Finanzen

Danske mit Gewinn-Warnung, CEO tritt zurück

Lesezeit: 2 min
19.09.2018 10:01
Die Krise um die dänische Danske Bank spitzt sich zu.
Danske mit Gewinn-Warnung, CEO tritt zurück

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der Chef der dänischen Danske Bank hat wegen eines Geldwäsche-Skandals seinen Rücktritt angekündigt. "Es ist klar, dass die Danske Bank versäumt hat, im Falle der möglichen Geldwäsche in Estland ihren Verpflichtungen nachzukommen. Das bedauere ich zutiefst", teilte Thomas Borgen am Mittwoch in einer Erklärung mit. Dänemarks größte Bank senkte zugleich die Erwartungen für den Jahresgewinn auf 16 Milliarden dänische Kronen (2,14 Milliarden Euro) bis 17 Milliarden Kronen von zuvor 18 bis 20 Milliarden Kronen.

Hintergrund sind die Geldwäsche-Vorwürfe gegen die größte Bank des Landes, die Danske Bank.

Bereits vor einigen Tagen hatten Vertreter der Regierung klargemacht, dass die am Mittwoch von der Danske Bank vorgestellten Ergebnisse des internen Berichts nicht ausreichen werden, um das Thema abzuschließen, wie Bloomberg berichtet. Wirtschaftsminister Rasmus Jarlov sagte, dass es bei den Geschäften der estnischen Tocher der Danske Bank wahrscheinlich zu „illegalen Akten“ gekommen sei. Jarov zufolge entwickelt die Regierung derzeit neue Maßnahmen gegen Geldwäsche.

Der Danske Bank wird vorgeworfen, dass zwischen 2007 und 2015 über ihre Niederlassung in Estland Milliarden an Schwarzgeldern – vornehmlich aus Russland und zentralasiatischen Staaten – gewaschen worden sein sollen. Der Umfang der Geldwäsche ist unklar. Derzeit schätzen die meisten Beobachter das Volumen auf mehr als 8 Milliarden Dollar. Die US-amerikanische Wertpapieraufsicht SEC und das Finanzministerium beleuchten in ihren Ermittlungen Zahlungsströme bis zu 170 Milliarden Dollar.

Hinter den Ermittlungen in den USA steht Bloomberg zufolge der Spekulant Bill Browder, welcher in den 1990er Jahren in Russland Geschäfte gemacht hatte und faktisch des Landes verwiesen wurde, weil er keine Einreiseerlaubnis mehr erhält. Browder wurde von einem russischen Gericht in Abwesenheit zu mehrjähriger Lagerhaft wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Nach Beginn der Ermittlungen gab Browder an, dass sein Buchhalter Sergej Magnitzky von den russischen Behörden ermordet worden sei. Er soll laut Browder als Whistleblower in die Öffentlichkeit gegangen sein und habe den Behörden mitgeteilt, die russische Polizei habe 230 Millionen US-Dollar an Steuergeldern gestohlen. Tatsächlich war Magnitzky im Gefängnis zu Tode gekommen, die Unstände seines Todes sind unklar.

Wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, hat eine Mehrheit des Parlaments am Montag beschlossen, das Strafmaß bei Geldwäscheverstößen um bis zu 700 Prozent anzuheben. „Es ist wichtig, eines der schärfsten Strafregime in Europa aufzubauen um zu signalisieren, dass wir dieses Problem sehr ernst nehmen, da dieser Fall dem Ansehen Dänemarks sehr geschadet hat“, wird Lisbeth Bech Poulsen von den Sozialdemokraten zitiert.

Es sei „absolut“ klar, dass es „Lektionen aus einem so bedeutenden Fall wie diesem gibt.“ Jaroc geht davon aus, dass es zu einer Zusammenarbeit relevanter Behörden auf der gesamteuropäischen Ebene kommen werde. Ziel sei es „sicherzustellen, dass wir in Europa alles tun, um einen anderen“ derartigen Fall zu verhindern.

Bereits im Mai hatten EU-Vizepräsident Frans Timmermans, Vizepräsident Valdis Dombrovskis und Kommissarin Vera Jourova die Aufsichtsbehörden und die Europäische Zentralbank aufgefordert, nach Möglichkeiten zu suchen, um die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bankenaufsichtsbehörden und Anti-Geldwäschebehörden zu verbessern.

Derzeit existiert in Europa offenbar kein einheitliches Gesetzeswerk. Das Schweizer Magazin Cash zitiert die vor diesem Hintergrund die Chef-Risikobeauftragte bei Nordea und ehemalige Aufseherin bei der dänischen Finanzaufsichtsbehörde, Julie Galbo. Dieser zufolge bestehe das Problem bei dem derzeitigen System darin, dass es auf zu vielen unterschiedlichen rechtlichen Interpretationen und nationalen Behörden basiere. „Es gibt in Europa kein Gremium, das diese Dinge harmonisiert, es gibt in Europa kein Gremium, das die Umsetzung der Geldwäschebekämpfung überwacht", sagte Galbo. Der „größte Effekt“ der Koordinierung von Regulierung und Überwachung auf europäischer Ebene bestünde darin, „dass Arbitrage vermieden wird.“


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...