Politik

Syrische Armee kappt Versorgungs-Linien von Söldnern

Lesezeit: 3 min
03.07.2018 02:57
Die syrische Armee hat damit begonnen, alle Versorgungslinien der Söldner in Süd-Syrien zu attackieren. Die Operation wird gedeckt von der UN-Resolution 1822 (2008).
Syrische Armee kappt Versorgungs-Linien von Söldnern

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Die syrische Armee (SAA) konzentrierte sich am vergangenen Wochenende auf Angriffe gegen Versorgungslinien der Söldner in den östlichen und südöstlichen Sektoren der Stadt Daraa, berichtet die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA.

Dabei führte die SAA eine Reihe konzentrierter Artillerieangriffe auf die Bewegungsrouten und Versorgungslinien der Al-Nusra-Front in al-Jumrok al-Qadim im südöstlichen Sektor der Stadt Daraa und in Richtung der Stadt al-Naima östlich von Daraa aus. Diese Taktik richtet sich darauf, die Verbindung der Al-Nusra-Front zur jordanischen Grenze zu kappen. RFS Media, die eine Nachrichtenagentur der Freien Syrischen Armee (FSA) ist, führt in einer Mitteilung aus, dass bei den Kämpfen 30 syrische Soldaten ums Leben kamen und etwa hundert weitere Soldaten verletzt wurden. Weiterhin sollen zwei Panzer der SAA zerstört worden sein. Einige Verbände der FSA hatten sich zuvor der SAA angeschlossen, während andere immer noch gegen die SAA und Russland kämpfen.

In der südsyrischen Stadt Tafas kam es am 2. Juli zu schweren Gefechten zwischen der Söldner-Gruppe „Khalid ibn al-Walid-Armee” und der SAA. Die „Khalid ibn al-Walid-Armee” soll sich zuvor der Terror-Miliz ISIS angeschlossen haben, berichtet das israelische nachrichtendienstliche Portal DEBKAfile. Tafas liegt nordwestlich von Daraa und südlich von Nawa. Russland und Syrien hatten zuvor gehofft, dass sich die Söldner der „Khalid ibn al-Walid-Armee” in Tafas ergeben würden, um anschließend aus der Stadt evakuiert zu werden. Die „Khalid ibn al-Walid-Armee” befehligt die Yarmouk-Region, die sich südlich der israelischen Golan-Dörfer Ne'ot Golan, Lahavot Habashan und Hamat Gader befinden. Die Region grenzt auch an Jordanien. Der „Khalid ibn al-Walid-Armee”, die nach Angaben von DEBKAfile aus 2.500 bis 3.000 Kämpfern besteht, sollen sich weitere tausend Kämpfer angeschlossen haben.

Operation von UN-Resolution gedeckt

Gemäß der UN-Resolution 1822 (2008) haben die Vereinten Nationen im Jahr 2017 Sanktionen gegen die „Khalid ibn al-Walid-Armee” verhängt. Die Gruppe soll in Verbindung mit der Terror-Miliz ISIS stehen. Die „Khalid ibn al-Walid-Armee” wurde im Februar 2015 gegründet, so die UN. Damals verkündete die Gruppe, eine Scharia-Stadt in Daraa errichten zu wollen. Im Mai 2015 schloss sie sich ISIS an und nahm weitere Terror-Gruppen in ihre Ränge auf. Die UN wörtlich: „Die Khalid ibn al-Walid-Armee ist mit Kleinwaffen, schwergewichtigen Maschinengewehren, Panzerabwehrgranatenwerfern, Panzerabwehrlenkwaffen, Mörsern, einschließlich improvisierter Raketen, Artilleriewaffen und mehreren Raketensystemen der Klasse BM-21, mehr als zehn Panzern und Passagier- und Fracht-Geländewagen ausgerüstet.”

Die Gruppe soll es nicht nur auf die SAA, sondern auch auf die Zerstörung der zivilen Infrastruktur abgesehen haben.

