Gebrauchte Diesel-Pkw aus Deutschland gehen zunehmend ins europäische Ausland. Das belegen Daten des Statistischen Bundesamts, die das Institut für Angewandte Logistik der Hochschule Würzburg-Schweinfurt für seinen „Export/Import-Seismografen“ ausgewertet hat. Danach sind 2017 mit knapp 240.000 Fahrzeugen 20,5 Prozent mehr gebrauchte Diesel ins Ausland verkauft worden als im Jahr davor. Besonders stark war das Wachstum in der Ukraine (plus 136 Prozent) und Kroatien (plus 90 Prozent). In Westeuropa legten Österreich (plus 41 Prozent), Frankreich (plus 34 Prozent) und Spanien (plus 31 Prozent) besonders stark zu. In absoluten Zahlen war Italien der größte Importeur (22.045 Exemplare), zweitgrößter war Österreich (21.307), drittgrößter Frankreich (16.527). In Deutschland sind gebrauchte Diesel-Fahrzeuge wegen der drohenden Fahrverbote dagegen nur noch schwer verkäuflich – die durchschnittliche Standzeit beim Händler beträgt 106 Tage.
Diesel-Fahrzeuge sind in anderen Ländern Europas deshalb so gut verkäuflich, weil dort weniger strenge Umweltauflagen herrschen. Nicht EU-Länder haben zum Teil gar keine, teilweise sehr großzügig bemessene Bestimmungen. In den EU-Ländern sind die Auflagen gleich. Allerdings lassen sie große Spielräume zu. Beispielsweise müssen Messanlagen auf einer Höhe von zwischen 1,50 Meter und 4,00 Meter angebracht werden. In Deutschland werden die Messungen häufig so durchgeführt, dass sie tendenziell hohe Belastungswerte ergeben, in anderen Ländern wird dagegen oft versucht, so zu messen, dass die erzielten Werte gering sind. Teilweise wird schlichtweg gemogelt: So ist eine Messstation in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki in rund 35 Metern Höhe angebracht.
Für die deutschen Autobauer sind die hohen Exportzahlen natürlich positiv – sie machen Inzahlungsnahmen von Dieselfahrzeugen im Rahmen von Neukäufen, zu denen sich viele Dieselbesitzer wegen der drohenden Fahrverbote gezwungen sehen, einträglicher. Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center der Universität Duisburg-Essen sagt unterdessen, dass durch die Fahrverbote ein Wert in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro vernichtet wird. Schlimm sei vor allem, dass sich unter den exportierten Fahrzeugen auch solche befänden, die im Zuge der Abwrackprämie im Jahr 2009 gekauft wurden, wofür viele damals noch brauchbare und werthaltige Pkw den Weg in die Schrottpresse antreten mussten – eine zweifache Wertvernichtung also.