Politik

Finanz-Märkte: „Unterstützung für Merkel ist ausgetrocknet“

Lesezeit: 2 min
11.10.2018 00:49
Finanz-Analysten erwarten schwere Zeiten für Bundeskanzlerin Merkel, wenn die CSU in Bayern deutlich verliert.
Finanz-Märkte: „Unterstützung für Merkel ist ausgetrocknet“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der US-Informationsdienst Teneo Intelligence berichtet, dass die CSU bei den Landtagswahlen schlecht abschneiden wird. CNBC zitiert Teneo Intelligence aus einer Mitteilung: "Die CSU wird entweder einen Koalitionspartner benötigen oder, je nach Ausmaß ihrer Verluste, sogar in die Opposition gehen müssen. Statt dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Soeder wird die CSU ihren Chef, Merkels Bundesinnenminister Horst Seehofer, beschuldigen. Bayerische Versuche, ihn seines Amtes zu entheben, haben das Potenzial, eine weitere langwierige Regierungskrise in Berlin auszulösen."

Carsten Brzeski von der ING-Bank sagt: "Um ihre absolute Mehrheit in Bayern zu verteidigen, hat die CSU Merkel offen kritisiert, indem sie mehrere Konflikte in der Koalition ausgelöst hat, die fast zu einem Zusammenbruch der Regierung geführt hätten. Während die CSU versucht hat, die Wahl zu einer Art Volksabstimmung über Merkels Haltung gegenüber Flüchtlingen zu machen, hat das von der CSU initiierte, fortwährende Nörgeln und Ärgernis in Berlin die Angelegenheit umgekehrt. Nach dem Trend der letzten Meinungsumfragen scheint die CSU-Strategie, sich von Merkel zu distanzieren, um einen Aufstieg der AfD in Bayern zu verhindern, ein doppelter Fehlschlag gewesen zu sein."

Aus einer Studie der ING Bank geht hervor: "Die CSU würde wahrscheinlich noch die nächste bayerische Regierung mit ein oder zwei Koalitionspartnern führen. Es würde keine wesentliche Verschiebung im Bundestag geben. Stattdessen würde Bundeskanzlerin Merkel der eigentliche Wahlsieger werden. Die CSU braucht Zeit, um eine solche Wahlniederlage zu verdauen, konzentriert sich auf innenpolitische Fragen und verschwendet weniger Energie bei Konflikten mit Merkel. Damit könnte sich die Koalition in Berlin erneut auf die inhaltliche Umsetzung ihrer Koalitionsvereinbarung konzentrieren. Gleichzeitig könnte jedoch eine historische CSU-Niederlage ein besorgniserregendes Zeichen für Merkel sein und ein neues Kapitel im Zerfall des konservativen Blocks markieren. Ein bedeutender Verlust würde gleichzeitig die Position der AfD als starke Oppositionspartei stärken und die zunehmende Frustration einiger Wähler mit etablierten Parteien zeigen -  eine Tendenz, die den Koalitionsaufbau bei der nächsten Bundestagswahl auf jeden Fall komplizieren würde."

Greg Fuzesi von JP Morgan meint: "Die CSU hatte in Bayern in der Regel absolute Mehrheiten, aber es fällt ihr schwerer, dieses überhöhte und etwas überholte Ziel zu erreichen. Dies liegt nicht nur an der AfD, sondern spiegelt auch die sich wandelnde Bevölkerung in Bayern wider, wobei in den letzten Jahren eine erhebliche Anzahl von Deutschen aus anderen Staaten nach Bayern gezogen ist. Diese Wähler haben nicht die gleiche traditionelle Affinität zur CSU (...) Die Wahl wird auch den Ton für eine weitere CDU-CSU-Kooperation auf Bundesebene setzen und Merkel weiter unter Druck setzen."

Das Investment-Portal Investing.com führt aus: "Bayern hält am 14. Oktober Landtagswahlen ab und die CSU wird voraussichtlich ihre Mehrheit verlieren. Auch die SPD hat ihre Unterstützung verloren und die Grünen rücken auf Platz zwei vor. Die AfD scheint sich unverändert bei zehn Prozent zu halten (...) Berichten zufolge könnte die Bundesregierung die diesjährige Wachstumsprognose von 2,3 auf 1,8 Prozent nach unten revidieren und die Prognose für das kommende Jahr von 2,1 auf 2,0 Prozent senken. Die politische Führung ist schwach. Die Unterstützung für Merkels CDU ist ausgetrocknet."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...