Politik

Kampf gegen Inflation: Türkei will Steuern drastisch senken

Die Türkei will die Mehrwertsteuer drastisch senken. Bei Haushaltsgeräten soll die Mehrwertsteuer sogar komplett wegfallen.
01.11.2018 01:36
Lesezeit: 1 min

Die türkische Regierung will sich mit umfangreichen Steuersenkungen gegen die ausufernde Inflation im Land stemmen. Das berichtet der türkischsprachige Dienst von Bloomberg. In mehreren Branchen, wie der Autoindustrie sowie bei Haushaltsgeräten und Möbeln, würden die Sätze reduziert, kündigte Finanzminister Berat Albayrak am Mittwoch an. Die Regierung werde auch weiterhin Schritte einleiten, um die Inflation zu drücken. Das Schlimmste sei bereits überstanden. Die Teuerungsrate war im September auf 24,5 Prozent geklettert, den höchsten Stand seit 15 Jahren.

Unter anderem soll bei Möbeln die Mehrwertsteuer (KDV) von 18 auf acht Prozent, bei Haushaltsgeräten soll die Sondersteuer (ÖTV) auf null Prozent und bei den Nutzfahrzeugen soll die ÖTV von 18 auf ein Prozent gesenkt werden, berichtet CNN Türk. Die aktuelle KDV-Senkung bei Immobilien von 18 auf acht Prozent soll beibehalten werden.

Nach Informationen der türkischen Wirtschaftszeitung Dünya Gazetesi werden die Steuern schrittweise zwischen dem 1. und 30. November gesenkt werden.

Die Börse reagierte umgehend auf die Ankündigung. Der Aktienkurs des Haushaltsgeräte-Herstellers Arçelik legte um fünf Prozent zu, meldet die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Die Titel der Autobauer Ford Otosan und Tofaş gewannen jeweils sieben Prozent. Der Kurs der Landeswährung Lira schwächte sich hingegen gegenüber dem Dollar leicht ab.

Der Wirtschaftsberater des türkischen Präsidenten, Cemil Ertem, hatte im Mai 2018 angekündigt, dass die Inflation, die nicht nur nachfragebedingt sei, durch eine niedrigere ÖTV gedrosselt werden soll, berichtet Haberler.com.

Seit Jahresbeginn hat die türkische Währung im Vergleich zum Dollar rund ein Drittel ihres Werts eingebüßt. So werden in Euro oder Dollar abgerechnete Importe teurer, was die Inflation anheizt. Unter anderem hat die scharfe Kritik von Erdoğan an den Märkten Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank aufkommen lassen. Diese hatte im September im Kampf gegen die Inflation ihren Leitzins von 17,75 auf 24 Prozent angehoben.

Vor der Mitteilung des Finanzministers hatte die Notenbank (TCCB) ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr deutlich nach oben geschraubt. Sie geht nun von 23,5 Prozent aus. Bislang wurden 13,4 Prozent erwartet. Für 2019 sei mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 15,2 statt wie bisher um 9,3 Prozent zu rechnen. Sie erklärte außerdem, ihre Geldpolitik zu überarbeiten, sollte sich an den Inflationsaussichten etwas ändern. Das geht aus dem Inflations-Bericht der TCCB für das vierte Quartal des aktuellen Jahres hervor.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama OECD-Bericht zur Klimaentwicklung: Unsere Welt wird trockener – Dürreflächen steigen massiv
17.06.2025

Durch den Klimawandel sind immer größere Flächen von Dürre betroffen – mit schwerwiegenden Folgen für Wirtschaft, Mensch und Umwelt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drohnenhersteller Helsing: Deutschlands wertvollstes Start-up erhält 600 Millionen Euro von Investoren
17.06.2025

Der Drohnenhersteller Helsing sorgt für Schlagzeilen: Mit einer Milliardenbewertung steigt das Rüstungsunternehmen zum wertvollsten...

DWN
Technologie
Technologie Made in Germany: Wie Technik und Tüfteln Hoffnung machen
17.06.2025

Deutschland war einmal stolz auf seinen Erfindergeist – heute dominiert die Krisenrhetorik. Doch während Politik und Großindustrie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verdi warnt vor Finanzloch: Kommunen brauchen Milliardenausgleich
17.06.2025

Kurz vor dem Spitzentreffen von Bund und Ländern schlägt Verdi‑Vorsitzender Frank Werneke Alarm. Steuerliche Entlastungen für...

DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Kiew überschattet G7-Gipfel – mindestens 14 Tote
17.06.2025

Russische Raketen treffen Kiew während des G7-Gipfels. Mindestens 14 Menschen sterben – Selenskyj warnt vor Moskaus Strategie, zivile...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teilzeit boomt: Deutschland zählt zu den EU-Spitzenreitern
17.06.2025

Beschäftigte in Deutschland liegen in Sachen Teilzeit mit an der Spitze in der EU. 2024 arbeiteten hierzulande 29 Prozent der...

DWN
Panorama
Panorama Großes Bangen in Regensburg: CSD unter Bedrohungslage neu geplant
17.06.2025

Die Zahl queerfeindlicher Angriffe in Deutschland steigt. Nun ist auch der Christopher Street Day (CSD) in Regensburg von einer...

DWN
Politik
Politik Trump verlässt G7 vorzeitig: Drohende Nahost-Eskalation im Fokus
17.06.2025

Mit einem überraschenden Abgang beim G7-Gipfel wirbelt Trump das hochrangige Treffen durcheinander. Kurz nach der Abreise hinterlässt er...