Unternehmen im Euro-Raum kommen immer leichter an Kredite. Die Banken lockerten im zweiten Quartal ihre Vergabestandards weiter, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Dazu habe sie der Wettbewerb untereinander bewogen wie auch ihre Einschätzung der konjunkturellen und firmenspezifischen Risiken. Bereits zum Jahresstart waren Unternehmen leichter an Darlehen gelangt. Die EZB befragt regelmäßig europäische Banken zu ihren Kreditrichtlinien. An der Umfrage nahmen diesmal 149 Institute teil.
Volkswirte äußerten sich positiv zu den Ergebnissen: „Das sind gute Nachrichten für die EZB und ihre Geldpolitik, weil das für stärkere Investitionen im Euro-Raum spricht,“ sagte Chefvolkswirt Carsten Brzeski von der Bank ING-Diba. Die Ergebnisse passten in das Bild einer Wirtschaft, die langsam an ihre Kapazitätsgrenzen stoße und daher für weiteres Wachstum investieren müsse.
Die EZB und die nationalen Notenbanken kaufen bereits seit mehr als drei Jahren Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um Banken zu einer stärkeren Kreditvergabe anzuregen. Inzwischen läuft die Konjunktur im Euro-Raum aber wieder besser. Daher wollen sie ihre Käufe bis zum Jahresende einstellen. Dann werden diese ein Volumen von 2,6 Billionen Euro erreicht haben.
Der Erhebung zufolge weichten die Banken ihre Richtlinien für Firmenkredite vor allem in Spanien, Italien und Deutschland auf. Hierzulande waren die Erleichterungen marginal und entsprachen den Erwartungen aus der vorangegangenen Umfrage, wie die Bundesbank mitteilte. In Frankreich und in den Niederlanden veränderten die Institute laut EZB dagegen ihre Vergabestandards nicht.
Die Geldhäuser lockerten im zweiten Jahresviertel auch ihre Bedingungen für Immobiliendarlehen und Verbraucherkredite. Für das Sommerquartal von Juli bis September gehen sie davon aus, dass es in allen drei Kategorien Erleichterungen geben wird. Dabei rechnen sie mit einer weiter anziehenden Nachfrage nach Krediten seitens der Unternehmen.