Der türkische Finanzmarkt ist in der laufenden Woche unter starken Druck geraten. Beobachtern zufolge könnte das Land im Zentrum einer neuen Weltfinanzkrise stehen.
Der Kurs der Landeswährung Lira brach am Donnerstag stark ein. Auf Wochensicht ereignete sich der größte Kursverlust seit 10 Jahren. Damit setzt sich die seit einigen Monaten anhaltende Abwärtsentwicklung der Währung fort.
Auch die Börse in Istanbul verzeichnete fallende Kurse. Der Kurs des Leitindex ISE National 100 sackte im Lauf der Woche von etwa 100.000 Punkten auf nur noch 90.000 Punkte ab. Ende Januar stand der Kurs noch bei etwa 120.000 Punkten. Die Relation zwischen Preis und erwartetem Gewinn bei den Aktienwerten sank auf das niedrigste Niveau der vergangenen neun Jahre, wie Bloomberg berichtet.
Am Anleihemarkt stieg die Rendite von Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit alleine am Donnerstag um etwa 100 Basispunkte an. Sie liegt derzeit bei fast 18 Prozent, wie aus Daten von Trading Economics hervorgeht. Vor einem Jahr stand die Rendite hingegen noch bei etwas über 10 Prozent. Unterstützt wird der Renditeanstieg durch eine kräftige Inflation, welche erst kürzlich die Marke von 15 Prozent nach oben durchbrochen hatte.
Die jüngsten Abverkäufe finden vor dem Machtzuwachs von Staatspräsident Erdogan statt. Dieser hat nach der Wahl seinen Schwiegersohn zum Finanzminister gemacht und die Unabhängigkeit der Zentralbank – welche er seit längerer Zeit kritisierte – beschnitten.
Zuletzt verstärkte ein Dekret von Präsident Erdogan die Furcht der Anleger vor einer wachsenden Kontrolle über die Geldpolitik. Es ermächtigt Erdogan, den Präsidenten und den Vizepräsidenten der Zentralbank alleine zu ernennen. Außerdem wird durch das Dekret die Amtszeit der beiden Spitzennotenbanker des Landes von bisher fünf auf nur noch vier Jahre verkürzt.
Der Finanzexperte James Rickards hatte die Türkei vor einiger Zeit als eines jener Länder bezeichnet, welche eine globale Finanzkrise auslösen könnten.