023

Nachdem schon Commerzbank-Chef Knof ein Ende ihrer Stigmatisierung gefordert hat, macht sich nun auch Deutsche-Bank-Chef Sewing für...