Finanzen

Amerikaner müssen höhere Zinsen für Schulden bezahlen

Die Zinsen für Kreditkarten-Schulden der Amerikaner steigen. Die höheren Kosten könnten die tragende Säule der US-Wirtschaft, den Konsum, gefährden.
25.07.2018 17:18
Lesezeit: 1 min

Die US-Amerikaner haben im vergangenen Jahr rund 104 Milliarden Dollar an Zinsen und Gebühren für Kreditkarten-Schulden bezahlt. Dies bedeutet einen Anstieg um etwa 11 Prozent verglichen mit dem Jahr 2016. Auf Sicht der vergangenen fünf Jahre stellt sich eine Steigerung von 35 Prozent dar, wie das Finanzportal MagnifyMoney berichtet, welches Daten der Federal Deposit Insurance Corporation bis März 2018 ausgewertet hat.

Wie der Finanzblog Market Watch schreibt, dürften die Zinskosten im laufenden Jahr weiter steigen. Der Hauptgrund dafür ist die regelmäßige Anhebung der Leitzinsen durch die US-Zentralbank Federal Reserve. Diese hatte die Federal Funds Rate bereits im März und im Juni um jeweils 0,25 Prozent angehoben und plant, noch zwei weitere Anhebungen im Laufe des Jahres durchzuführen. Ein höherer Leitzins äußert sich in einer Verteuerung des gesamten Zinsniveaus an den US-Finanzmärkten. Insbesondere Kreditkartenunternehmen geben die Leitzinserhöhungen häufig direkt an ihre Kunden weiter.

Schätzungen von MagnifyMoney zufolge dürften die gesamten Zinszahlungen auf Kreditkartenschulden in den USA im laufenden Jahr auf 110 Milliarden Dollar steigen, wenn die Fed wie angekündigt vier Erhöhungen bis Jahresende vornimmt. Die ausstehenden Kreditkartenschulden in den USA hatten Ende 2017 mit über einer Billion Dollar den höchsten Stand seit Ausbruch der Finanzkrise erreicht.  

Eine deutliche Verteuerung der Kosten für Kreditkartenschulden birgt eine hohe Relevanz für die US-Wirtschaft. Der private Konsum generiert etwa zwei Drittel der Wirtschaftsleistung und wird in den allermeisten Fällen mithilfe von Darlehen oder über Kreditkartenschulden ermöglicht. Die Verschuldung der US-Amerikaner hat inzwischen einen beträchtlichen Umfang angenommen. Sollte die Zinslast steigen, dürfte der Konsum und folglich auch die Wirtschaftsleistung zurückgehen.

Wie das Economic Cycle Research Institute (ECRI) berichtet, befinden sich sowohl das Wachstum der Konsumausgaben sowie die realen Löhne der Amerikaner in einem langfristigen Abwärtstrend. Beispielsweise hat sich die Ausweitung der Konsumausgaben seit Anfang des Jahres 2015 bis heute von etwa 4 Prozent auf aktuell etwa 2 Prozent halbiert.

„Die Konsumenten – welche rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erzeugen – werden von der höchsten Inflation seit etwa 6 Jahren getroffen, demnach sind die realen Löhne noch tiefer als vor einem Jahr. Der erwartete Wachstumsanstieg im zweiten Quartal 2018 kommt zum größten Teil durch eine boomende Rohölförderung und befristete Steuererleichterungen – beides sind einzigartige Entwicklungen“, schreibt das ECRI.

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