Vor dem Hintergrund der NordLB-Investorensuche loten die deutschen Sparkassen eine Fusion ihrer milliardenschweren Landesbanken aus. Finanzkreisen zufolge wird über einen Zusammenschluss der Landesbanken Helaba, NordLB, LBBW sowie des Fondsdienstleisters Deka und des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp diskutiert.
Allerdings handelt es, wie mit der Materie Vertraute den Deutschen Wirtschaftsnachrichten sagten, um sehr langfristige Pläne. Diese habe es immer wieder gegeben. Erinnert wird an den früheren Chef des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Dietrich Hoppenstedt. Dieser hatte von der Notwendigkeit eines „nationalen Champions“ durch einen Zusammenschluss der Landesbanken gesprochen. Von dieser Idee sei man jedoch noch weit entfernt, sagten die Quellen. Es gäbe vor allem erheblich politische Hürden, weil dazu die verschiedenen Länder zustimmen müssten. Außerdem gäbe es regionale Interessen, wie etwa in Baden-Württemberg, wo die LBBW beheimatet ist und ihren Mittelpunkt Stuttgart wohl nicht ohne weiteres aufgeben würde.
Ein Sprecher des Sparkasssen-Verbandes DSGV bestätigte Gespräche über die Zukunft des Sektors, sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten jedoch: „Das von den Trägern der NordLB begonnene Verfahren für die Gewinnung von Kapitalinvestoren ist für den DSGV Anlass, mögliche Optionen und Handlungserfordernisse für die Sparkassen-Finanzgruppe aufzubereiten und mit seinen Mitgliedern zu beraten. Die Überlegungen befinden sich noch am Anfang. Weder gibt es Vorentscheidungen, noch können beim jetzigen Stand mögliche Ergebnisse prognostiziert werden.“
Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis hat wegen der niedrigen Zinsen und des steigenden Regulierungsaufwands wiederholt einen Umbau des Sparkassenlagers gefordert. „Unsere Strukturen sind nicht zukunftsfähig“, beklagte er zum Beispiel im März auf der Bilanzpressekonferenz des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Erst am Mittwoch hatte ein Gebot der Commerzbank für die angeschlagene NordLB für Aufregung im Sparkassenlager gesorgt.
Aktuell hat nur die Helaba Interesse an der NordLB bekundet. Auch wenn diese nicht als „scout“ für die Sparkassen agiert und die Bücher der NordLB im eigenen Interesse prüft, gehen die Quellen davon aus, dass die Helaba ihre Erkenntnisse mit anderen Landesbanken teilen könnte.
Die Hauptsorge der Sparkassen besteht in der Möglichkeit, dass aggressive Finanzinvestoren einen Minderheitsanteil von etwa 20 Prozent bei der NordLB übernehmen und dann mit der ihnen eigenen Strategie den ganzen Sektor aufmischen könnten. Die Position der Sparkassen lautet daher, man habe nichts gegen eine Gesamtübernahme durch einen privaten Sektor, der Eintritt als gefürchteter „active investor“ wird jedoch abgelehnt. In dieser Rolle haben Finanzinvestoren, die jetzt bei der NordLB einsteigen wollen, gezeigt, dass sie mit allen Mittel den "shareholder value" steigern wollen. Der damit verbundene Kulturwandel würde die öffentlichen Banken in Deutschland erheblich aufmischen.
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Auslöser der Überlegungen ist die Notlage der NordLB, die 2017 wegen fauler Schiffskredite einen Rekordverlust von knapp zwei Milliarden Euro geschrieben hatte und auch für dieses Jahr rote Zahlen erwartet. Die Träger wollen nur einen Minderheitsanteil an dem Geldhaus abgeben. Finanzkreisen zufolge sind die Commerzbank, die Helaba, der Hedgefonds Christofferson, Robb & Company sowie die Finanzinvestoren Apollo, Cerberus und Advent noch im Rennen. Offerten in der zweiten Runde sind bis Ende November fällig.
Der unabhängige Finanzexperte Achim Dübel sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Die Genossenschaftsbanken haben gezeigt, dass ein Zusammenschluss sinnvoll sein kann.
Wahrscheinlich wären regionale Fusionen für die Landesbanken vorzuziehen gewesen. Es gab ja immer das Modell der vertikalen Integration auf regionaler Ebene, etwa bei der LBBW. Aber durch die Finanzkrise und den Abgang von HSH und WestLB ist da der Zug abgefahren. Insofern wird es wohl irgendwann zur bundesweiten Lösung kommen.“