Finanzen

Londoner Rohstoff-Börse erwägt Handelsgeschäfte in Yuan

Die Londoner Rohstoffbörse LME erwägt die Einführung von Handelsoptionen in der chinesischen Landeswährung Yuan.
26.05.2018 00:20
Lesezeit: 2 min

Die Rohstoffbörse London Metal Exchange (LME) erwägt, künftig auch auf der chinesischen Landeswährung Yuan (Renminbi) lautende Handelsprodukte aufzulegen.

„Derzeit handeln Investoren unsere Produkte in US-Dollar. Wir sind definitiv an der Möglichkeit interessiert, Produkte anzubieten, welche in Offshore-Renminbi notiert sind“, zitiert die South China Morning Post den Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft, Matthew Chamberlain. Chamberlain konnte noch keinen festen Termin angeben, wann mit solchen Geschäften zu rechnen sei. Er ist sich aber sicher, dass Rohstoffgeschäfte in Yuan ein großer Erfolg werden, weil die Währung ihre Stellung im internationalen Handel in den vergangenen Jahren ausbauen konnte.

Die chinesische Regierung versucht seit mindestens 2009, den Yuan als international akzeptierte Handelswährung zu etablieren. Dem internationalen Zahlungsabwickler Swift zufolge ist der Yuan derzeit die weltweit am siebthäufigsten genutzte Währung für Handelsgeschäfte.

Ein weiterer Grund für Chamberlains Optimismus liegt in der Tatsache begründet, dass zahlreiche chinesische Großinvestoren ohnehin schon an der LME handeln und diese zudem der Hong Kong Securities Association gehört.

„Chinesische Investoren sind definitiv sehr aktiv an der LME. Sie handeln dort mithilfe von Brokern aus China, die Mitglieder der LME oder westlicher Unternehmen sind. Angesichts der regen Aktivität der Chinesen glauben wir, dass noch mehr Unternehmen aus dem Land Mitglied der LME werden wollen“, sagt Chamberlain.

„Indem man chinesischen Produzenten und Investoren erlaubt, in Yuan statt in Dollar zu handeln, reduziert man ihr Währungsrisiko. Wenn die LME mehr chinesische Kunden anziehen möchte, dann macht es Sinn, Geschäfte in Yuan zuzulassen“, wird der Vorstandsvorsitzende der Hong Kong Securities Association zitiert.

Die Einführung von Yuan-Kontrakten an der LME wäre ein weiterer Schritt im Zuge der langsam voranschreitenden Zurückdrängung des US-Dollar als dominierende Handelswährung und Weltreservewährung. Staaten wie China, Russland und der Iran hatten in der jüngsten Vergangenheit den Dollar auf mehrfache Weise aus ihren Handelsbeziehungen verdrängt und durch den Yuan oder den Euro ersetzt.

China hat zudem an der Schanghaier Börse Kapazitäten aufgebaut, mit denen internationale Investoren Gold und auch Erdöl in Renminbi handeln können – eine Maßnahme, die als Schlag gegen das vorherrschende Petrodollar-System gewertet werden muss.

Die Regierung in Peking beabsichtigt zudem, in diesem Jahr eine Handelsverbindung zwischen der Börse in Schanghai und der Londoner Börsen einzuführen, sagte der chinesische Zentralbankchef Yi Gang Mitte April auf dem asiatischen Wirtschaftsforum im südchinesischen Bo'ao. Damit könnten chinesische Anleger dann direkt in britische Aktien investieren.

Der Schritt sei zwar nur symbolischer Natur, da chinesische Investoren auch jetzt schon über ausländische Filialen heimischer Handelshäuser britische Aktien erwerben könnten, sagte Analyst Huang Dongsheng vom Vermögensverwalter Weifang Fund. Zudem könnten auch britische Anleger bereits über eine Verbindung mit der Börse in Hongkong Aktien von Unternehmen Festland-Chinas erwerben. Allerdings unterstreiche der Schritt gleichwohl, dass China seinen Kapitalmarkt weiter öffnen und die Landeswährung Yuan als Weltwährung etablieren wolle.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...