Gemischtes

Billige Gebrauchte: Ausland freut sich über deutschen Diesel-Ausstieg

In Europa wächst der Markt für gebrauchte Dieselfahrzeuge aus Deutschland.
06.10.2018 22:23
Lesezeit: 1 min

Gebrauchte Diesel-Pkw aus Deutschland gehen zunehmend ins europäische Ausland. Das belegen Daten des Statistischen Bundesamts, die das Institut für Angewandte Logistik der Hochschule Würzburg-Schweinfurt für seinen „Export/Import-Seismografen“ ausgewertet hat. Danach sind 2017 mit knapp 240.000 Fahrzeugen 20,5 Prozent mehr gebrauchte Diesel ins Ausland verkauft worden als im Jahr davor. Besonders stark war das Wachstum in der Ukraine (plus 136 Prozent) und Kroatien (plus 90 Prozent). In Westeuropa legten Österreich (plus 41 Prozent), Frankreich (plus 34 Prozent) und Spanien (plus 31 Prozent) besonders stark zu. In absoluten Zahlen war Italien der größte Importeur (22.045 Exemplare), zweitgrößter war Österreich (21.307), drittgrößter Frankreich (16.527). In Deutschland sind gebrauchte Diesel-Fahrzeuge wegen der drohenden Fahrverbote dagegen nur noch schwer verkäuflich – die durchschnittliche Standzeit beim Händler beträgt 106 Tage.

Diesel-Fahrzeuge sind in anderen Ländern Europas deshalb so gut verkäuflich, weil dort weniger strenge Umweltauflagen herrschen. Nicht EU-Länder haben zum Teil gar keine, teilweise sehr großzügig bemessene Bestimmungen. In den EU-Ländern sind die Auflagen gleich. Allerdings lassen sie große Spielräume zu. Beispielsweise müssen Messanlagen auf einer Höhe von zwischen 1,50 Meter und 4,00 Meter angebracht werden. In Deutschland werden die Messungen häufig so durchgeführt, dass sie tendenziell hohe Belastungswerte ergeben, in anderen Ländern wird dagegen oft versucht, so zu messen, dass die erzielten Werte gering sind. Teilweise wird schlichtweg gemogelt: So ist eine Messstation in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki in rund 35 Metern Höhe angebracht.

Für die deutschen Autobauer sind die hohen Exportzahlen natürlich positiv – sie machen Inzahlungsnahmen von Dieselfahrzeugen im Rahmen von Neukäufen, zu denen sich viele Dieselbesitzer wegen der drohenden Fahrverbote gezwungen sehen, einträglicher. Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center der Universität Duisburg-Essen sagt unterdessen, dass durch die Fahrverbote ein Wert in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro vernichtet wird. Schlimm sei vor allem, dass sich unter den exportierten Fahrzeugen auch solche befänden, die im Zuge der Abwrackprämie im Jahr 2009 gekauft wurden, wofür viele damals noch brauchbare und werthaltige Pkw den Weg in die Schrottpresse antreten mussten – eine zweifache Wertvernichtung also.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...

DWN
Politik
Politik Aus Angst vor Trump: China lässt den Iran im Stich
23.06.2025

Chinas harsche Kritik an den US-Angriffen auf Iran täuscht über Pekings wahres Kalkül hinweg. Im Hintergrund geht es um knallharte...

DWN
Politik
Politik US-Angriff auf den Iran: Die Märkte bleiben erstaunlich ruhig
23.06.2025

Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die globalen Märkte ruhig. Doch die Straße von Hormus bleibt ein geopolitischer...