Finanzen

Preise in Deutschland steigen im Mai deutlich an

Die offizielle Inflation ist in Deutschland im Mai auf über 2 Prozent gestiegen.
30.05.2018 16:31
Lesezeit: 1 min

Steigende Preise für Benzin, Lebensmittel und Reisen haben die Inflationsrate in Deutschland auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr gehievt. Im Mai kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Zuletzt war die Inflationsrate im Februar 2017 so hoch gewesen", teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 2,1 Prozent gerechnet, nachdem die Teuerungsrate in den beiden Vormonaten noch 1,6 Prozent betragen hatte. Sie liegt damit in der größten Volkswirtschaft der Währungsunion über der Zielmarke von knapp zwei Prozent, die die Europäische Zentralbank (EZB) als ideal für die Wirtschaft ansieht.

"Die Inflation zeigt im Mai ihr wahres Gesicht", sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Angeheizt wurde sie von den Energiepreisen: Diese zogen um 5,2 Prozent an und damit viermal so kräftig wie im Vormonat. Kraftstoffe wie Benzin kosteten in einigen Bundesländern teilweise rund neun Prozent mehr, Heizöl gut ein Fünftel mehr als vor Jahresfrist. Lebensmittel verteuerten sich mit 3,5 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. Auch Pauschalreisen kosteten wegen der Pfingstferien deutlich mehr.

"Wir bekommen derzeit aus mehreren Ecken Inflationsdruck", sagte Postbank-Chefvolkswirt Marco Bargel. "Der Aufschwung dauert nun schon sehr lange, was sich in steigenden Löhnen widerspiegelt. Das sollte sich über kurz oder lang in einer höheren Inflation niederschlagen." Die Unternehmen dürften steigende Personalkosten auf ihre Kunden abwälzen.

Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 1,7 Prozent. Wegen der im gesamten Euro-Raum noch niedrigen Inflation will die Europäische Zentralbank ihre Nullzinspolitik in diesem Jahr fortsetzen. Experten der Investmentbank Nomura rechnen erst im September 2019 mit einer ersten Zinserhöhung. Die Postbank geht von Mitte 2019 aus - vorausgesetzt, die Währungshüter beenden ihre Anleihenkäufe wie erwartet noch dieses Jahr.

"Von der Inflationsseite gibt es klare Unterstützung für die EZB, noch in diesem Jahr aus ihrem Wertpapier-Kaufprogramm auszusteigen", sagte auch der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. Denn auch anderswo ziehen die Preise an: In Spanien kletterte die Teuerungsrate im Mai auf 2,1 Prozent. Sie hat seit März 2015 mit dem Kauf von Wertpapieren bereits rund 2,4 Billionen Euro in das Finanzsystem gepumpt, um für mehr Inflation zu sorgen. Doch ihr Ziel einer Teuerung von knapp zwei Prozent verfehlt die EZB dennoch seit Jahren.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Buffetts Abgang, Zölle, Milliardenflucht: Steht der Markt vor einem Wendepunkt?
13.05.2025

Turbulente Zeiten an der Wall Street: Während Großinvestoren Milliarden abziehen und Strategen vor dem Ende des Booms warnen, stürmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lateinamerika im Fokus: Chinas Milliardenoffensive gegen Washingtons Einfluss
13.05.2025

Chinas Regierung sucht neue Verbündete – nicht aus Not, sondern mit Strategie. Während die USA auf Konfrontation setzen, stärkt Peking...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelskrieg mit Ansage: Warum Europas Vergeltung Washington teuer zu stehen kommen könnte
13.05.2025

Die EU zieht die Reißleine: Mit einem neuen Maßnahmenpaket über 95 Milliarden Euro kontert Brüssel die US-Strafzölle – und trifft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Munich Re: Milliardenschaden durch Waldbrände in Kalifornien
13.05.2025

Flammen wüten immer wieder durch Kalifornien – und hinterlassen nicht nur verkohlte Wälder, sondern auch tiefe Spuren in den Bilanzen...

DWN
Politik
Politik Trump besucht erneut die Golfstaaten – Wirtschaftsinteressen stehen im Vordergrund
13.05.2025

Warum reist Donald Trump erneut als erstes nach Saudi-Arabien – und nicht etwa zu den engsten Nachbarn der USA? Hinter dem glanzvollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...