Währenddessen hat die Sunday Times enthüllt, dass die britische Luftwaffe im vergangenen Monat an der Grenze zu Jordanien und dem Irak die SAA angegriffen haben soll. Dabei seien ein Offizier und weitere syrische Soldaten getötet worden. In der Nähe von Al-Tanf an der jordanisch-irakischen Grenze soll ein Kampfjet des Typs „Taifun” eine Paveway IV-Bombe auf Verbände der SAA und pro-syrische Milizen fallen gelassen haben. Der Angriff erfolgte als Reaktion auf den Versuch der SAA, sich dem britisch-amerikanischen Stützpunkt bei Al-Tank zu nähern. Auf dem Stützpunkt trainieren die Briten und Amerikaner Söldner der Truppe Maghawir al-Thowra (MaT).

Militärische Infrastruktur in Syrien

Die gesamten Ereignisse in Syrien haben bisher dazu geführt, dass die Konfliktparteien ihre militärische Infrastruktur im Land ausbauen konnten. Die USA haben im Osten und Norden Syriens eine Infrastruktur von Stützpunkten und Flughäfen errichtet. Nach Informationen von DEBKAFile befinden sich in Harab Isk (südlich von Kobani), Tabka (Provinz Rakka), Rmeilan und Al-Malikiyah (Provinz Hasaka) Flugplätze, die von den USA kontrolliert werden. US-Truppen sind in Kobani, Sabt, Ushariya, Tell Ain Dara, Harab Isk, Ayn Issah, Tal Tamir, Tabka, Ash Shaddadi, Tal Baydar und Rmeilan stationiert. Weitere US-Truppen befinden sich in Deir Ezzor, Abu Kamal, Al Tanf und Mayadin. Die Truppen sind entlang der Pipelinestrukturen und Öl- und Gasfelder Ost-Syriens stationiert. Nach einem Bericht von Defense News sind Tabka und Al Tanf besonders viele US-Truppen stationiert. In Tabka und Al Tanf sollen US-Truppen verhindern, dass die SAA den Euphrat gen Osten (in die öl- und gasreichen Regionen, Anm. d. Red.) überquert, so Defense News.

Russland kontrolliert im Westen des Landes die Flugplätze Khmeimim, Shayrat und T4. Es sind in Palmyra, T4, Tartus, Hama, Latakia und Khmeimim russische Truppen stationiert. Die Häfen von Latakia und Tartus werden ebenfalls von den Russen kontrolliert.

Das französische Militär ist derzeit auf fünf Militärstützpunkten in Nordsyrien stationiert, die sich alle in den Gebieten der Kurden-Milizen befinden. Dazu gehören Rakka, Ayn Issa, Ayn al-Arab, Sarrin und Harb Issk.

Die Nachrichtenagentur berichtet, dass mehr als 70 Truppen der französischen Spezialeinheiten, die unter der Schirmherrschaft einer internationalen Koalition gegen ISIS arbeiten, sich aktuell in der Fabrik von Lafarge-Zement in der Nähe (..) des Dorfs Harb-Issk in der Stadt Ayn al-Arab (Kobani) befinden. Diese würden gemeinsame Operationen mit den Kurden-Milizen der YPG und der PKK durchführen.

Ein Luftwaffenstützpunkt, der vom US-Militär in Harab-Issk gebaut wurde, wurde später in die nahe gelegene Zementfabrik integriert.

Die Einrichtung wird derzeit von US-Militärangehörigen betrieben, die unter der Koalition operieren, während eine Anzahl französischer Truppen ebenfalls dort stationiert sind. 30 weitere französische Truppen operieren gemeinsam mit den Kurden-Milizen in Rakka.

Neben den französischen Spezialeinheiten sind auch das 1. Marine-Infanterie-Fallschirmjäger-Regiment (1er R.P.I.Ma.) und die 10. Fallschirmjäger-Kommandotruppe (CPA 10) in der Region tätig. Die R.P.I.Ma. verfügt über 865 Soldaten. Die CPA 10 besteht aus 125 Soldaten, schreiben Chris Mann, Alexander Stilwell, Major Mike McKinney und Mike Ryan in ihrem Buch „The Encyclopedia of the World's Special Forces: Tactics, History, Strategy, Weapons”. Damit befinden sich etwa 1.110 französische Soldaten in Syrien.

 


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