Politik

Italien erwartet Attacke von Spekulanten im August

Italien bereitet sich auf eine Attacke von Spekulanten vor.
13.08.2018 00:56
Lesezeit: 1 min

Italien stellt sich einem Regierungsvertreter zufolge auf eine Attacke durch Spekulanten im August ein. Der geringe Handel in den Sommermonaten begünstige derartige Angriffe, sagte Giancarlo Giorgetti, Spitzenpolitiker bei der Lega und Mitarbeiter von Ministerpräsident Giuseppe Conte der Zeitung "Libero" vom Sonntag. "Die Märkte sind voller hungriger spekulativer Fonds, die ihre Beute ausspähen und zugreifen. Schaut auf die Türkei." Am Freitag hatte die türkische Lira etwa ein Fünftel an Wert verloren. Italien sei jedoch gerüstet, sagte Giorgetti.

Der parteilose Außenminister Enzo Moavero Milanesi sagte der Zeitung "Il Foglio" vom Samstag, der Kollaps der türkischen Lira zeige, wie wichtig die Euro-Mitgliedschaft für Italien sei. "Diejenigen, die Zweifel haben, ob eine Währung wie der Euro gut ist, sollen sorgfältig darauf schauen, was in der Türkei passiert." Geschürt wurde der Lira-Verfall unter anderem von Sorgen über die Einflussnahme der türkischen Regierung auf die Notenbank.

Vor der Wahl im März hatte sich die Lega für einen Austritt Italiens aus der Euro-Zone eingesetzt. Seit Bildung der Regierung mit der 5-Sterne-Bewegung hat sie jedoch mehrfach bestritten, die Abkehr von der Gemeinschaftswährung zu planen.

Die italienische Regierung wird nach Angaben von Ministerpräsident Guiseppe Conte ab September eine Reihe von Strukturreformen auf den Weg bringen, mit denen Wirtschaftswachstum und sozialer Zusammenhalt verbessert werden sollen. Zum Abbau von Bürokratie gehöre etwa die Vereinfachung von Ausschreibungsvorschriften für öffentliche Aufträge, sagte Conte in einem am Samstag auf Facebook verbreiteten Video. Dies sowie eine neue Offensive gegen Korruption und eine Beschleunigung von Justizverfahren seien wichtig für ausländische Investoren. Zudem werde eine Steuerreform angegangen und das Grundeinkommen eingeführt, das in seiner Endstufe 780 Euro betragen soll. Der Kampf gegen die Armut, in der über fünf Millionen Italiener lebten, habe Vorrang, sagte der Regierungschef.

Mit diesen Maßnahmen, die mit Vorlage des Haushalts 2019 in den kommenden Wochen präzisiert werden dürften, löst die Koalition aus der 5-Sterne-Bewegung und der rechten Lega weitere Wahlversprechen ein. Allerdings werden die Ausgaben- und sozialpolitischen Pläne der Koalition bei der EU-Kommission und an den Finanzmärkten mit Sorgen gesehen, denn sie bedeuten neue Schulden für das hoch verschuldete Euro-Land. Die Zeitung "la Repubblica" berichtete ohne Quellenangabe, die EU sei bereit, der Regierung in Rom etwas mehr finanziellen Spielraum einzuräumen und Mehrausgaben von acht Milliarden Euro zuzugestehen. Als Gegenleistung werde eine Verpflichtung zur Reduzierung des strukturellen Defizits erwartet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...