Technologie

China schickt Raumsonde zur Rückseite des Mondes

Eine chinesische Raumsonde ist auf der erdabgewandten Seite des Mondes gelandet.
03.01.2019 11:30
Lesezeit: 1 min

Mit der ersten Landung auf der Rückseite des Mondes feiert Chinas Weltraumprogramm einen Meilenstein. Als die Raumsonde «Chang'e 4» am Donnerstagmorgen genau zur geplanten Zeit um 3.26 Uhr im Aitken-Krater in der Nähe vom Südpol aufsetzt, macht sich Erleichterung unter den Wissenschaftlern und Ingenieuren im Pekinger Kontrollzentrum breit. Das Manöver galt als besonders schwierig, weil die Rückseite des Mondes im Funkschatten zur Erde liegt.

«Die Landung hat vor allem einen großen symbolischen Wert», sagt der Dortmunder Techniksoziologe und Weltraumexperte Johannes Weyer. Die Amerikaner hätten sich in der Vergangenheit mit den Russen einen Wettkampf um die Vorherrschaft im All geliefert – und gewonnen. Jetzt kommen die Chinesen, «die demonstrieren, dass sie eine technologische Großmacht sein wollen». China hatte extra einen Satelliten stationiert, der die Signale der Sonde weiter zur Erde leitet.

Nicht nur auf der Erde, auch im All müssen sich die USA daran gewöhnen, dass sie neue Konkurrenz bekommen. Mit Roboterfahrzeugen, die lediglich Fotos von der Mondoberfläche machen, will sich China bei seinen ambitionierten Plänen nicht mehr lange begnügen.

Kaum ist die nach der chinesischen Mondgöttin benannte «Chang'e 4» gelandet, steht auf Pekings eng durchgetaktetem Weltraum-Plan schon die nächste Mission an. Mit «Chang'e 5» sollen noch in diesem  Jahr Gesteinsproben zurück auf die Erde gebracht werden. 2030 soll dann erstmals ein Chinese auf dem Mond landen.

«Alles baut aufeinander auf», sagt Ouyang Ziyuan, führender wissenschaftlicher Berater des chinesischen Mondprogramms. China denke sehr langfristig und zeigt auch Interesse an den Rohstoffen auf dem Mond - besonders Helium-3. Das Isotop gilt als möglicher Brennstoff für Kernfusionskraftwerke in ferner Zukunft.

Doch nicht nur auf dem Erdtrabanten verfolgt Peking ambitionierte Pläne. 2018 schickte China zum ersten Mal mehr Raketen in den Orbit als jedes andere Land. Die Last, die neue Raketen-Generationen ins All tragen können, steigt dabei stetig.

So soll für China nicht nur bald schon eine Reise zum Mars Wirklichkeit werden, sondern bereits in naher Zukunft der Bau einer großen chinesischen Raumstation gelingen, die ständig bemannt ist. 2022 soll sie betriebsbereit sein.

Chinas Raumfahrtvorhaben dienen nicht nur dem Prestige und der wissenschaftlich-technischen Entwicklung, verfolgt werden ganz klar auch militärische Interessen. Militärexperten in China verweisen gerne darauf, dass künftige Kriege im All gewonnen werden. «Wer Raketen in den Weltraum schießt, kann auch andere Länder bedrohen. Das muss man immer im Hinterkopf haben», sagt Weltraumexperte Weyer.

Auf die neue militärische Konkurrenz im All stellen sich die USA unter Präsident Donald Trump längst ein. Er hat ein neues militärisches Führungskommando «Space Command» ins Leben gerufen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...