Die Berliner Polizei hat erneut kriminelle Mitglieder arabischer Großfamilien ins Visier genommen. Mit einer großen Razzia, an der auch mehrere Spezialeinheiten beteiligt waren, ging sie am Montag gegen den organisierten Drogenhandel vor. Zahlreiche Kriminalpolizisten durchsuchten Wohnungen in den Stadtteilen Tiergarten und Kreuzberg, wie die Polizei mitteilte. Vier Männer und eine Frau wurden als mutmaßliche Strippenzieher festgenommen.
Vor allem soll es um den Verkauf von Kokain gegangen sein, den "bandenmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln", wie es offiziell hieß. Die Polizei beschlagnahmte bei den Durchsuchungen auch Drogen. Näheres wurde zunächst nicht mitgeteilt.
Aus einem großen Mietshaus führte die Polizei zwei Brüder in Handschellen ab. Sie sollen zu einer bekannten Großfamilie gehören, aus deren Besitz im Juli zahlreiche Immobilien beschlagnahmt worden waren. Durchsucht wurden auch andere Wohnungen sowie Autos von Verdächtigen.
Weil Verdächtige als gewalttätig galten, waren bei der Razzia schwer bewaffnete Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos (SEK) dabei, außerdem Observationsspezialisten des Mobilen Einsatzkommandos (MEK), Zivilpolizisten, Drogenfahnder sowie zahlreiche Mitglieder von Hundertschaften. Auch Drogenspürhunde waren im Einsatz.
Im Juli hatten die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei in einer der größten Aktionen gegen die organisierte Kriminalität 77 Wohnungen und Häuser im Wert von mehr als neun Millionen Euro vorläufig beschlagnahmt. Ermittelt wird in diesem Fall gegen 16 Verdächtige einer arabischstämmigen Großfamilie sowie deren Umfeld wegen Geldwäsche. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Objekte mit Geld aus Straftaten gekauft wurden.
Die Polizei bestätigte nicht, dass es sich bei der aktuellen Aktion um die gleiche Familie handelte, dementierte die Berichte aber auch nicht. "Wir trennen das voneinander", sagte ein Sprecher über die aktuellen Ermittlungen wegen der Drogengeschäfte und die Verfahren wegen der Geldwäsche.
Mitglieder der Familie sollen auch hinter anderen Taten stehen, etwa dem Raub einer riesigen Goldmünze im Millionenwert aus dem Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel.
Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Norbert Cioma, erklärte: "Im Kampf gegen die Hydra der organisierten Kriminalität ist es wichtig, regelmäßig Zeichen zu setzen und mit nachhaltiger Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden jenen auf die Füße zu treten, die unsere Gesetze missachten und meinen, sie könnten ohne Konsequenzen schwere Straftaten begehen."
Die Bedrohung durch die organisierte Kriminalität (OK) ist laut dem Bundeskriminalamt (BKA) ungebrochen hoch. Im Jahr 2017 ermittelte das BKA in ganz Deutschland in 572 Verfahren. Allein in Berlin waren es 68 Ermittlungsverfahren vor allem vom Landeskriminalamt, aber auch vom BKA. 14 davon richteten sich gegen Banden mit arabischstämmigen Mitgliedern. Auch der Großteil der anderen Ermittlungskomplexe galt Gruppierungen, die eine gemeinsame ausländische Herkunft haben. Im Rauschgifthandel sind aber auch deutsche Rockerbanden sehr aktiv.
Das Problem ist nicht auf Berlin beschränkt. Auch im Ruhrgebiet, in Niedersachsen und in Bremen sind die oft weit verzweigten Clans aktiv. Abgeschottete Familienstrukturen bereiten den Ermittlern Schwierigkeiten. Viele Mitglieder dieser Großfamilien durften in Deutschland nicht arbeiten, weil sie offiziell staatenlos waren und und ihr Aufenthaltsstatus ungeklärt war. Kriminalität wurde zu einer Haupteinnahmequelle mancher Clans.