Nach einem Bericht der regierungsnahen türkischen Zeitung Yeni Şafak hat der türkische Generalstab im Norden von Idlib unter der Führung türkischer Offiziere etwa 50.000 Söldner der Freien Syrischen Armee (FSA) zusammengezogen. Hinzu kommen etwa 30.000 türkische Soldaten, die sich hinter der Linie der FSA befinden. Unter dem Söldner-Dachverband National Liberation front (NLF), der von der Türkei kontrolliert wird, befinden sich 30.000 Söldner, von denen in der ersten Phase 20.000 direkt in Idlib eingreifen sollen. Das Blatt führt aus: „Experten sagen, dass die Bewegungen an der Grenze zur türkischen Provinz Hatay und in Syrien mit den parallelen Aussagen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan 'Wir werden nicht einfach zusehen!' zu interpretieren seien. Der türkische General a.D. İhsan Başbozkurt sagt, dass Assads Brutalität, wie in Daraa und Ghouta, sich in Idlib nicht wiederholen wird. Jeder müsse die friedvollen Bemühungen der Türkei wahrnehmen, andernfalls werde jeder einen hohen Preis bezahlen.“
Der englischsprachige Dienst der Hürriyet zitiert den türkischen Präsidenten: „Wir sind für eine politische Lösung und keine militärische in Syrien. Dafür ist es notwendig, die territoriale Integrität Syriens zu schützen, Terroristen zu eliminieren und keine vollendeten Tatsachen zuzulassen.“
Der türkische Sicherheitsanalyst Coşkun Başbuğ sagte dem Blatt, dass es bei der aktuellen Mobilisierung im Norden Idlibs nicht nur um eine Verteidigungshaltung gehe, sondern um Vorbereitungen für einen Angriff. „Dem Kampf um Idlib liegen dreckige Pläne gegen die Operationen Euphrates Shield und Afrin zugrunde“, so Başbuğ.
Der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow erklärte am 10. September 2018, dass der Kreml keine Informationen über den Beginn der Offensive in der syrischen Provinz Idlib habe, berichtet die Tass. „Uns liegen keine derartigen Informationen vor“, sagte er als Antwort auf die Frage, ob die russische und die syrische Regierung das Datum der Offensive in Idlib koordiniert haben.
Die Türkei befürchtet, dass die syrisch-russische Koalition in der ersten Phase Idlib einnehmen, und in einem weiteren Stadium die Gebiete zurückerobern möchte, die von der Türkei im Verlauf von zwei Operationen eingenommen wurden. Die durch die Türkei eingenommenen Gebiete sind aus sicherheitspolitischer Sicht sehr wichtig für die Türkei. Sie verhindern, dass in naher Zukunft ein Korridor im Norden Syriens entsteht, der auf die türkische Mittelmeer-Provinz Hatay überspringt, und somit die territoriale Integrität der Türkei gefährdet.
Der syrische Präsident Baschar al-Assad hatte zuvor gesagt, dass jeder „Zoll“ Syriens zurückerobert werden soll, was die Gebiete im Nordwesten Syriens einschließt, berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters.
Die Zeitung Yeniçağ argumentiert: „Idlib ist nicht nur wichtig, damit die Regimekräfte ihre Souveränität im Land erneut wiederherstellen. Im selben Maße geht es um die geographische Kontrolle, um einen Zugang zum Mittelmeer abzusichern. Die Türkei bringt den humanitären Aspekt in den Vordergrund und warnt vor einer neuen Flüchtlingswelle. Allerdings gibt es zwei Punkte, die wichtiger sind: Die Angst vor einem Verlust unserer militärischen Präsenz in Afrin. Die Angst davor, dass es den USA doch noch gelingen könnte, einen Korridor durch Syrien zu ziehen, um ans Mittelmeer zu gelangen. Das ist das eigentliche Ziel der USA.“