In Polen wurden ein Mitarbeiter von Huawei Technologies Co. und ein ehemaliger polnischer Sicherheitsbeamter festgenommen. Sie werden beschuldigt, im Auftrag von China Spionage betrieben zu haben, berichtet Bloomberg. Genaue Details zu den Anschuldigungen liegen nicht vor.
Der Mitarbeiter von Huawei ist ein chinesischer Staatsbürger, der den Verkauf von Huawei-Produkten an den öffentlichen Dienst leitet. Der beschuldigte Pole soll hingegen für den Mobilfunkbetreiber Orange Polska SA tätig sein. Bloomberg zufolge hatte die US-Regierung zuvor die EU-Staaten dazu gedrängt, Huawei von den Telekommunikationsnetzen abzuschneiden. Der chinesische Technologiekonzern steht deshalb in der gesamten EU unter wachsendem Druck.
"Wir müssen nun die gegen das Land (Polen, Anm. d. Red.) gerichteten Aktivitäten überprüfen. Dieser Fall ist noch lange nicht abgeschlossen", sagte Stanislaw Zaryn, Sprecher des polnischen Geheimdienstchefs, gegenüber TVPInfo. Wenn sie verurteilt werden, drohen den Verdächtigen bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Ein Vertreter von Huawei führte in einer Stellungnahme aus, dass man sich mit der Angelegenheit befasst habe. Huawei befolge geltende Gesetze in allen Ländern, in denen die Firma tätig ist. Die Mitarbeiter würden diesem Ansatz Folge leisten, meint der Sprecher.
Das chinesische Außenministerium meldete in einer Mitteilung: "Wir fordern das betroffene Land auf, den Fall fair auf der Grundlage der Gesetze zu behandeln und die legitimen Rechte der Menschen zu schützen."
Nach Angaben von TVPInfo soll es sich bei den Verdächtigen um Wei Wei W. und Piotr D. handeln. Orange Polska hat im vergangenen Jahr zusammen mit Huawei das polnische 5G-Mobilfunknetz für 38 Millionen Einwohnern ausgebaut. Das französische Mutterunternehmen Orange SA wird in Frankreich künftig nicht mehr mit Huawei zusammenarbeiten, sagte Orange SA-Chef Stephane Richard am Dienstag.
Es bleibt unklar, ob Orange Polska diesem Beispiel Folge leisten wird. Der Sprecher von Orange Polska, Wojciech Jabczynski, lehnte eine Stellungnahme ab.
Huawei steht auch in der Kritik, weil der Chief Financial Officer (CFO) von Huawei, Meng Wanzhou, internationale Banken dazu verleitet haben soll, unwissentlich Transaktionen mit dem Iran zu tätigen, was gegen die US-Sanktionen verstößt. Meng wurde vor vier Wochen gegen Kaution freigelassen und lebt in ihrem Haus in Vancouver.
Der wachsende Druck auf Huawei ist Folge der Bestrebungen der US-Regierung, den Konzern aus den 5G-Mobilfunknetzen auszuschließen. Als Grund werden Sicherheitsbedenken geäußert, Huawei arbeite mit der chinesischen Regierung zusammen.